Skip to main content

Es klappert wieder von den Dächern

Feuerwehr unterstützt Großputz in den Bühler Storchennestern

So langsam klappert es wieder von den Dächern in der Region: Auch im Raum Bühl trudeln die Störche ein. Doch vor Liebesabenteuer und Kinderstube stand der Großputz an. Den erledigten allerdings nicht die Adebars, sondern Storchenvater Josef Günther. Und der kennt spannende Storchengeschichten.

Drohnenaufnahme der Putzaktion
In luftige Höhe: Das Putzteam mit Storchenvater Josef Günther (rechts) rückte auch an der Alten Schule in Oberweier mit der Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr an. Foto: Bernhard Margull

Lebenslange Treue – die sagt der Volksmund den Störchen nach. Josef Günther schmunzelt da nur. Der Storchenvater aus dem Bühler Stadtteil Moos kümmert sich seit 1987 um die Adebars in und um die Zwetschgenstadt und weiß anderes zu berichten. „Wie bei den Menschen gibt es den einen oder anderen Seitensprung.“

Nun trudeln die Störche langsam wieder ein, besiedeln ihre Quartiere auf diversen Dächern rund um Bühl – auf dem Balzhofener Rathaus ebenso wie auf der Alten Schule in Oberweier oder auf dem Feuerwehrhaus in Oberbruch.

Und wie es sich für ordentliche Haushalte gehört, stand dieser Tage ein ausgiebiger Frühjahrsputz auf dem Programm. Mit Josef Günther an der Spitze machte sich ein ganzes Team daran, die Adebar-Wohnungen zu kontrollieren und zu reinigen.

Feuerwehr hilft mit der Drehleiter

Tatkräftige Unterstützung kam – wie seit Jahren – von der Freiwilligen Feuerwehr Bühl, die ihre Drehleiter und zwei Mann zur Verfügung stellte. Dazu waren diverse Experten aus dem Rathaus eingebunden.

Geld gibt es nicht zu verdienen.
Josef Günther, Storchenvater

Früher hat der Mooser Storchenvater den Job allein gemacht, „da bin ich auf die Dächer geklettert und habe Dreck und anderes, abgesammeltes Material mit Eimern herunter geschafft“, berichtet Günther. Inzwischen ist er 78 Jahre jung, immer noch topfit, aber das mit dem Kraxeln aus der Luke auf den First ist ihm doch etwas zu viel geworden. Auf Dauer sucht Günther deshalb einen Nachfolger. Der sollte natürlich die Liebe zu diesem Job mitbringen, denn „Geld gibt es nicht zu verdienen“, lacht Günter.

Ciconiidae heißt die Familie der Störche wissenschaftlich. Im Elsass sind sie Wahrzeichen, in der Straßburger Orangerie leben sie zuhauf, und wer hier Storch sagt, meint natürlich den Weißstorch – Ciconia ciconia. Sein Bestand war lange gefährdet, hat sich aber inzwischen sehr gut erholt.

„Für den Storch ist einiges getan worden“, konstatiert Josef Günther, „heute gibt es wieder jede Menge“. Es ist auch ein Verdienst des Moosers, der mit knapp 80 Jahren noch zum Frühjahrsputz ausrückte. Gras muss entfernt werden, ebenso Mulchmaterial, bei den Störchen sehr beliebt, um die Nester komfortabel auszukleiden.

„Mit der Zeit verrottet das natürlich, vor allem bei Nässe“, so der Experte. Und Feuchtigkeit im Nest, dazu noch kühle Temperaturen, kann für den Storchennachwuchs sehr schnell den Tod bedeuten. „Das Wasser muss gut ablaufen können, das ist wichtig.“

Nester sind bis zu einer Tonne schwer

Doch die Putz-Aktion hat noch einen anderen Grund. Meister Adebar verfährt in seiner Wohnung nach dem Motto „immer feste druff“. Will heißen: Jedes Jahr kommt Nistmaterial dazu. Und damit wird die Geschichte immer schwerer. „Bei einem Nest mit 1,20 bis 1,50 Metern Höhe summiert sich das Gewicht schnell auf drei Zentner“, erklärt Günther.

Und das ist dann nicht einmal besonders viel, es gab und gibt Nester mit 500 Kilogramm oder sogar gut einer Tonne. Da sind die Behausungen in den Bühler Stadtteilen geradezu Leichtgewichte. Und dennoch: Jedes Dach hat statische Grenzen, deshalb wird beim Frühjahrsputz so weit wie möglich abgespeckt.

Störche im Nest in Oberweier - Alte Schule
Traute Zweisamkeit: Die Störche kommen jetzt auch in den Bühler Stadtteilen wieder an die Nistplätze. Ihre Population hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Foto: Hermann Seiler

Was Josef Günther in Sachen Störche in den vergangenen Jahrzehnten erlebt hat, bietet Stoff für ein Buch. Jüngst musste sich ein Bürger einer Umlandgemeinde gar vor Gericht verantworten, er hatte – wie berichtet – ein seiner Ansicht nach störendes Nest entfernt. Das geht nun gar nicht, so Günther.

Prinzipiell sind die Fachbehörden zu konsultieren. Inzwischen ist der Storch in der Region nicht nur zahlreich – in den Acherner Stadtteilen Gamshurst und Wagshurst gibt es ganze Kolonien –, er ist auch bequem geworden. Das sei nicht nur eine Folge des Klimawandels, so Günther. Viele der Vögel, zumindest die auf der Westroute, begnügen sich statt mit Afrika mit Südspanien. Laut Nabu bieten die dortigen Müllkippen genug Nahrung zum Überwintern.

nach oben Zurück zum Seitenanfang