Der Mäusebussard zieht Carolin Greiners Blick sofort auf sich. Tiere haben es ihr von klein auf angetan. Als neue Schutzgebietsbetreuerin des Natur- und Landschaftsschutzgebiets Waldhägenich sind sie nun Teil ihrer beruflichen Arbeit.
Die 32-Jährige stammt aus dem Harz und hat in Osnabrück Biowissenschaften studiert. Das scheint geradezu zwangsläufig gewesen zu sein: „Ich komme vom Land, war immer draußen und fand alles interessant, was um mich herum war, vor allem die Tiere.“ Sie habe immer mehr wissen wollen, und am Ende lag es nahe, das Hobby zum Beruf zu machen. Gerade ihr Wissen über Pflanzen und Tiere, über die Biologie sei ein entscheidendes Kriterium gewesen, als die Stadt sich für Greiner entschied, sagt Barbara Thévenot, die Abteilungsleiterin Stadtentwicklung.
Zuletzt hatte Greiner in einem Freiburger Planungsbüro gearbeitet. Über ein Praktikum war sie zur Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt nach Freiburg gekommen. In verschiedenen Planungsbüros befasste sie sich danach mit der Umweltplanung. Die Arbeit sei breit gefächert gewesen: „Umweltberichte, Artenschutz, Fachgutachten“, zählt Greiner auf. Aber: „Vieles lief vom Tisch, ich bin selten rausgekommen.“
Die Ausschreibung der Stelle in Bühl habe sie daher sofort angesprochen. Im Winter habe sie sich zweimal im ihr bis dahin noch unbekannten Waldhägenich umgeschaut. Jetzt, im Sommer, wird das Bild runder: „Es ist hier sehr divers. Man sieht viel Wald, extensive Wiesen, Landwirtschaft. Das sind sehr viele unterschiedliche Lebensräume.“
Das sind sehr viele unterschiedliche Lebensräume.Carolin Greiner Schutzgebietsbetreuerin
Die Biologin spricht aber auch von einer aufgeräumten Landschaft. Was für die Landwirtschaft allgemein gelte, treffe für den Waldhägenich ebenfalls zu: „Vielfalt ist gut für die Artenvielfalt, aber sie hat auch hier abgenommen.“
Greiner möchte gemeinsam mit der Landwirtschaft langfristige Entwicklungen anstoßen und begleiten. Das Ziel sei eine Koexistenz: eine Landwirtschaft, „von der man leben kann“ und die es gleichzeitig ermögliche, die Lebensgrundlage verschiedener Arten wiederherzustellen. Das illustriert sie mit einem bemerkenswerten Satz: „Die Natur ist mehr als eine Kulisse für einen Spaziergang, sie ist die Lebensgrundlage.“
Waldhägenich in Bühl soll weiterentwickelt werden
Um diese auch in Zeiten des sich verändernden Klimas zu bewahren, soll es nach den Worten von Barbara Thévenot künftig stärker um eine Weiterentwicklung gehen. Bisher habe der Fokus stark auf der Bewahrung der vorhandenen Strukturen gelegen. Um den Charakter des Gebiets über veränderte Bedingungen hinwegzuretten, brauche es aber langfristig angelegte Konzepte.
An dieser Stelle soll sich eine Neuerung als hilfreich erweisen. Die Schutzgebietsbetreuung ist weiterhin eine halbe Stelle, jetzt ist aber in Personalunion eine weitere 50-Prozent-Stelle dazugekommen. Sie dient Aufgaben in der Landschaftsentwicklung in Bühl und Ottersweier.
Dazu gehört, dem Trend brachfallender Reben entgegenzuwirken, aber auch die Biotopverbundsplanung. „Hier profitiert die eine Stelle von der anderen“, sagt Thévenot. Das Schutzgebiet sei kein Solitär, fügt sie an. Es besitze ein riesiges Potenzial, „über das Biotopkonzept eine Verbindung nach außen zu schaffen“.
So könne ein zusammenhängendes Bild entstehen. Greiner bringt für diese Aufgabe Erfahrungen aus ihren bisherigen Stationen mit. Sie sieht Chancen in einem konzeptionell großflächig angelegten Biotopverbund und verweist auf mögliche Fördermittel von bis zu 70 Prozent.
Kehren Kiebitz und Feldlerche in den Bühler Waldhägenich zurück?
Am Ende könnte das auch der Tierwelt helfen, die vor 33 Jahren ein wesentliches Motiv bei der Ausweisung des Natur- und Landschaftsschutzgebiets war.
Kiebitz und Feldlerche nennt Greiner als mögliche Rückkehrer, „und wenn es für den Großen Brachvogel reicht, wäre das ein positives Highlight. In der Gegend ist er ja schon.“ Ein anderer seltener Gast hat sich derweil schon im Waldhägenich gezeigt (jedenfalls einer Fotofalle): eine Wildkatze. Für Carolin Greiner ist das besonders spannend. Sie „live“ zu erblicken, dürfte aber deutlich schwerer fallen als beim Mäusebussard am Himmel über dem Waldhägenich.