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Natürliche Ernährung

Christina Bongartz bietet in Bühl-Altschweier Wildkräuterführungen an

Brennessel als Superfood, Spitzwegerich gegen Husten und Stiche: Christina Bongartz erklärt bei ihrer Wildkräuterpirsch, wie die Teilnehmer Kräuter für sich nutzen können.

Christine Bongartz informiert bei den Wanderungen, welche Pflanzen reich an Vitaminen, Mineralien und sekundären Pflanzenstoffen sind.
Christine Bongartz informiert bei den Wanderungen, welche Pflanzen reich an Vitaminen, Mineralien und sekundären Pflanzenstoffen sind. Foto: Ursula Klöpfer

Das Sammeln von Wildkräutern liegt im Trend. Meist muss man gar nicht weit laufen, um essbare Wild- und Heilkräuter zu sammeln. Die Nutzungs- und Zubereitungsmöglichkeiten sind mannigfaltig: Ob in leckeren Salaten, gesunden Wildkräutersmothies oder herzhaften Pestos.

„Einige Menschen sehen in Wildpflanzen jedoch nur Unkräuter“, berichtet Christine Bongartz. Diese Erfahrung hat die Kräuterfachfrau aus Altschweier gemacht. „Kenner jedoch nutzen die vitalstoffreichen Wildkräuter für die gesunde Küche.“

Brennnessel gilt durch ihre Inhaltsstoffe als Superfood

„So gilt zum Beispiel die Brennnessel in der traditionellen Heilkunde als heimisches Superfood.“ Die Blätter liefern wertvolles pflanzliches Eiweiß, eine Vielzahl an Vitaminen und Mineralstoffen, insbesondere Eisen, und weitere Pflanzenstoffe. Diese stärken das Immunsystem und hemmen Entzündungen hemmen.

Doch dass auch die getrockneten Samenstände vielseitig zu verwenden sind, wüssten nur die wenigsten. „Brenneselsamen schmecken sehr nussig, und geben Wildkräutersalaten, Energiekugeln oder dem Müsli den letzten Kick.“

Christine Bongartz bietet Wildkräuterpirsch an

Doch wo kann man Wildkräuter sammeln? Welche sind essbar und in welchen Rezepten kann man sie verarbeiten? Diese und noch viele andere Fragen beantwortet Bongartz bei einer Wildkräuterpirsch in den Wiesen und Rebbergen von Bühl-Altschweier.

Und um es bereits vorwegzunehmen: Lustig wird es dabei auch noch. Zunächst zieht die Kräuterfachfrau mit einem Korb und einem Kuchenmesser los. Gesammelt wird, so erklärt sie, fernab von befahrenen Straßen oder gedüngten und gespritzten Feldern oder Wiesen.

Unglaublich, was der Laie auf seinen Spaziergängen weder registriert, geschweige denn probiert hat: Malvenblüten schmecken zwar nach nichts, dafür wirken sie aufgrund des Schleimgehalts reizmildernd. Echtes Mädesüß dagegen schmeckt interessant und erstaunlich lecker. Irgendwie fruchtig.

Woher kommt der Name? Leitet er sich vielleicht von „schönen Mädchen“ ab? Die Naturliebhaberin muss lachen. „Für die deutschsprachige Bezeichnung Mädesüß gibt es mehrere Erklärungsansätze“, erklärt die Kräuterfachfrau.

Während der Wanderung können die Teilnehmer naschen

Der am häufigsten genannte verweise darauf, dass man das Mädesüß früher zum Süßen und Aromatisieren von Wein und insbesondere Met verwendet hat. Der Name bedeute daher „Metsüße“. Auf jeden Fall sei er nicht von einem süßen Mädel herzuleiten.

Beim Wandern wird noch Rotklee genascht und Hagebutten gesammelt. Außerdem wird zur Verbesserung der Atmung ein Salbeiblatt in ein Nasenloch gesteckt. Auch wenn es umwerfend komisch aussieht, wirkt es sofort und riecht herrlich. Glücklicherweise ist niemand in der Nähe.

Sie ist ausgebildete Kräuterfachfrau

In einer Verschnaufpause auf einer herrlichen Wiese gibt es schließlich erfrischendes Wildkräuterwasser mit selbstgemachtem Rosmarinsirup zu trinken und buntes Wildkräuterbrot zu essen.

Aus welchen Quellen hat sich die Kräuterliebhaberin so viel Fachwissen angeeignet? „Ich habe im Laufe von acht Jahren in Renchen-Ulm bei Maria Vogt die Ausbildung zur Kräuterfachfrau absolviert“, verrät sie.

Bei Workshops können Teilnehmer etwa Rosenbutter herstellen

Heute kann man Kräuterwanderungen, Rosenabende oder Workshops zur Salbenherstellung bei ihr buchen. Eine Zeit lang habe sie auch an der Medizinischen Akademie in Baden-Baden als Dozentin im Fachbereich Podologie unterrichtet, eine Art Fußheilkunde.

Unerfahrene können sich unter einem Rosenabend vermutlich nichts Genaues vorstellen. Bongartz erklärt: „Es ist ein Workshop, in dem sich alles um die Rose dreht. Die Teilnehmer bereiten zusammen Rosenbutter, Rosenbowle oder Risotto aus Rosen zu. Auch ein Pesto mit Rosen schmeckt sehr lecker.“

Unsere Vorfahren kannten mehr als 400 Kräuter.
Christine Bongartz
Kräuterfachfrau

Der Mediengestalterin, die aus Kappelwindeck stammt, sind noch weitere Dinge wichtig: Artenschutz und Dankbarkeit gegenüber der Natur. „Jeder sollte an einer Sammelstelle nur so viel ernten, dass der Bestand nicht gefährdet wird.“ Auch wenn einige Menschen Wildkräuter als Unkraut bezeichnen würden, sollte man trotzdem ihr Überleben sichern. „Unsere Vorfahren kannten mehr als 400 Kräuter.“

An diesem Tag gibt es noch vieles zu lernen – etwa, dass Brennnessel-Tee harntreibend ist und bei rheumatischen Beschwerden und Verdauungsproblemen hilft. Man erfährt auch, dass Spitzwegerich, in Honig und Essig eingelegt, bei Husten sowie bei Insektenstichen hilft.

Spitzwegerich ist sehr vielseitig einsetzbar

Man muss nur ein paar Blätter mit den Fingern zerdrücken und auf den Stich reiben, sodass der Saft austritt. „Das lindert den Schmerz und den Juckreiz.“ Außerdem sei der Spitzwegerich durch seine Schleimstoffe bei Halsschmerzen und Husten ein echtes Wundermittel. Schon in der Antike sei er deshalb als „Heilwegerich“ bekannt gewesen.

Schließlich endet dieser Streifzug durch die Heimat an diesem schwülen Nachmittag. Christine Bongartz scheint glücklich. „Für mich ist Wildkräutersuche wie eine Meditation“, fasst sie ihre Gefühle in Worte. „Hier auf den heimischen Wiesen und Feldern geht mir einfach das Herz auf.“

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