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Menschenkette auf dem Marktplatz

150 Menschen demonstrieren in Bühl gegen den Krieg in der Ukraine

Die Teilnehmer der Demonstration in Bühl bildeten gemeinsam eine Menschenkette um den Marktplatz. Beim Protest sollte es nicht bleiben.

Aktions Bündnis
Ein Zeichen gegen den Krieg: Auf dem Marktplatz in Bühl formierten sich die Teilnehmer einer Kundgebung am Montagabend zu einer Menschenkette. Foto: Bernhard Margull

Stille senkt sich über den Marktplatz. Nur ein paar auf der Hauptstraße vorbeifahrende Autos sind zu vernehmen – und, es ist viertel vor sechs, die Glocke von St. Peter und Paul.

„Friede sei ihr erst Geläute“, ließ Friedrich Schiller „Das Lied von der Glocke“ enden. Der Wunsch nach Frieden, nach dem Ende des Kriegs in der Ukraine ist auch das, was mehr als 150 Menschen hierher geführt hat.

Gemeinsam folgen sie der Bitte von Barbara Becker um eine Minute des Gedenkens: „für die Geflüchteten, die Gefallenen und Verletzten, die Opfer auf allen Seiten in diesem und den anderen Kriegen unserer Welt“.

Das von verschiedenen Parteien, Gewerkschaften und Gruppierungen unterstützte Aktionsbündnis Mittelbaden hatte zu der als „Menschenkette mit Spendenaktion“ angekündigten Kundgebung aufgerufen.

Fahnen in den ukrainischen Farben sind zu sehen, die Regenbogenfahne mit der Aufschrift „Pace“, Transparente mit Aussagen wie „Frieden ist kein Naturgesetz“ oder „Fakten statt Feindbild“ werden mitgeführt, aber auch politische Forderungen sind zu lesen: „Flugverbotszone jetzt!“

Aktion soll Kontrapunkt zu Corona-Demos sein

Barbara Becker und Beate Gässler, die eine für die SPD und die andere für die GAL Mitglied des Bühler Gemeinderats, haben die Kundgebung gemeinsam mit Theo Kaufmann von Fridays for Future maßgeblich organisiert.

Die Verteilung der eingehenden Spenden zeigt das doppelte Ziel der Kundgebung. Zunächst sei an eine einmalige Aktion als Kontrapunkt zu den „Spaziergängen“ von Gegnern der Corona-Politik gedacht gewesen.

Diese treffen sich auch jetzt wieder, auf der anderen Seite der Hauptstraße setzen sie sich in Bewegung. „Wir wollten zeigen, dass die Mehrheit eine andere Meinung vertritt“, sagt Gässler.

Spenden sollten an die internationale Impfkampagne Covax von Unicef gehen, damit auch in Ländern, denen die finanziellen Mittel dazu fehlten, gegen Corona geimpft werden könne. Unicef sei dank seiner Erfahrung und Netzwerke der richtige Partner.

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine sei rasch entschieden worden, die Spenden zu teilen und die eine Hälfte Unicef für die Unterstützung von Familien und Kindern in der Ukraine anzuvertrauen.

Gässler macht aber auch auf verschiedene Aktionen und Initiativen in Bühl aufmerksam, die Hilfe leisteten, etwa die Tafel, die dringender gebraucht werde denn je.

Applaus für russische Demonstranten

Barbara Becker zitiert „Bitten der Kinder“, die Bertolt Brecht 1951 unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs formuliert hat: „Die Häuser sollen nicht brennen. Bomber soll man nicht kennen. Die Nacht soll für den Schlaf sein. Leben soll keine Straf´ sein. Die Mütter sollen nicht weinen. Keiner soll töten einen.“

Das sei aktueller denn je und die Ukraine nicht der einzige Kriegsschauplatz auf der Welt. Mit dem Krieg dort sei aber ein „Untoter“ zurück in Europa, „der blanke, brutale, ungeschönte Angriffskrieg“.

Gemeinsam für eine bessere und friedlichere Welt.
Theo Kaufmann, Redner

Gegen jedes Völkerrecht habe eine Großmacht einen souveränen Staat überfallen: „Herr Putin, beenden Sie diesen Krieg!“, appelliert Becker, was das Publikum mit Beifall quittiert.

Der erklingt auch, als Becker die russischen Demonstrationen gegen den Krieg erwähnt: „Trotz einer geölt agierenden Propagandamaschine, trotz der Androhung drakonischer Strafen, trotz Gefahr für Leib und Leben und obwohl bereits Tausende verhaftet wurden, gehen weiterhin Menschen in Russland gegen den Krieg auf die Straße. Diese Menschen verdienen unseren höchsten Respekt!“

Es liegt vieles im Argen

Die Menschen auf dem Marktplatz formieren sich zu einer Menschenkette und verharren für einige Lieder (darunter „Imagine“ von John Lennon und „Es ist an der Zeit“ von Hannes Wader) als Perlenschnur des Friedenswunschs.

Den Schlusspunkt setzt Theo Kaufmann, der mit wenigen Worten daran erinnert, dass vieles auf der Welt im Argen liegt, er spricht von Krieg, Pandemie und Klimawandel, und er benennt das einigende Ziel: „gemeinsam für eine bessere und friedlichere Welt“.

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