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Krankenpflegerin & Buchautorin

Bühler Pflege-Azubis sprechen mit Instagram-Star Franziska Böhler über Arbeit und Anerkennung

Franziska Böhler war virtuell zu Gast in Bühl: Auf Initiative der Pflege-Schule Sancta Maria hat die über Instagram bekannt gewordene Krankenpflegerin mit Azubis und Vertretern des Pflegebündnisses über Engagement und Berufspolitik diskutiert.

Mann präsent und Frau am Bildschirm
Einen intensiven Austausch auch zum Thema Berufspolitik ermöglichte die Videokonferenz mit Franzi Böhler (hier im Gespräch mit Schulleiter Manuel Benz) den Azubis der Fachschule Sancta Maria. Foto: Katrin König-Derki

In den Fokus des Gespräch zwischen Franziska Böhler, den Azubis und den Vertretern des Pflegebündnisses Mittelbaden sollte auch das Hierarchie- und Konkurrenzdenken innerhalb der Branche geraten. Und auch die fehlende öffentliche Anerkennung von Altenpflegern ließ die Runde nicht aus.

Franziska Böhler erzählt auf Instagram Geschichten aus dem Klinikalltag. 2020 veröffentlichte sie ein Buch und war zuletzt auf dem Titelblatt der Zeitschrift Stern und bei ProSieben zu sehen. Sie lebt bei Frankfurt am Main und ist nach Jahren in der Intensivpflege in einer anästhesiologischen Station tätig.

Sie hat den Mut, dem Land ein Gesicht zu zeigen.
Manuel Benz, Leiter der Pflegeschule

Schulleiter Manuel Benz wertete den Talk als besonders wichtig, gebe es doch durch die Pandemie viele Aussteiger in der Pflege – umso bedenklicher, weil der Branche um 2030 ohnehin bis zu 500.000 Pflegekräfte fehlen werden, wie er betonte.

Obschon die Pflege 2020 verstärkt ins Blickfeld gerückt sei, passiere politisch nichts. „Genau jetzt müssen wir laut werden.“ Franziska Böhler sei eine, die nicht nur für 1,7 Millionen Pflegekräfte bundesweit spreche, sondern für eine ganze Gesellschaft: „Sie hat den Mut, dem Land ein Gesicht zu zeigen.“

Franziska Böhler will mehr Aufmerksamkeit für die Pflege

Böhler beschrieb, wie schwierig es gewesen sei, das Thema in sozialen Medien zu platzieren. „Mein Ziel war, auch Menschen zu erreichen, die keine Berührungspunkte mit der Pflege haben.“ Sie habe versucht, ihren gesamten Alltag zu spiegeln, Haushalt und Kinder inklusive. Mit ihrem Buch, sagte sie auf Nachfrage, habe sie problematische wie gute Seiten ihres Berufs darstellen wollen. „Es sollte gesellschaftlich aufrütteln.“

Schulleiter Benz nahm die Berufspolitik ins Visier: „Wir können nur professionell pflegen, wenn wir die Rahmenbedingungen dafür bekommen.“ Franziska Böhler bedauerte das Fehlen einer Institution, etwa einer Kammer, die alle Pflegekräfte bündle und „den Fuß politisch in die Tür kriegt“. Den Azubis riet sie, der Gewerkschaft Verdi beizutreten. „Im Kern müssen wir uns besser aufstellen.“

Zwei Azubis monierten, Krankenpfleger seien besser angesehen als Altenpfleger, trotz vieler Parallelen in der Ausbildung. Zudem berichteten die Medien stets über Intensivstationen, nicht über den herausfordernden Alltag in stationären Einrichtungen. Böhler: „Es ist mir ein Rätsel, warum sich Berufsgruppen in der Pflege so bashen, auch auf Facebook.“

Mein Ziel war, auch Menschen zu erreichen, die keine Berührungspunkte mit der Pflege haben.
Franziska Böhler, Krankenschwester

Es gebe nicht „besser“ oder „schlechter“, sondern unterschiedliche Tätigkeitsschwerpunkte. Das mediale Interesse an Intensivstationen wiederum erklärte sie mit der Angst vor fehlenden Kapazitäten. Zudem liefere die Altenpflege keine Schlagzeilen. Sie mutmaßte, dass Isolierung und Vereinsamung der Menschen in Heimen auch das Personal an Grenzen brächten.

Den Tenor der folgenden Wortbeiträge resümierte Benz: „Krankenpfleger benötigen andere Fähigkeiten als Altenpfleger, alle machen eine wichtige Arbeit. Wir sitzen in einem Boot.“

Weg vom Klein-Klein, hin zu mehr Engagement?

Abzuwarten bleibe, wie sich die Waage mit der breiter gefächerten Ausbildung (Generalistik) verteile. „Ich wünsche mir, dass die Pflegekräfte sich dadurch annähern.“ Peter Koch vom Pflegebündnis sagte: „Wir alle bewegen uns auf einem hochprofessionellen Feld. Es ist wichtig, dass wir vom Klein-Klein wegkommen, die Azubis sich berufspolitisch einbringen und ihre Macht auf die Straße tragen. Wer soll etwas für unseren Beruf tun, wenn nicht die jungen Kollegen?“ Und dafür, schloss Benz, brauche es Mut. Genau wie ihn Franziska Böhler bewiesen habe.

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