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Zehn Jahre alt

Der Dorv-Laden in Bühl-Eisental stemmt sich gegen Schwierigkeiten

Der Dorv-Laden im Bühler Stadtteil feiert den zehnten Geburtstag. Dass er das schaffen würde, war nicht immer sicher. Ein Brandbrief sorgte für die Wende.

Eine Ladenfassade mit Plakaten
Der Dorv-Laden am Eisentaler Trottenplatz stemmt sich erfolgreich gegen verschiedene Schwierigkeiten und sieht sich auf dem Weg der Besserung. Foto: Ulrich Coenen

Ein neues Wort zog ein in den Eisentaler Sprachschatz. Dorv: Das ist genau genommen kein eigenständiges Wort, sondern ein Akronym, eine Abkürzung für „Dienstleistung und ortsnahe Rundumversorgung“. Die Verwechslungsgefahr mit dem Dorf ist einerseits längst gebannt, andererseits ist die Nähe der Begriffe sinnbildlich. Schließlich geht es um die Zukunft des Dorfs.

Zehn Jahre ist es her, seit der Dorv-Laden am Trottenplatz geöffnet hat. Am 16. November 2013 strömten die ersten Kunden in den Laden. Und das taten sie in den folgenden Wochen in großem Maße. Knapp 6.000 Kunden waren es in den ersten vier Wochen, rund 200 pro Tag. Das war sicher auch dem Reiz des Neuen zu verdanken; dass es so bleiben würde, war kaum zu erwarten.

Dabei ist der Laden nicht das einzige Element des Dorv-Konzepts. Hier finden sich auch Dienstleistungen wie die täglich geöffnete Poststelle, ein Geldautomat der Sparkasse, eine Lotto-Toto-Annahme und ein Reinigungsservice. Zudem ist das Dorv-Zentrum ein gesellschaftlicher Treffpunkt.

Der Dorv-Laden ist für Eisental immens wichtig.
Karin Feist
Ortsvorsteherin

Das schätzt auch Ortsvorsteherin Karin Feist: „Der Dorv-Laden ist für Eisental immens wichtig und für mich zum Dorfmittelpunkt geworden.“ Man treffe dort immer jemanden, sagt Feist, die auch von einer „Nachrichtenzentrale“ spricht. Sie hoffe sehr, dass der Laden noch lange bestehe. „Schon mit den zehn Jahren haben wir allen Unkenrufen vom Anfang getrotzt“, freut sie sich. Damit es auch weitergehe, mache sie immer wieder Werbung für den Laden. Denn ohne den Laden „wäre das Dorf wieder tot“.

Dorv-Laden in Eisental feiert Zehnjähriges

Das Zehnjährige feiert der Dorv-Laden auf zweierlei Weise. Das ganze Jahr hat die Zehn zum Motto. So erhalte jeder Kunde an jedem Zehnten eines Monats ab einem Einkauf von zehn Artikeln den günstigsten Artikel gratis, berichtet Geschäftsführerin Christine Donath.

An diesem Freitag nun steigt eine eigene Geburtstagsparty: „Im Sommer feiert es sich besser“, sagt Donath mit Blick auf den Eröffnungstermin. Los geht’s um 15 Uhr.

Gefeiert werde bei jedem Wetter, im Zweifel könnten Zelte aufgestellt werden. Im Mittelpunkt steht eine Herausforderung an das ganze Dorf: „Schafft es Eisental, einen zehn Meter langen Hefezopf zu backen?“

Gebacken wird zu Hause, beim Dorv-Zentrum reihen sich die Kuchen dann aneinander. An die Kaffeezeit schließt sich der abendliche Dorv-Hock an. Schule und Kinder des Turnvereins haben Beiträge zur Unterhaltung vorbereitet, ebenso die Eisentaler Gesangsgruppe Die Liköre, die ein eigens geschriebenes Dorv-Lied im Gepäck hat. Auch einige Zulieferer hätten ihr Kommen angekündigt, informiert Donath: „Sie stellen ihre Produkte aus und bieten sie auch zur Verköstigung an.“

Mindestlohn, Inflation und Energiekosten bereiten Dorv-Laden Schwierigkeiten

Wie aber sieht es abseits der Feststimmung aus? Im vergangenen Jahr herrschte angesichts geringerer Kundenzahlen und sinkendem Umsatz Krisenstimmung. Von 2018 bis 2021 ging die Kundenfrequenz um rund 20 Prozent zurück, beim Umsatz lag das Minus bei fünf Prozent. Inflation, Energiekrise und höherer Mindestlohn verschärften 2022 die Probleme. Allein der seit dem vergangenen Oktober geltende Mindestlohn schlage mit monatlich 2.000 Euro mehr zu Buche: „Die müssen wir erst mal einnehmen“, sagt Donath. Auf der anderen Seite sei das für die Mitarbeiter aber wichtig.

Donath ist seit Anfang im Dorv-Laden dabei und zählte auch zum Gründungsteam. Zunächst arbeitete sie halbtags im Team. 2019, als die Geschäftsführung neu zu besetzen war, bot ihr der Aufsichtsrat die Führungsposition an.

Kaum im neuen Amt, musste sie sich der Pandemie und ihren Folgen stellen: „Das war anstrengend für das Team und mich.“ Dabei habe die Corona-Pandemie für den Dorv-Laden auch positive Aspekte gehabt: „Die Leute kauften nicht mehr so gern in den großen Geschäften ein und kamen stattdessen zu uns“, sagt Christine Donath.

Brandbrief zeigte Wirkung: Mehr Kunden und Umsatz im Dorv-Laden

Nach einem Brandbrief, der unter dem Titel „Ohne Sie geht es nicht“ an alle Haushalte ging, wendete sich das Blatt, Umsatz und Kundenzahlen stiegen wieder. Allein im Januar dieses Jahres lag der Umsatz um 9.000 Euro höher als im Vorjahresmonat.

Auch wenn Donath auf die Frage nach ihrer Zufriedenheit mit dem Geschäftsgang „Wir kämpfen“ antwortet, ist sie zuversichtlich: „Wir sind auf dem Weg der Besserung und schauen positiv in die Zukunft.“ Eine Steigerung sei aber immer möglich. Wo es fehle, das sei beim Kundenkreis zwischen 35 und 50 Jahren.

Woran es überhaupt nicht fehlt, ist die Begeisterung des Dorv-Teams. Viel Idealismus steckt drin: „Wir sind oft früher da und bleiben länger, ohne das aufzuschreiben“, sagt Donath. „Wir hängen am Dorv.“ Auf die Schreibweise mit f träfe das ganz genauso zu.

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