Ein Besuch in der Bühler Flüchtlingsunterkunft Erlenstraße. Der Ort wirkt trostlos und verlassen. Verlassen ist das richtige Stichwort: Ehrenamtliche Besuche sind dort seit dem ersten Lockdown 2020 nicht mehr möglich, um das Infektionsgeschehen nicht weiter anzutreiben. Auch Aktionen, wie sie bis dato üblich waren – von Basteln im Jugendzentrum Komm bis hin zur Reparaturwerkstatt für Fahrräder – entfielen.
Das städtische Personal freilich kümmerte sich weiter um die Bewohner, allen voran Udo Klett vom Ordnungsamt. Gemeinsam mit Edgar Jäger und Deniz Maria Selimi hat er sich etwa darum gekümmert, dass die Geflüchteten über Auflagen informiert waren und, ganz aktuell, über das Thema Impfen.
Auch die schriftlichen Hinweise im Haus sind unübersehbar: Hygienevorschriften werden auf Deutsch, Arabisch, Englisch und Französisch erklärt.
Viele Bewohner können kaum Deutsch
Darüber hinaus haben die Drei das persönliche Wohlbefinden der Bewohner ziemlich gut im Blick: Mit den Menschen zu plaudern sei wichtig, sagt Selimi – nicht nur, damit diese Deutsch praktizierten. Das gelingt ihr indes bei Flüchtlingsfamilien, die in der Bergermühlsiedlung und weiteren Wohnungen untergebracht sind, deutlich besser.
Denn: Die kamen meist schon vor Jahren nach Bühl, konnten also beispielsweise noch Kontakte zu Einheimischen knüpfen, Sprachkurse stets in der Präsenz absolvieren, an Angeboten der Stadt Bühl oder des DRK-Kreisverbands teilnehmen.
Viele Bewohner „der Erlenstraße“, wie die Unterkunft weithin bekannt ist, sind hingegen kaum der deutschen Sprache mächtig, wie Klett erzählt. „Afrikanische Nationalitäten überwiegen derzeit.“
In der Bühler Flüchtlingsunterkunft gab es auch Corona-Fälle
Zum Glück, sagt er, sei die Situation nicht mit der „Flüchtlingswelle“ vor wenigen Jahren zu vergleichen, die Unterkunft mit rund 60 Bewohnern keineswegs ausgelastet. Man habe daher viele Personen in den Wohneinheiten des Hauses unterbringen können, die über Sanitäranlagen und Küche verfügten; eine Isolation stelle dort kein Problem dar. „Eine Familie musste tatsächlich in Quarantäne, das lief reibungslos.“
In der anderen Gebäudehälfte werden Küchen und Sanitäranlagen hingegen pro Etage gemeinschaftlich genutzt, wie er weiter berichtet. Dennoch gebe es kaum Corona-Fälle, was er auch auf die Angewohnheit vieler zurückführt, Fenster geöffnet zu lassen.
Martin Bürkle, Leiter des städtischen Fachbereichs Bürgerservice, erzählt von den Anfängen der Pandemie: „Zunächst hatten wir das Kellergeschoss zwecks Quarantäne vorbereitet. Es gab auch einige Fälle, und zwar nicht nur Bewohner dieser Einrichtung.“ Letztlich könne man aber auch eine Etage als einen Hausstand betrachten und die Bewohner verpflichten, diese gegebenenfalls nicht zu verlassen.
Stadt schickte keine mobilen Impfteams
Zur Impfkampagne sagt er, die Stadt habe darauf verzichtet, Impfteams ins Gebäude zu schicken. „Das ist zwar gestattet – Flüchtlinge gelten als priorisiert –, aber angesichts der Probleme, bei Impfzentren oder Hausärzten Termine zu bekommen, hätte eine Vorzugsbehandlung Ressentiments schüren können.“ Das Interesse der insgesamt 179 Flüchtlinge (davon 73 Kinder) in den 13 städtischen Unterkünften sei diesbezüglich ohnehin eher gering, so Klett.
„Bei einer Umfrage haben nur 15 Personen Bereitschaft signalisiert, sechs sind noch unentschlossen.“ Er gehe indes davon aus, dass viele Rentner, die sich vor der Pandemie hier engagierten, inzwischen geimpft seien. „Wir könnten daher allmählich wieder in die ehrenamtliche Betreuung starten“, sagt er.
Allerdings, ergänzt Bürkle, müsse das gut gesteuert werden. „Interessenten können sich bei unserer Flüchtlingsbeauftragten Lisa Horcher melden.“
Ehrenamtliche Unterstützung
Wer Interesse hat, sich in der Flüchtlingsarbeit zu engagieren, erreicht Lisa Horcher unter (0 72 23) 93 55 01 oder l.horcher.stadt@buehl.de.