René Dohr macht sich große Sorgen um seine pflegebedürftige Mutter, die zu Hause betreut wird. Mit ihren 92 Jahren brauche sie dringend eine Impfung gegen Corona. Aber alle Versuche des Sohnes bei Hotlines oder Ämtern, eine Auskunft zu bekommen, verlaufen bisher im Sand.
René Dohr kann nicht verstehen, warum seine gefährdete Mutter keine Impfung bekommt, obwohl sie zur ersten Impfgruppe gehört und täglich Besuch vom Sozialen Dienst bekommt.
Es gibt keine Informationen
„Wir geben sie nicht ins Heim, versorgen sie abwechselnd zu Hause und ringen seit Tagen um eine Corona-Impfung für unsere 92 Jahre alte Mutter. Aber es gibt weder eine Information, wann dies geschehen könnte und wer das schlussendlich machen soll“, klagt der Sohn über die Situation seiner Mutter, die er als sehr akut bezeichnet.
„Wenn es nach den strengen Kriterien gehen soll, dann müsste auch ich eine Impfung bekommen, weil ich mich ständig bei ihr aufhalte. Und was mir noch viel wichtiger ist und mich wirklich umtreibt, sind die Mitarbeiter des Sozialen Dienstes, die hier wirklich jeden Tag morgens bei meiner Mutter im Haushalt sind, sie waschen und pflegen“, schildert er die Pflegesituation.
Andauernd Kontakte
Als sehr bedenklich sieht er die Tatsache, dass die Mitarbeiter des Sozialen Dienstes „täglich von einer pflegebedürftigen Person zur anderen, also von Haus zu Haus gehen, und ihren Dienst verrichten. Einer Ansteckung meiner Mutter mit Covid ist dadurch buchstäblich Tür und Tor geöffnet“, gibt Sohn René zu bedenken.
Schließlich seien nicht nur er und seine Familie, sondern auch seine Schwester als Besucherin und somit auch diese Angehörigen mit im Boot. Dabei sei die ganze Familie stets bemüht, die Kontakte mit Mutter und Oma so niedrig wie möglich zu halten.
Wo sind die Impfteams?
Er habe deshalb sozusagen in alle Windrichtungen recherchiert, wer in so einem Fall zuständig ist. „Es wird nahezu täglich über das nun begonnene Impfen berichtet und dass die betagten Senioren als erste dran sind. Es geht dabei auch um Impfteams, die gebrechliche Menschen zu Hause aufsuchen und impfen. Aber niemand kann mir eine Auskunft darüber geben, wer das tun darf und wann das eigentlich geschehen soll“, erläutert Dohr seine hilflose Situation.
„Wir haben mit dem Hausarzt gesprochen, ob er denn die Impfung in diesem Fall vornehmen kann. Aber nach Auskunft unseres Arztes könne er dies nicht machen. Auf Empfehlung haben wir uns dann an die zuständige Krankenkasse, die Barmer, gewendet“, beschreibt Dohr seine Vorgehensweise. Die Auskunft sei klar und unmissverständlich gewesen: Die Krankenkasse sei der falsche Ansprechpartner, weil nicht zuständig. Deshalb könne man dazu „überhaupt nichts sagen.“
Dann kamen nach Angaben des Sohnes die Hotlines der Gesundheitsbehörden an die Reihe. „Die sind völlig überlastet. Das ist ein Geduldspiel mit geringen Gewinnchancen - wie beim Lotto“, fasst er seine Erfahrungen zusammen. Als Dohr schließlich doch Glück hat und bei der Hotline durchkam, war’s trotzdem nichts. „Dort sagte man mir, dass man dazu nichts sagen kann. Sie wüssten beim Thema Hausimpfung nichts und es werde auch noch keine Termine geben.“
Transport der Mutter ist nicht möglich
Schließlich ein neuer Lichtblick durch den allgemeinen Impfbeginn: Besteht die Chance, wenn Senioren im neuen Jahr in Karlsruhe geimpft werden? „Nein, das bringt gar nichts, weil meine Mutter nur schwer transportiert werden kann“, sieht der Sohn keine Chance, seine Mutter ins Impfzentrum in der Messehalle nach Rheinstetten zu bringen.
„Wir rennen gegen schweigende Mauern, weil keiner Bescheid weiß, auch nicht die Mitarbeiter der Hotlines“, stellt er resigniert nach seinen Bemühungen gegenüber dieser Zeitung fest. Entsprechende Mails, die an das Regierungspräsidium in Karlsruhe und die Gesundheitsbehörde in Rastatt gerichtet waren, hätte keine verwertbaren Hinweise für Impfungen von Senioren zu Hause ergeben.
Warten auf den Hausarzt
Auf Anfrage dieser Zeitung beim Landratsamt Rastatt gab es schließlich doch noch eine Auskunft, die eine gewisse, wenn auch vage Perspektive eröffnete: „Besagte Menschen, die älter als 80 Jahre sind, nicht in einem Altersheim wohnen und auch keine Möglichkeit haben, ein Impfzentrum aufzusuchen, werden voraussichtlich erst dann an die Impfung gelangen, wenn das Impfen über die Hausärzte erfolgt“, geht aus einer schriftlichen Mitteilung hervor.
Wann das sein könnte oder geplant ist, bleibt aber weiter unklar.