Der Endvierziger sieht nicht unbedingt aus wie 007, doch seine Aufgabe erinnert ein wenig an den berühmten britischen Geheimagenten. Carl C. (Name von der Redaktion geändert) ist Geldwäschebeauftragter der Sparkasse Bühl. Seinen Namen möchte er nicht in der Zeitung lesen. Frank König, Vorstandschef der Sparkasse, springt ihm hilfreich zur Seite. „In einer anderen Stadt gab es schon mal Ärger“, berichtet er.
Natürlich sind Geldwäschebeauftragte bei Kriminellen nicht übermäßig beliebt. Wenn plötzlich die Polizei gegen die schweren Jungs ermittelt, kann es sein, dass sie am Wochenende beim namentlich bekannten Geldwäschebeauftragten an der Haustür klingeln. „Es geht um den Schutz des Kollegen,“, sagt König. „Geldwäsche ist ein sensibles Thema.“
Carl C. ist kein Einzelkämpfer. Hinter ihm steht eine ganze Abteilung, die für Sonderaufgaben innerhalb des Kreditinstituts zuständig ist. Dazu gehören auch Terrorismusfinanzierung und andere strafbare Handlungen wie Betrugsprävention. „Wir kommen damit einer gesetzlichen Verpflichtung nach, die es bereits seit den frühen 1990er Jahren gibt“, berichtet Carl C. „Das Geldwäschegesetz ist seitdem immer wieder ergänzt worden.“
Das Thema wird zunehmend schwieriger. „Auf einer Skala von 1 bis 5 wird die Bundesrepublik inzwischen als 4, also mittelschwer, eingestuft“, berichtet der Geldwäschebeauftragte. Ein Grund ist die im europäischen Vergleich weite Verbreitung des Bargelds in Deutschland. „Es gibt bei uns keine Obergrenzen für Barzahlungen“, sagt Carl C. Das ist für Kriminelle offensichtlich reizvoll.
Software beobachtet Finanztransaktionen
Im Hinblick auf seine Aufgaben innerhalb der Sparkasse gibt sich Carl C. zugeknöpft. Er will sich von Gangstern nicht in die Karten sehen lassen. Dass sein Job mehr als die jährliche 160-seitige Risikoanalyse für das Bühler Kreditinstitut umfasst, versteht sich von selbst.
Die Sparkasse hat in jedem Jahr viele Millionen Zahlungsbewegungen. Die kann kein Mensch überblicken, auch nicht das Team von Carl C. Deshalb wird es von Kollege Computer unterstützt. Eine spezielle Software beobachtet jede Finanztransaktion und schlägt an, wenn sie etwas Verdächtiges bemerkt. Dann schauen sich Carl C. oder seine Stellvertreterin diese Geldbewegung genauer an. Wie die Software arbeitet, will der Geldwäschebeauftragte nicht verraten. Er will verhindern, dass sich Kriminelle darauf einstellen und den Computer austricksen.
Doch was ist eigentlich Geldwäsche? „Erfunden hat sie Al Capone“, sagt Carl C. Der legendäre amerikanische Gangsterboss, der sein Geld zwischen 1926 und 1931 mit Prostitution, Schutzgeld, dem damals verbotenem Alkohol und illegalem Glücksspiel verdiente, besaß jede Menge Waschsalons, in denen er sein schmutziges Geld weißwusch. So wurden die mit organisierter Kriminalität verdienten Dollar legal.
Geld wird oft durch Luxus-Immobilien gewaschen
Den alten Trick benutzen organisierte Kriminelle auch heute noch, benötigen dafür aber keine Waschsalons. „Beliebt sind beispielsweise Luxus-Immobilien“, erklärt Frank König. „Auch wenn die nach einigen Jahren mit Verlust verkauft werden, ist das schwarze Geld dann weiß.“ Mittelbaden ist in dieser Hinsicht keine verschlafene Provinz. Beispielsweise in Baden-Baden und Umgebung locken prestigeträchtige Gebäude, die nicht nur für seriöse Interessenten lohnend sein könnten.
Wenn Carl. C. eine Unregelmäßigkeit bemerkt, meldet er diese an die Financial Intelligence Unit (FIU). Das ist eine Spezialeinheit des Zolls, in der die Anzeigen gebündelt werden. „Die FIU arbeitet mit dem Bundeskriminalamt und den Landeskriminalämtern zusammen“, berichtet der Bühler Geldwäschebeauftragte. „Die übernehmen die weiteren Ermittlungen.“
Dabei geht es nicht nur um Geldwäsche, sondern auch Terrorismusfinanzierung. Wenn jemand die Buchstaben „IS“ in den Überweisungszweck einträgt, macht er sich selbstverständlich verdächtig. „Es gibt außerdem weltweite Embargos gegen Staaten wie Nordkorea oder Iran und bestimmte Einzelpersonen“, sagt Carl C. Nicht nur bei riesigen Summen, sondern auch bei Kleinbeträgen schlägt die Software Alarm, wenn bestimmte Kriterien erfüllt werden. „Auch durch Kleinbeträge kann ein System entstehen“, meint Carl. C. Smurfing nennen Experten das.
Enkeltrick ist ebenfalls auf dem Radar
Es gibt große Haie und kleine Fische. Das Geldwäsche-Team der Sparkasse ist nicht nur international tätigen Gangstern auf der Spur. Der bei Verbrechern beliebte „Enkeltrick“ ist für Carl C. ebenfalls ein Thema.
Gerade ältere Menschen werden zu Opfern. „Wir kennen unsere Kunden“, sagt der Geldwäschebeauftragte. „Wenn wir feststellen, dass die überraschend eine hohe Summe abheben, sprechen wir sie an. Ein Klassiker sind Gauner, die sich als Polizisten ausgeben und den Leuten vorgaukeln, ihr Geld sei in Gefahr.“ Die Senioren sollen dieses Geld dann in die Obhut der falschen Polizisten geben. Dabei verschwindet es auf Nimmerwiedersehen.
Immer wieder rufen auch falsche Microsoft-Mitarbeiter Privatleute an und wollen Zugang zu deren Computern und Konten. Vor wenigen Tagen hat es ein Gauner bei Carl C. versucht. „Geldwäscher versuchen auch unbescholtene Bürger einzuspannen, indem sie deren Konten für finanzielle Transaktionen benutzen. Einen Teil der Summe dürfen die Leute behalten. Das ist höchst kriminell. Da rauf sollte man nicht reinfallen.“