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Feuerwehrauto, Einweisung

Aufbauarbeit der Feuerwehr

Bühler Hilfe in der moldawischen Partnergemeinde Kalarasch wirkt

Zwei Feuerwehrfahrzeuge aus Bühl tun jetzt Dienst in der moldawischen Partnerkommune Kalarasch. Das machte auch die Gründung einer weiteren Freiwilligen Feuerwehr möglich.
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Wie Staatsgäste: So fühlt sich die Bühler Feuerwehrdelegation bei ihrem Besuch in der moldawischen Partnerkommune Kalarasch. „Es fehlt uns an nichts“, sagt Kommandant Günter Dußmann.

„Wir müssen sogar abwehren, damit es nicht zu viel wird.“ Wohl ist ihm nicht, wenn die Gastgeber ordentlich auftischen oder die Gäste in der besten Lokalität des Orts unterbringen. Denn Dußmann kennt die Realität vor Ort.

Die sieht so aus: In Pitușca, einem der Orte des mit einem Landkreis vergleichbaren Rayon Kalarasch, in denen die Bühler Feuerwehr Aufbauarbeit leistet, gibt es in vielen Bereichen kein fließendes Wasser. Der Ort ist gerade mal zwölf Kilometer von der Rayon-Hauptstadt entfernt.

Wie die Infrastruktur immer noch aussieht, das macht betroffen.
Günter Dußmann Feuerwehrkommandant

„Es macht betroffen, wenn man sieht, wie die Infrastruktur immer noch aussieht“, sagt Dußmann. „Für uns ist das unglaublich.“ Aber auch das ist die Wirklichkeit: Eine Mutter bringt ihr Kind mit einem Porsche Cayenne zum Kindergarten, eine andere mit dem Fahrrad, ihr Kind in verschlissenen Kleidern. Die Diskrepanz mache zu schaffen.

Besucher aus dem Westen müssten einen Spagat hinlegen: „Auf Augenhöhe mit den Menschen, aber gleichzeitig hinter die Kulissen schauen.“ Wer mittlerweile so oft in Kalarasch gewesen sei wie die Bühler Feuerwehrleute, wisse aber genau, „wo es klemmt und wo wir hinschauen müssen“.

Hauptaugenmerk auf Feuerwehren

Feuerwehrauto
Umbau: Die Feuerwehr in Bravicea hat einen Edelstahlwassertank eingebaut. Foto: Günter Dußmann

Das Hauptaugenmerk gilt den Feuerwehren. Die Bühler haben bereits geholfen, im Rayon mehrere Freiwillige Feuerwehren aus der Taufe zu heben. In Pitușca folgte nun die nächste. Möglich machte es das nicht mehr benötigte Tragkraftspritzenfahrzeug, das Günter Dußmann, Oliver Linz, Christian Stricker und Tobias Nehus sowie Dolmetscher Johann Schmidt nach Kalarasch überführt haben. Das Fahrzeug ist das eine, die Motivation vor Ort das andere.

Der Bürgermeister sei engagiert, sagt Dußmann, und damit stehe und falle ein solches Projekt. Das Problem aber bleibe: „Es fehlt hinten und vorne an Geld.“ Dass derzeit der Spendenfluss vor allem in die Ukraine ströme, werde zwar nur hinter vorgehaltener Hand geäußert, mache sich aber bemerkbar. Dazu kommt: Moldawien nimmt seinerseits Flüchtlinge aus der Ukraine auf. „Sie suchen Hilfe, bleiben aber, wenn es geht, nicht lange.“

Tür Feuerwehrauto
Herkunftsnachweis: Seit vier Jahren ist das Oberweierer Fahrzeug in Kalarasch stationiert. Foto: Günter Dußmann

Jetzt ist das aber kein Thema. In Pitușca herrscht Stimmung der Marke Nationalfeiertag, als die Fahrzeugweihe für das Geschenk aus Bühl ansteht. Danach erhalten die künftigen Feuerwehrleute eine dreistündige Einweisung. Die 15 Männer sind so euphorisch, dass sie umgehend eine Übung beginnen und dabei ihren nicht minder euphorischen Bürgermeister nassspritzen.

Freiwillige Feuerwehr von Bravicea zur besten in ganz Moldawien gewählt

Was mit der Hilfe aus Bühl möglich ist, zeigt sich in Bravicea. Seit 2018 ist hier ein 40 Jahre altes Fahrzeug der Abteilung Oberweier stationiert. Die Mitglieder der Feuerwehr bauten es um, statteten es mit einem Edelstahlwassertank und einer Pumpe aus. Bühl hat auch hier Pate gestanden, und in diesem Jahr ist die Freiwillige Feuerwehr von Bravicea zur besten in ganz Moldawien gekürt worden.

Fahrzeugweihe
Bei der Fahrzeugweihe: Wie ein Nationalfeiertag fühlte sich für Günter Dußmann und Johann Schmidt (links) die Feier in Pitusca an. Foto: Günter Dußmann

Die Freiwilligen Feuerwehren seien mittlerweile besser akzeptiert, sagt Dußmann. Das zeigt sich beim Rüstwagen, dem zweiten Fahrzeug, das jetzt nach Kalarasch gebracht worden ist. Es steht zwar bei der Berufsfeuerwehr in Kalarasch, bei der zweitägigen Schulung sind aber auch Feuerwehrleute aus den umliegenden Orten dabei.

Das freut Dußmann: „Irgendwann kommt der Wagen bei ihnen zum Einsatz. Dann wissen sie schon Bescheid.“ Der Bühler Kommandant sieht in diesem Miteinander einen Schritt nach vorne, der nicht zuletzt dem Engagement aus Baden zu verdanken ist.

Es gibt immer noch viel zu tun. Wir können einen kleinen Beitrag leisten.
Günter Dußmann Feuerwehrkommandant

Weitere Hilfe wird nötig sein: „Es gibt immer noch viel zu tun. Wir können unseren kleinen Beitrag leisten“, sagt Dußmann.

Es gebe Anfragen aus anderen Orten, aber vorerst könne Bühl keine weitere Feuerwehr mit einem Fahrzeug ausstatten. Zwar bestehe Kontakt zur NGO Solidarity Fund aus Polen, die Fahrzeuge beschaffen oder auch bezahlen könne. Damit allein sei es nicht getan: „Es braucht Leute, die sie bedienen können, und es muss vor Ort passen.“

Die Perspektiven für Moldawien sind aber wenig rosig. Als die Bühler am frühen Morgen von Chisinau zurück nach Deutschland fliegen, ist ihr Flug einer von dreien mit einem Ziel in Deutschland. Nach halb Europa fliegen die proppenvollen Maschinen und bringen vor allem Männer irgendwohin zur Arbeit.

Zurück bleiben Frauen, Alte, Kranke und Kinder. Der Satz, den Günter Dußmann vom Präsidenten des Rayon Kalarasch gehört hat, sagt alles: „Eigentlich haben wir 83.000 Einwohner. Wie viele tatsächlich noch da sind, weiß ich nicht.“

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