„Schulbereisung“ nennt das Landratsamt Rastatt den Termin in Beamtendeutsch. Doch er sollte weniger trocken werden, als der Namen vermuten lässt. Die Mitglieder des Ausschusses für Schulen und Kultur des Kreistags besuchten gemeinsam mit Landrat Christian Dusch (CDU) die vier kreiseigenen Schulen im Stadtgebiet Bühl.
Das Spektrum dieser Einrichtungen ist riesig und reicht von der Berufsbildung in Sachen Technik, Wirtschaft und Soziales bis zur Sonderpädagogik. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Problemstellungen, mit denen die Kommunalpolitiker konfrontiert wurden. Auffällig ist aber, dass die EDV überall ein Thema war, wenn auch mit ganz verschiedenen Akzenten.
Probleme mit der EDV bei der Handelslehranstalt in Bühl
Michael Lebfromm, Leiter der Handelslehranstalt (HLA), berichtete, dass seine Schule im Grunde einen Vollzeitmitabeiter benötige, um die immer umfangreichere EDV zu pflegen. Gleichzeitig sei die Ausstattung inzwischen acht bis zehn Jahre alt. „Das ist wie drei Jahrzehnte bei anderen Dingen“, meinte Lebfrom, der dies nicht als Vorwurf an den Landkreis verstanden wissen wollte. „Was soll man tun, wenn sich die Schiffe vor Singapur stauen?“, fragte er.
Nach dem Ausstieg ihres Fachlehrers für EDV, der die gesamte Anlage der Schule betreut hat und nun sein Beamtenverhältnis aufgegeben hat, steht die HLA vor einem echten Problem. Bisher hat alles bestens funktioniert. Doch nun fragt sich Lebfromm: „Darf man einem einzigen Menschen eine solche Aufgabe überlassen? Wenn er weg ist, rotieren alle.“ Nun wird die Betreuung der EDV auf mehrere Schultern verteilt.
Auch Gabriele Krämer, Leiterin der Elly-Heuss-Knapp-Schule, kämpft mit der EDV. „Unsere Schule wurde in den Jahren 2000 bis 2007 mit großem Aufwand saniert und erweitert“, berichtete sie.
Wegen der sozialen Ausrichtung der Schule habe damals niemand an die Digitalisierung gedacht. „Die Pflege war vor rund sechs Jahren der erste Bereich, in dem wir mit der Digitalisierung konfrontiert wurden. Deshalb hängen wir dem üblichen Standard hinterher. Die technische Vorbereitung existiert in unserer Schule nicht.“
Die neue Glasfaserverkabelung ist, wie befürchtet, in den Sommerferien nicht fertig geworden.Gabriele Krämer, Leiterin Elly-Heuss-Knapp-Schule
Vom Digitalpakt nach Corona hat die „Elly“ profitiert. Krämer berichtete von mobilen Endgeräten für Lehrer und Schüler, einem neuen Server, neuen Beamern und einer Lernplattform. Doch das allein hilft wenig. „Die neue Glasfaserverkabelung ist, wie befürchtet, in den Sommerferien nicht fertig geworden“, sagte Krämer.
In den Herbstferien sollen die Arbeiten fortgesetzt werden. „Teilweise stehen die neuen Geräte nun ohne Verkabelung rum“, bedauerte die Schulleiterin. Gleichzeitig gebe es beim Lehrpersonal ein „Höllenloch“. Die Einwandererklasse wird seit April von Pensionären betreut.
Zehn Neueinstellungen an der Gewerbeschule
Ganz anders ist die Situation an der Gewerbeschule. Schulleiter Volker Bachura freute sich nach drei Jahrzehnten der „Defizitverwaltung“ endlich wieder über eine personelle Vollausstattung der Schule. „Das Land hat richtig reingelangt“, erklärte er. Allein in diesem Jahr habe es zehn Neueinstellungen gegeben. Auch in Sachen EDV sieht es gut aus. „Wir sind zufrieden“, meinte Bachura gegenüber dieser Zeitung. „Wir haben aber auch jeden Euro in EDV investiert.“
Gegenüber den Kreisräten machte Bachura aber klar: „Alleine durch Endgeräte für Schüler wird das Lernen nicht besser.“ Die neue Technik müsse sinnvoll eingesetzt werden. Die Gewerbeschule verfügt inzwischen über 450 Schüler- und 80 Lehrer-Endgeräte. Alle Vollzeitklassen sind mit Tablet-PCs ausgerüstet.
Elly-Heuss-Knapp-Schule klagt über Rückgang der Schülerzahlen
Außerdem gibt es 20 große Touchboards. Wie die im Unterricht eingesetzt werden, präsentierte die Schule den Besuchern an mehreren Ständen im Foyer, anschließend ging es weiter in verschiedene Fachräume, die das gewaltige Spektrum der Schule vom Bau bis zu den Naturwissenschaften zeigten. Dennoch klagt die Gewerbeschule, wie auch die „Elly“, über einen Rückgang der Schülerzahlen.
Die letzte Station war die Rheintalschule. Sie ist ein Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit dem Förderschwerpunkt Lernen.
Schulleiter Axel Stöhr stellte fest: „Wir sind ganz anders als die Berufsschulen, die Sie gerade besucht haben.“ Die Rheintalschule betreut nicht nur die Klassen eins bis neun, also junge Menschen bis zur Berufsvorbereitungsphase, sondern auch Kleinkinder. „Wir müssen ebenfalls die Inklusion in anderen Schulen bedienen“, sagte Stöhr.
Der Schulleiter zeigte sich stolz, dass seine Schüler alle einen qualifizierten Hauptschulabschluss erreichen. Gewisse Probleme bereitet allerdings das Schulgebäude. Die Heizkörper sind aktuell noch nicht montiert, so dass es im Frühherbst ziemlich kalt wird. Foyer und Korridore der Schule sind dunkel und ursprünglich mit Sichtbeton.
Das Kollegium hat deshalb begonnen, die Wände weiß zu streichen. Schließlich sei das Gebäude wie ein „zweiter Pädagoge“ und „Lebensort für die Schüler.“ Das hat sich bewährt. Inzwischen bleiben Schüler, die daheim keine Arbeitsplätze haben, für die Hausarbeiten in der Rheintalschule.