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Nicht genug Ja-Stimmen

Gemeinderat: Bühl soll nicht offiziell „Zwetschgenstadt“ heißen dürfen

Bühl und die Zwetschge, das war einmal eine innige Beziehung. Weil sich ihre Bedeutung erheblich verringert hat, steht der Gemeinderat nicht mehr in jedem Fall zur Frucht.

Beim Zwetschgenfestumzug 2017 erinnerte der Obst- und Gartenbauverein an die große Bedeutung der Bühler Frühzwetschge. Der Gemeinderat sah das nur in Teilen so.
Beim Zwetschgenfestumzug 2017 erinnerte der Obst- und Gartenbauverein an die große Bedeutung der Bühler Frühzwetschge. Der Gemeinderat sah das nur in Teilen so. Foto: Bernhard Margull

Bühl bleibt die inoffizielle Zwetschgenstadt. Für die offizielle kommunale Zusatzbezeichnung reichten bei der Abstimmung im Gemeinderat 17 Ja-Stimmen nicht aus. Es fehlten drei Stimmen, um auf die vom Land vorgeschriebene 75-prozentige Zustimmung zu kommen. Drei Räte fehlten bei der Sitzung, aus der SPD kamen drei Nein-Stimmen und aus der GAL drei Enthaltungen. „Dann führen wir den Begriff halt ohne offizielle Genehmigung“, kommentierte Oberbürgermeister Hubert Schnurr (FW) die Entscheidung.

Zuvor hatte Schnurr noch versucht, eine Brücke zu bauen: „Wir können zustimmen, um uns den Begriff zu sichern. Wie wir dann damit umgehen, werden wir sehen.“ Die SPD geschlossen und die GAL in Teilen mochten aber nicht drüber gehen. Die umfangreiche Begründung für einen Antrag an die Landesregierung, deren Zustimmung wohl eine Formsache gewesen wäre, kann ins Archiv.

Pit Hirn (SPD) erinnerte an aus seiner Sicht krachend gescheiterte Image-Kampagnen wie „The Länd“- Bühl sei unzweifelhaft Zwetschgenstadt, aber die Initiative komme ein paar Jahre zu spät. Die Zwetschge gehöre zur Geschichte der Stadt, „das kann gerne im Stadtmuseum zelebriert werden“.

Der Slogan der Heimtattage 2011: „Zwischen Zwetschge und Zukunft“ habe ihm hundert Mal mehr zugesagt als der „altbackene Hafekäs“. Die kritische Frage, ob der Gemeinderat nichts Besseres zu tun habe, könne er voll und ganz nachvollziehen. Walter Seifermann (GAL) nannte die Zwetschgen für Bühl „immer wichtig, ich hatte selbst zwei Hektar“. Die Vergangenheit helfe aber nicht weiter. Andererseits tue es auch nicht weh, den Begriff schützen zu lassen. Deshalb enthalte er sich.

Einige Gemeinderäte kämpfen für die Zwetschge

Georg Feuerer (CDU), der im Dezember den Zwetschgenstein ins Rollen gebracht hatte, hätte sich über eine einheitliche Abstimmung gefreut. Dabei habe er seinen Vorstoß weniger als Antrag denn als Anregung verstanden: „Ich habe das eher als Formalie gesehen und nicht gedacht, dass ich jetzt dafür kämpfen muss.“ Schließlich setze die Stadt bei ihrem Marketing auf allen Kanälen auf die Zwetschge.

Johannes Moosheimer (FW) machte sich für die Zusatzbezeichnung stark: „Wenn ich irgendwo hinkomme und spreche von Bühl, geht es schnell um die Zwetschge, das ist in Herzogenaurach so und auch in Wolfsburg.“ Bühl und die Zwetschge gehörten zusammen, und aus der Zeit gefallen sei das überhaupt nicht. Das Image sei immer noch positiv: „Es wäre wert, diesen Titel für uns zu reklamieren.“

Lutz Jäckel (FDP) lehnte den Vergleich mit „The Länd“ ab: „Das hat damit gar nichts zu tun.“ Die Zwetschge gehöre zu Bühl, auch wenn sie nicht mehr die Bedeutung früherer Jahre habe. Wo immer man in der Republik unterwegs sei, werde die Zwetschge Bühl zugeordnet. Der Zusatztitel sei kein „Hafekäs“ und koste nichts: „Ob man es braucht, sei dahingestellt, aber es macht auch nichts kaputt.“

Dass Bühl automatisch mit der Zwetschge assoziiert werde, zog Pit Hirn in Zweifel: „Mir ist mehrfach passiert, dass es hieß, ah, Steffi Graf, oder noch schlimmer, Phantasialand.“

Eine „verdruckste Diskussion“, die sie nicht verstehe, konstatierte Margret Burget-Behm (CDU). Der Titel Zwetschgenstadt wäre ein Alleinstellungsmerkmal, das Emotionen positiver Art wecke. Ihr Fraktionskollege Bernd Broß widersprach Hirn: „Ich treffe oft Leute, die bei Bühl an die Zwetschge denken. Der Begriff Zwetschgenstadt ist eingespielt. Ich verstehe gar nicht, wie man da dagegen sein kann.“

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