Eine klitzekleine Holztür, oft zu erreichen über die zarten Sprossen einer winzigen Leiter, ist das Portal in eine magische Welt. Was sich dahinter verbirgt? Das weiß keiner so genau – doch in der Fantasie sind die zauberhaften Möglichkeiten unendlich.
Für die Bühler Kindergartenkinder der Löwenzahngruppe ist eines glasklar: Hinter dieser Tür lebt ihr Wichtel Willi. Sein weißer, weicher Bart reicht bis zu seinen kleinen Füßen. In seinem Gesichtchen ist nur eine runde, knubbelige Nase zu erkennen, seine Augen sind unter der großen Zipfelmütze nur zu erahnen.
Aber diese sind tagsüber sowieso hauptsächlich geschlossen – und der Wichtel selbst ist auch nicht zu sehen. Denn Willi ist – wie alle Wichtel – nachtaktiv und stellt nachts im dunklen, verlassenen Kindergarten so manchen Schabernack an, sorgt für Unordnung und spielt den Kindern kleine Streiche.
Die Löwenzahnkinder wiederum erfüllen ihrem Willi kleine Wünsche: Sie basteln ihm kleine Wichtelfreunde, damit er nicht so alleine ist, sammeln Naturmaterialien wie Nüsse, Tannenzapfen, Moos, und Blätter für einen kleinen Wichtelwald, indem sich Willi nachts rundum wohlfühlen kann.
Julenisse verkürzt die Zeit bis Weihnachten
Doch nicht nur in die Kindergärten hat es der niedliche dänische Brauch geschafft, schon im vergangenen Jahr ist zur Adventszeit in immer mehr Haushalte ein kleines bärtiges Zauberwesen eingezogen.
Ihren Ursprung hat die dänische Tradition der Wichteltür, dort Nissedør genannt, vor mehr als 300 Jahren. Sie sollte noch lange vor dem klassischen Adventskalender die Wartezeit bis Weihnachten verkürzen um mit dem Wichtel, der in Dänemark Julenisse heißt, Zauber und Fantasie in die dunkle Jahreszeit bringen.
Der bärtige Winzling kümmert sich dem Brauch nach um die Tiere auf den Höfen und hilft dem Weihnachtsmann mit den Geschenken oder auch bei den Weihnachtsvorbereitungen. So helfen manche der kleinen Wesen nachts beim Plätzchenbacken, bereiten den Teig und die Förmchen vor, dekorieren das Haus weihnachtlich oder packen schon mal das eine oder andere Geschenk ein. Als Dank für seine Dienste wird der Julenisse von den Menschen mit leckerem Milchreis oder mit Lebkuchen und Keksen versorgt.
Winzige Fußspuren im Schnee
Zwar hat ihn kein Mensch je wirklich mit eigenen Augen gesehen, aber seine Spuren hinterlässt der Wichtel nachts, wenn sonst alles schläft, überall – in Haus und Hof: Das können winzige Fußspuren im Schnee sein, Kekskrümel in der Küche, ein halb volles Glas Milch auf dem Tisch, verschüttetes Mehl, vertauschte Salz- und Zuckerbehälter und so weiter.
Der bekannteste seiner Art ist Wichtel Tomte Tummetott. Er entstammt der Feder von Astrid Lindgren, die ihm ein Kinderbuch gewidmet hat.
In manchen Familien ist der Wichtel auch ein Ersatz für den Adventskalender. Anstelle von 24 kleinen Türchen, die zu öffnen sind, legt der Wichtel 24 Kleinigkeiten vor die Tür.
Wer einen Wichtel bei sich Zuhause einziehen lassen will, der braucht natürlich eine kleine Wichteltür als Pforte in die magische Wichtelwelt. Diese kann selbst gebastelt sein aus Pappe oder Holz. Mittlerweile kann man hübsche Wichteltüren und ganze Wichtelsets mit Leiter, Stiefeln, Türkranz, kleinem Besen, Schlitten und Lampen auch kaufen. Die Wichteltüren werden an die Wand geklebt – nur die Wichtel können sie öffnen – oder in eine Wichtelkiste, und drumherum wird hübsch dekoriert.
Willi bekommt kleine Freunde
Die Bühler Kindergartenkinder der Löwenzahngruppe basteln derweil fleißig an weiteren kleinen bärtigen Freunden für ihren Willi und erweitern stetig seine Wohlfühl-Umgebung. Obwohl sie ihrem Willi bislang noch nicht in die Augen blicken konnten und tagsüber nichts anderes sehen können als die klitzekleine rote Wichteltür mit dem Kranz, wissen sie in ihrer Fantasie doch ganz genau, welch zauberhafte Welt sich dahinter verbirgt.
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