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Protestaktion vor Geschäften in Bühl

Gegen Ungleichbehandlung: Bevölkerung in Bühl stellt sich hinter den Einzelhandel

Erneut haben Einzelhändler in Bühl gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert. Dabei forderten sie einheitliche Regeln für alle Branchen. Ihre Forderungen fanden spontane Unterstützung bei Passenten.

Protest auf der Straße
Aufgereiht: Auch die Belegschaft des Modegeschäfts „Street One“ in der Hauptstraße protestiert gegen den Lockdown, der den Einzelhandel weiterhin lähmt. Foto: Katrin König-Derki

Bei der dritten Protestaktion der Innenstadtgemeinschaft „Bühl in Aktion“ (Bina) am Samstag, bei der erneut die Öffnung des Einzelhandels gefordert wurde, ergab sich ein etwas verändertes Bild: Einheitliche, von der Bina entworfene Plakate ergänzten die individuell bedruckten nicht nur in den Händen der Demonstranten, sondern auch an neuralgischen Punkten der Innenstadt.

Bina-Mitglieder wie die Konfiserie Böckeler, die nicht gleichermaßen vom Lockdown betroffen sind, zeigten sich auf diesem Wege ebenfalls solidarisch. Die Kernbotschaft lautete: „Handel mit gleichen Regeln.“

An diesem Morgen meldeten sich zudem einige Passanten zu Wort, offensichtlich inzwischen bestens über die Kundgebungen informiert.

Alle äußerten Verständnis. Vor dem Haushaltswarenladen „Bessey & Flammer“ in der Schwanenstraße reihte sich sogar jemand in die protestierende Belegschaft ein.

Einzelhändler berichten von Rückhalt bei Kunden

Wiederholt baten Bürger die Händler darum, eine Unterschriftenaktion zu initiieren. „Das ist so ungerecht!“, kommentierten sie etwa, oder auch: „Diese Politik dem Einzelhandel gegenüber ist unbegreiflich.“

Ein Rentner stellte infrage, warum die Regierung Fehler nicht eingestanden und schnell reagiert habe. Einige der Passanten beschrieben sich zugleich als Menschen, die strikt den Corona-Auflagen folgen, aber in diesem Punkt keine schlüssige politische Linie erkennen könnten.

Von Seiten der Geschäftsführer wurde dieser enorme, in seiner Deutlichkeit für sie teils überraschende Rückhalt der Bevölkerung einhellig begrüßt. Nach den ersten Kundgebungen und entsprechenden Presseberichten seien die Rückmeldungen zu 100 Prozent solidarisch gewesen, sagte Christoph Engelhardt von „Bessey & Flammer“.

Wir sind einer Meinung. Und wir stehen auf!
Christoph Engelhardt, Einzelhändler

Modehändler Ralph Pfeiffer sagte: „Wir haben viele lange Emails von Kunden erhalten, die uns bestätigten, dass wir mit den öffentlichen Protesten den richtigen Weg gehen.“ Anfang Januar sei er für seine Kritik an der Corona-Politik noch als Querdenker oder Corona-Leugner diffamiert worden – nun nicht mehr.

„Die Stimmung ist gekippt. Die Kunden stehen voll hinter uns.“ Auch der Einzelhandel in der ganzen Region rücke zusammen, befand Engelhardt. „Wir haben ja mit Kollegen in Nachbarstädten gesprochen. Manche haben sich unseren Aktionen angeschlossen, bei einigen macht dies aufgrund anderer Strukturen vor Ort wenig Sinn. Klar ist: Wir sind einer Meinung. Und wir stehen auf!“

Pfeiffer verwies zugleich auf Verfassungsklagen von Händlern bundesweit. „Wir sehen eine Grundrechtsverletzung“, betonte er, und zeigte sich überzeugt, dass „einiges passieren wird“. Die Politik solle nicht behaupten, der Einzelhandel treibe Infektionszahlen in die Höhe, wenn man sich auf den kleinsten Nenner einige, sprich 40 Quadratmeter pro Kunde. Mit der Pandemie werde man weiterhin leben müssen: „Und das können wir hier auch. Wir wollen öffnen, Punkt.“

Proteste sollen fortgesetzt werden

Bernd Peters vom gleichnamigen Kaufhaus sowie Lutz Raeck und Britta Schukat vom „Gecco“ forderten die Öffnung des Einzelhandels, selbstredend unter Hygieneauflagen, oder aber die Reduzierung des Sortiments großer Discounter auf Lebensmittel.

Schukat berichtete vom – aus ihrer Sicht verständlichen – Shopping-Tourismus in anderen Städten, wo der Einzelhandel ob niedriger Inzidenzen geöffnet habe. Wer von der Corona-Politik profitiere, liege auf der Hand, resümierte Peters:

„Neben großen Supermarkt-Ketten die Online-Händler, allen voran Amazon. Dass die sich nicht hinter uns stellen, ist klar.“ Er hielt demonstrativ einen Klebestift in der Hand. „Den bekommen Sie in der Drogerie um die Ecke, das Lego-Spielzeug, das meine Mitarbeiterin trägt, bei Lidl“, so sein zynischer Kommentar. Engelhardt kündigte eine Fortsetzung der Proteste jeweils am Samstagmorgen an.

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