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Arbeit an der Esse

In der Bühlertäler Geiserschmiede schwingen Hobbyschmiede den Hammer

Die Hobbyschmiede Rüdiger Bahrmann und Ralf Häußler bearbeiten in der Bühlertäler Geiserschmiede regelmäßig glühendes Eisen. Sie erklären, was daran so besonders ist.

Ralf Häußler (links) und Rüdiger Bahrmann in der Geiserschmiede, der sie einen wichtigen Teil ihrer Freizeit widmen.
Ralf Häußler (links) und Rüdiger Bahrmann in der Geiserschmiede, der sie einen wichtigen Teil ihrer Freizeit widmen. Foto: Katrin König-Derki

Es ist ungewöhnlich ruhig in der Geiserschmiede. Nichts hämmert, qualmt oder zischt. Natürlich nicht, denn die Hobby-Schmiede Rüdiger Bahrmann und Ralf Häußler sind an diesem Abend ausschließlich zum Gespräch mit dem ABB im Heimatmuseum. Sie sind aktuell neben Kalle Holub die einzigen, die hier noch den Hammer schwingen – sei es aus Spaß an der Sache, sei es für öffentliche oder private Veranstaltungen.

Gern würden sie ihr Team vergrößern, um das Potenzial der Schmiede in einem größeren Maße ausschöpfen zu können: Bahrmann stellt sich die Teilnahme an Fortbildungskursen vor, das Schmieden von Kunsthandwerk weit über die klassischen Hufeisen hinaus, gezielte Projekte für potenzielle Hobby-Schmiede und insgesamt eine Gemeinschaft, in der man sich Gesellschaft leistet und ehrenamtliche Aufgaben besser verteilt.

Das Schmieden erfordert Kraft und Kondition

Um als Hobby-Schmied aktiv zu werden, darin sind sich die beiden einig, braucht es echtes Interesse. Und ein gewisses Alter, denn das Handwerk, sagt Bahrmann, sei körperlich anstrengend, insbesondere in der Anfangsphase: Es erfordere Kraft und Kondition. Die Grundtechnik hingegen sei mit wenig Übung zu erlernen. „Es lohnt sich absolut, Zeit zu investieren“, sagt Häußler.

Er muss es wissen, kam er doch schon vor 20 Jahren durch Zufall zu der Freizeitbeschäftigung: „Mein Sohn war damals zehn Jahre alt und wir schauten einem der Schmiede hier bei der Arbeit zu. Ich sagte zu meinem Sohn: ‘Das könnte ich mir auch vorstellen!’ Da gab mir der damalige Fördervereinsvorsitzende Sigmar Kunz direkt einen Mitgliedsantrag. Und ich wurde Schmied.“ Eingeführt wurde er von Kunstschmiedemeister Sepp Nöltner, der sich inzwischen aus allen Aktivitäten zurückgezogen hat, wie Häußler erzählt. „Man muss zum Beispiel wissen, wie man das Feuer entfacht, die Glut am Leben erhält und die Werkzeuge bedient.“

Ich liebe den Duft, der mir entgegenschlägt, wenn ich eintrete.
Ralf Häußler
Hobby-Schmied aus Bühlertal

Die Faszination an der schweißtreibenden Arbeit hänge aber vor allem mit der besonderen Atmosphäre der Schmiede zusammen. „Es ist ein historischer Ort. Ich persönlich liebe schon den Duft, der mir entgegenschlägt, wenn ich eintrete. Auch, dass die Menschen gebannt zuschauen, wenn man an der Esse steht, ist ein gutes Gefühl. Und nach zwei, drei Stunden Tätigkeit hat man etwas in der Hand! Das ist mit Bürotätigkeiten nicht zu vergleichen.“ Ihm bereitet es zugleich Freude, das Museum und die alte Handwerkskunst immer wieder zum Leben zu erwecken. „Hier ist nichts statisch.“

Eine ganz eigene Welt

Ähnlich äußert sich Bahrmann, der in Sachsen aufwuchs, wo seine Großeltern und Eltern eine Schmiede betrieben. „Mir war das Handwerk also vertraut“, sagt er. „Schon als Kind habe ich empfunden, dass es etwas Ungewöhnliches ist, in einer alten Schmiede zu sein. Man taucht in eine ganz eigene Welt ein. Erst hier in Bühlertal habe ich allerdings den Wunsch entwickelt, die Arbeit selbst auszuprobieren, zumal ich ganz in der Nähe des Museums wohne.“

Wir müssen sichtbarer werden, um mehr Menschen für unser Hobby zu gewinnen
Rüdiger Bahrmann
Hobby-Schmied aus Bühlertal

Auch er ist Familienvater. Es gelingt ihm aber aus seiner Sicht recht gut, Hobby und Privatleben zu vereinbaren. „Gern nehme ich mir sonntags etwas Zeit, um zu schmieden, weil während der Öffnungszeiten des Museums viel los ist. Ich bin überzeugt: Wir müssen sichtbarer werden, um mehr Menschen für unser Hobby zu gewinnen.“

Stolz macht es ihn, wenn Schmiede aus ganz Deutschland im Museum auftauchen: „Neulich waren sieben Schmiede aus Bayern da, die von uns gelesen hatten und das Museum besuchen wollten. Das ist doch genial. Nur, dass ich dachte: Wow, das sind Profis, und wir haben an unserer Arbeitsstätte noch nicht einmal richtig aufräumen können.“

Er und Häußler sind schließlich hauptberuflich sehr eingespannt als Ingenieur respektive Geschäftsführer. „Wenn wir mehr Leute wären, könnten wir das Ganze mega vorantreiben“, so Bahrmann. „Aber zu dritt sind unsere Möglichkeiten begrenzt.“ Und immer nur Hufeisen, sagt er in seiner flapsig-lustigen Art, „das kann’s nicht sein“.

Häußler weist auf einen Fantasietierkopf und ein damaszenisches Messer, die im Museum ausgestellt sind: „So etwas herzustellen, erfüllt einen natürlich mehr.“ Doch obwohl beide über ein erweitertes Team dankbar wären: Sie möchten diesen kraftfordernden, zugleich aber geradezu meditativen Ausgleich zu ihrem stressigen Berufsalltag nicht missen. Ihr Feuer wurde entfacht – und die Glut bleibt intensiv am Leben.

Kontakt

info@museum-geiserschmiede.de 

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