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Gebürtiger Bühler entwickelt App für Opfer von häuslicher Gewalt

Der aus Bühl stammende Laurin Hager hat eine kostenlose App mitentwickelt, die bei häuslicher Gewalt zum Einsatz kommen soll. Per Druck aufs Smartphone werden er und seine Kollegen informiert, wenn es irgendwo eskaliert - um dann die Polizei zu infomieren.

Vom kleinen Bühl ins große Berlin: Seit mittlerweile fünf Jahren lebt Laurin Hager in der Bundeshauptstadt. Hier entwickelte er auch seine Idee für eine App, die Frauen Unterstützung bei häuslicher Gewalt verspricht.
Der gebürtige Bühler Laurin Hager ist Mitentwickler einer App, die vor häuslicher Gewalt schützen soll. Foto: Jonas Meisner

Von Michael Brück

Corona hat vieles verändert. Und das längst nicht nur im Wirtschaftsleben oder im sozialen Miteinander. Auch im häuslichen Bereich hat das Virus viele Menschen an den Rand des Erträglichen gebracht. Die Folge: Unbemerkt von der Öffentlichkeit spielen sich hinter verschlossenen Türen familiäre Tragödien ab.

Die Fälle von häuslicher Gewalt, meist gegen Frauen und Kinder, hat zugenommen – auch am Oberrhein. Um genau in solchen Fällen helfen zu können, hat Laurin Hager aus Bühl nun eine App entwickelt, die Opfern Unterstützung von Außerhalb verspricht.

Berlin hat Bedarf an geschützten Räumen

Der 23-Jährige ist in Weitenung aufgewachsen. Seine Heimat hat er allerdings schon gleich nach dem Abitur am Windeck-Gymnasium, wo er Schülersprecher war, hinter sich gelassen. „Mich hat es vom kleinen Bühl ins große Berlin verschlagen“, erzählt er. Nun lebt er bereits seit fünf Jahren in der Millionen-Metropole, und hier kam ihm auch die Idee für die App, die bei häuslicher Gewalt schlimmeres zu verhindern helfen soll.

„Ursprünglich hatte ich eine App geplant, um jungen Frauen in Berlin eine Möglichkeit zu bieten, geschützte Räume aufzusuchen, wenn sie spät in der Nacht noch in der Großstadt unterwegs sind“, erzählt Hager. Das sei dort schon notwendig. Im Gespräch mit zahlreichen jungen Frauen habe er den Bedarf an solchen Zonen erkannt, in denen Frauen beispielsweise sicher auf ihr Taxi oder den Bus warten können.

Viele Frauen haben in der Dunkelheit dann Angst vor Übergriffen, wenn sie alleine unterwegs sind.
Laurin Hager

„Berlin ist eine Party-Stadt mit einer riesigen Clubszene. Da geht es nachts auch mal länger. Und viele Frauen haben in der Dunkelheit dann Angst vor Übergriffen, wenn sie alleine unterwegs sind“, erklärt Laurin Hager. Also habe er eine App entwickelt, die über die Stadt verteilt sichere Anlaufstationen wie etwa Imbiss-Buden oder Taxi-Stände anzeigt und wo man sich im Notfall auch auf tatkräftige Unterstützer verlassen kann.

Dann allerdings sei die Corona-Pandemie gekommen. „Die Clubs waren geschlossen, die Party-Szene traf sich nicht mehr. Also habe ich die App zunächst auf Eis gelegt.”

Team von „Nitehero” wird über Alarm informiert

Stattdessen sei die häusliche Gewalt in den Fokus gerückt. „Ich war erschrocken, wie viele Fälle es da alleine in Berlin gibt – manchmal sogar in der unmittelbaren Nachbarschaft.“ Also bastelte er mit einigen Entwicklern an der „Nitehero-App“, die per Druck auf einen Button einen Hilferuf aussenden kann. „Wenn jemand den Button aktiviert, läuft ein kurzer Countdown an, damit man im Falle einer versehentlichen Aktivierung noch reagieren kann. Ist der Countdown runter gezählt, erhalte ich eine Benachrichtigung auf mein Smartphone, dass es einen Alarmfall gibt“, erklärt Hager die Funktionsweise seiner App.

Er könne dann über einen Computer erfahren, von wem der Hilferuf gesendet wurde. In einem nächsten Schritt werde dann vom Nitehero-Team die Polizei benachrichtigt.

Seit Anfang August ist „Nitehero“ für Android und iOs kostenlos verfügbar – und kann auch deutschlandweit eingesetzt werden. „Und wir haben auch bereits die ersten Nutzer, die übrigens zum Teil auch Bedarf an psychologischer Betreuung haben“, verrät Laurin Hager. „Einen Notfall hatten wir glücklicherweise aber noch nicht. Und wenn es ums Reden geht – da haben wir einige Studentinnen mit dem entsprechenden psychologischen Hintergrund. Auch in diesen Fällen können wir helfen“, verspricht der App-Erfinder, der sich jetzt auf die Suche nach Geldgebern machen muss.

„Zurzeit kann ich noch mit etwas Erspartem arbeiten. Aber irgendwann brauchen wir auch Sponsoren, die uns finanziell unterstützen, damit wir sicherstellen können, dass Hilfe da ist, wenn sie gebraucht wird.“

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