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Streit um Alban-Stolz-Straße

Freiburger AfD argumentiert mit Aussagen eines Bühler Pfarrers - der ist stocksauer

Der Bühler Stadtpfarrer ist stocksauer auf die AfD. Deren Kreisverband Freiburg hat Äußerungen von Wolf-Dieter Geißler in einem Flyer als Argumentationshilfe gegen die Umbenennung der Alban-Stolz-Straße verwendet, dabei aber entscheidende Teile unterschlagen.

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Noch prangt der Name Alban Stolz auf dem Schild: Der Bühler Gemeinderat hat im Januar das Verfahren zur Umbenennung eingeleitet. Foto: Lienhard

Der Streit um die Benennung von Freiburger Straßennamen strahlt nach Bühl aus. Äußerungen von Stadtpfarrer Wolf-Dieter Geißler werden in einem Flyer des AfD-Kreisverbands Freiburg als Argument gegen die Umbenennung der Alban-Stolz-Straße ins Feld geführt. Geißler sieht seine Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen und hat die Rechtsabteilung des Erzbischöflichen Ordinariats eingeschaltet.

Wolf-Dieter Geißler ist sauer, stocksauer sogar. In einem Flyer daes Freiburger AfD-Kreisverbands werden Äußerungen des Bühler Stadtpfarrers als Argument gegen eine Umbenennung der Alban-Stolz-Straße angeführt.

„Ich war total geschockt, meinen Namen auf einem Flyer der AfD zu finden“, sagt Geißler gegenüber dem ABB. „Mit dieser Partei möchte ich nicht in Verbindung gebracht werden.“ Er habe bereits die Rechtsabteilung des Erzbischöflichen Ordinariats eingeschaltet.

Auf Facebook seinem Ärger Luft gemacht

Auf seiner Facebook-Seite hat Geißler seinem Ärger Luft gemacht. In einer „Klarstellung“ informierte er Montagabend, dass er auf den Flyer hingewiesen worden sei, „in dem es um die Umbenennung von Straßen geht. In diesem Flyer werde ich namentlich genannt und damit zitiert, dass ‚Alban Stolz segensreich gewirkt hat und (….) die erste Kolpingsfamilie in Freiburg gegründet hat‘.“

Ein in Freiburg lebender ehemaliger Sasbacher Internatsschüler – dort hatte Geißler vor seiner Bühler Zeit gewirkt – habe den Flyer in seinem Briefkasten gefunden und Geißler informiert, sagte der Pfarrer am Dienstagmorgen.

Da er gebürtiger Freiburger sei, wolle er verhindern, dass in seiner Heimatstadt der Eindruck entsteht, „der Geißler ist jetzt auch bei der AfD“.

"Einseitige Sichtweise"

In seinem Post hält der Pfarrer fest:

„Es ist richtig, dass ich in der Diskussion in meiner Pfarrgemeinde in Bühl (der Geburtsstadt von Alban Stolz) mich um eine differenzierte Bewertung der Person von A. Stolz bemühe. Die antisemitischen und frauenfeindlichen Äußerungen des ‚Volksschriftstellers‘ sind absolut indiskutabel und widerlich, das habe ich immer betont, aber ich habe eben auch auf die andere Seite des Wirkens von Stolz hingewiesen, was jetzt aus dem Gesamtkontext genommen zitiert worden ist. Diese einseitige Sichtweise wird weder dem Machwerk von A. Stolz gerecht noch meiner Aussageabsicht.“

Er sei „von der AfD weder informiert worden, schon gar nicht um Erlaubnis gefragt worden, dieses Zitat in diesem Zusammenhang zu benutzen“.

Auf keinen Fall hätte er seine Zustimmung gegeben. Geißler abschließend in seinem Post: „Ich verbitte mir, mich von der AfD in irgendeiner Weise instrumentalisieren zu lassen. Ich lehne die Politik und die Vorgehensweise dieser Partei strikt ab.“

Differenzierte Äußerungen

Im November 2016, als die Diskussion um die Straßennamen von Freiburg nach Bühl geschwappt war , hatte Geißler sich dem ABB gegenüber differenziert geäußert: „Die Auslassungen von Stolz seien nicht zu entschuldigen, andererseits blicke Geißler als Kolping-Diözesanpräses auf Stolz auch als Gründer der ersten Freiburger Kolpingsfamilie, und die Kolpingsfamilien hätten mit dem Antisemitismus ganz und gar nichts zu tun.

Geißler erinnert daran, dass sich die Pfarrgemeinde im vergangenen Jahr intensiv mit Alfons Deißler befasst habe. Der aus Weitenung stammende Alttestamentler habe in der Forschung die historisch-kritische Methode vorangebracht, nach der historische Texte im Umfeld ihrer Zeit betrachtet werden müssen – das empfiehlt Geißler auch für Alban Stolz“, hieß es damals im ABB.

Im Januar dieses Jahres hat der Bühler Gemeinderat die Umbenennung beschlossen – einstimmig, also auch mit der Stimme des AfD-Vertreters.

Antisemitismus wird ausgeblendet

Der Freiburger AfD-Flyer widmet sich verschiedenen historischen Persönlichkeiten, die laut Ansicht einer Expertenkommission als Namensgeber für Straßen nicht mehr geeignet seien (der ABB berichtete mehrfach). Dabei ist es mit historischer Genauigkeit nicht immer weit her. Der in der Wissenschaft mittlerweile klar belegte Antisemitismus Stolz‘ wird über vage Andeutungen in einem Vorwort hinaus mit keiner Silbe erwähnt; an anderer Stelle wird Paul von Hindenburg als einer der herausragendsten deutschen Militärs gerühmt und dabei sowohl seine unrühmliche Rolle am Ende des Ersten Weltkriegs als auch sein Beitrag zum Niedergang der Weimarer Demokratie ausgeblendet.

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