Im Gemeindezentrum herrscht am Dienstagmittag reges Treiben. In den Jugendräumen hängen Gewänder, die Stück für Stück von den eintreffenden Kindern angezogen werden. Krone auf den Kopf, Stern und Weihrauchfass in die Hand, dazu ein Bollerwagen mit Spendenkässel und noch so allerlei: Es kann losgehen – die Sternsinger der Pfarrgemeinde St. Peter und Paul gehen ein weiteres Mal auf Tour, zum Glück an diesem Tag bei bestem Wetter.
Seit Sonntag sind die Gruppen mit mindestens drei „heiligen Königen“ täglich bis zu fünf Stunden unterwegs, wie Pastoralreferent Nikolaus Wisser erzählt, jeweils verschiedenen Stadtteilen zugeordnet. „Im Anschluss treffen wir uns wieder und notieren die eingegangenen Spenden.“
Ein Anteil fließe in die offizielle Aktion des Dreikönigssingens. Unter dem Motto „Kinder stärken, Kinder schützen – in Indonesien und weltweit“ stehe 2023 der Kinderschutz im Fokus. „Wir unterstützen zudem ein Kinderheim in Bogotá und unsere Partnergemeinde in Lima.“
Für gewöhnlich kämen 8.000 bis 10.000 Euro zusammen, sagt er. Viele Bühler schenkten den Sternsingern zusätzlich etwas „privates Geld“. „Das landet in einem separaten Topf, damit finanzieren wir eine gemeinsame Fahrt in den Europapark.“
Nachwuchs ist schwieriger zu finden als früher
Und: „Am 6. Januar kommen alle Sternsinger in den Gottesdienst, um ihre Gaben zu bringen. Im Anschluss werden sie zum Spaghetti-Essen eingeladen.“ Es sei in den vergangenen Jahren schwieriger geworden, Ministranten und Sternsinger zu finden, räumt er ein. „Entsprechend viel haben jene, die mitmachen, zu tun.“
Gar nicht schlimm, befinden Paul Kowollik, Philipp Klein und Jascha Kratzer, drei fröhliche Könige, die für Hauptstraße und Hänferdorf zuständig sind. „Es macht Spaß“, sagt Jascha. Die Siebtklässler erzählen freimütig von ihren neuen Erfahrungen, schließlich sind sie zum ersten Mal dabei. An diesem Tag lernen sie mit Blick auf Technik dazu: Auf ein Stück Kohle im Fässchen, mit einem Grillanzünder zum Glühen gebracht, wird Weihrauch gelegt.
Manche Leute sind nett, andere nicht.Philipp Klein, Sternsinger
Die Jungs sind zu schnell dran mit dem Weihrauch; der verbrennt. Sie blicken betroffen wie fasziniert auf die Flammen. Das haben sie aber fortan im Griff. Wenn sie von Haus zu Haus gingen, seien „manche Leute nett, andere nicht“, sagt Philipp auf Nachfrage. Ein alter Mann etwa habe nur den Kopf geschüttelt und die Tür wieder geschlossen. „Wir waren sogar schon bei Moslems. Die haben uns Kekse geschenkt.“
Grundsätzlich würden Sternsinger oft mit Süßigkeiten belohnt, erzählen die drei, zumeist mit Schokolade. An diesem Mittag allerdings werden so einige Wohnungen gar nicht erst geöffnet. Paul: „Entweder die sind weg, oder sie wollen uns nicht aufmachen.“ In diesen Fällen hinterlassen die Jungs einen vorgefertigten Brief im Briefkasten.
Moderne Türen eignen sich kaum noch für Kreide
Schließlich haben sie aber doch Glück. Ein älteres Ehepaar hat die Sternsinger wohl schon erwartet. Die drei singen, segnen die Wohnung, bitten um eine Spende, sagen noch einen Dankesspruch und kleben einen Sticker mit der klassischen Sternsinger-Aufschrift auf die Tür (Wisser zufolge eignen sich moderne Türen kaum noch für Kreide).
Auch eine Dame in einem anderen Haus freut sich über den Besuch. Als Paul sich im Text verhaspelt, lächelt sie und sagt aufmunternd: „Bis ihr durch seid, könnt ihr’s!“ Aber ganz bestimmt.