Es ist bemerkenswert, wie viele verschlungene Wege in eine einzige Vita passen. Corinna Doba, Leiterin des Bürgerhauses, ist da ein gutes Beispiel. Die in Baden-Baden lebende Schwäbin studierte Betriebswirtschaft und arbeitete lange als Software-Beraterin.
Nach weiteren Stationen plant die Mutter von zwei Töchtern heute Jahresprogramme und kauft Kulturveranstaltungen ein. Das, was zu einer bestimmten Lebenssituation passte, fügte sich, wie sie erzählt.
Zunächst war da eine behütete frühe Kindheit auf der Ostalb. Als sie fünf Jahre alt war, zog die Familie nach Miami. „Es war ein schönes Leben dort. Wir hatten einen See hinter dem Haus, nach der Schule ging ich oft schwimmen. In den Ferien durfte ich mit meinem Vater in die Firma, da arbeiteten viele Kubaner, die mir Spanisch beibrachten.“
Die Rückkehr nach Heidenheim drei Jahre später sei ein Einschnitt für die Familie gewesen. „Die schwäbische Kleinstadt erschien uns nun sehr eng.“
Dennoch: Allmählich gewöhnten sich alle wieder ein. Doba machte Abitur - und wusste nicht, was sie studieren sollte. „Ich hatte in der Oberstufe Theaterplakate ausgetragen und an der Abendkasse Tickets abgerissen. Die Chefin des Hauses hatte ein Reisebüro, und da ich so eine Reise-Tante bin, dachte ich: Das wäre etwas.“
Betriebswirtschaftslehre statt Medizin
Schon der erste Tag im Büro bewies ihr das Gegenteil. „Das Gros der Menschen hatte nur Interesse an Pauschalreisen mit Hotelanlage und möglichst deutschem Essen, in welchen Ländern und Kulturen auch immer.“
Prozesse zu analysieren und anzupassen macht mir von jeher SpaßCorinna Doba, Leiterin Bürgerhaus Bühl
Trotzdem schloss sie die Ausbildung ab. „Der Plan war, danach Medizin zu studieren. Im Endeffekt entschied ich mich aber für BWL, machte während des Studiums ein Praxissemester in den USA und weitere Praktika im Ausland.“
Umzug nach Baden-Baden
Der erste Job: SAP-Beraterin. „Inzwischen hatte ich auch meinen Mann kennengelernt, der bei Bosch in Waiblingen arbeitete.“
Kurz darauf las sie eine Stellenausschreibung. „Ich wurde stellvertretende Abteilungsleiterin im Ticketverkauf. Wir mussten das System quasi neu aufbauen; das war durchaus herausfordernd.“
2002 wurde sie schwanger und ging in Elternzeit, dann kehrte sie ans Festspielhaus zurück und war in verschiedenen Abteilungen tätig. „Prozesse zu analysieren und anzupassen macht mir von jeher Spaß.“
Weiterbildung begleitet das Berufsleben
Nach der Geburt der zweiten Tochter blieb sie länger in Elternzeit, weil sie ihrer Mutter bei der Pflege ihres Vaters half. Zugleich machte sie sich in der Software-Branche selbständig. „Und ich habe mich immer weitergebildet“, sagt sie: „Pferdegestützter Coach, Lach-Yoga-Leiter, Schwarzwaldguide. Manche halten mich für verrückt.“
Als sie 2016 die Ausschreibung für die Leitung des Bürgerhauses las, bewarb sie sich. Mit Erfolg. „Ich wollte wieder unter Menschen, nicht nur zu Hause programmieren.“ Ihren Töchtern habe ihre Berufstätigkeit nicht geschadet: „Sie sind sehr selbständig geworden.“
Freude am Kochen und am Wandern
Apropos Hobbys: „Ich bin ein Kind der Berge und wandere gern. Freude habe ich auch an Kochen und Gartenarbeit“, sagt Doba. „Momentan lerne ich viel über Wildkräuter. Und wie man Gemüse fermentiert.“
Das könne von Nutzen sein, meint sie lächelnd. „Damit ich weiß, was man essen kann, falls der Strom wegbleibt.“ Komme, was wolle: Angst vor der Zukunft hat Corinna Doba nicht.