Skip to main content

„Heimat beginnt jetzt!“

Ideenvielfalt nährt Eisentaler Zuversicht: Bürgerbeteiligung erlebt nach Zwangspause gelungenen Neustart

Kann die Bürgerbeteiligung in Eisental wieder an das Vor-Corona-Niveau anknüpfen? Diese Frage stellte sich vor dem Bürgerforum unter dem Titel „Heimat beginnt jetzt!“. Die Antwort fiel eindeutig aus.

Mann vor Zuhörern
Neue Idee: Frank Fröhlich stößt mit seinem Konzept „Gärtnern mit Kindern“ auf großes Interesse. Foto: Wilfried Lienhard

Zuversicht: Das war die vielleicht am häufigsten gebrauchte Vokabel des Abends. Beim Bürgerforum unter dem Titel „Heimat beginnt jetzt!“ haben sich die Eisentaler und Eisentalerinnen zahl- und ideenreich beteiligt.

Ortsvorsteherin Karin Feist und ihr Vorgänger Jürgen Lauten in seiner Funktion als Vorsitzender des Heimatvereins zeigten sich danach zuversichtlich, auch die nächsten Etappen der Bürgerbeteiligung erfolgreich zurücklegen zu können. Die Zuversicht gründet auch auf neuen Gesichtern, die sich für das Miteinander im Ort interessieren.

Bürger haben viele Ideen zu unterschiedlichen Themen

Zuversicht: Das ist auch die Botschaft, die der von etwa 200 Gesellschaftern getragene Dorv-Laden ausstrahlt. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir die Kurve kriegen“, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Axel Schroeter.

Zuletzt hatte sich der 2013 eröffnete Laden im Krisenmodus befunden. Doch seit vier Wochen seien die Umsatzzahlen und die Kundenfrequenz wieder gestiegen, berichtete Schroeter. „Bitte weiter so.“

Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir die Kurve kriegen.
Axel Schroeter, Dorv-Aufsichtsratsvorsitzender

Das Team sei motiviert, fügte er an. Das belegt ein Gespräch mit Geschäftsführerin Christine Donath. Die zuletzt umgesetzten Ideen sprudeln nur so aus ihr heraus. Da ist die Aktion Kindertreuepunkte, bei der alle Schulkinder des Orts eine Punktekarte erhielten, um sie mit dem Einkaufen vertraut zu machen.

Da ist der vor drei Wochen gestartete Pausenverkauf an der Schule: Immer montags werden in der großen Pause Brezeln, Butterbrezeln, Äpfel und Bananen angeboten. Und da ist auch die von außen gekommene Idee, analog zum Stammtisch der Jedermänner einen Frauenstammtisch im Dorv-Laden zu etablieren.

Wie wichtig der Dorv-Laden für manche Bevölkerungsgruppen ist, machte Wilma Rettig deutlich. Für alle, die nicht mehr mit dem eigenen Auto unterwegs sein können, sei die Einrichtung sehr wichtig, meinte die Seniorin und schickte ein Lob hinterher: „Das funktioniert alles wunderbar.“

Gelbe Bänder könnten auch an Rebstöcke kommen

Der Dorv-Laden war indes nur eines von zahlreichen Themen, die in der zu einem Marktplatz umfunktionierten Schartenberghalle zu erkunden waren und zu denen die Besucher auch selbst beitragen konnten. Das eben war ein zentrales Anliegen: Ideen zu sammeln, wie das eigene Lebensumfeld verbessert werden kann.

Diesem Zweck diente auch die von Stefanie Teichmann betreute Ideenwerkstatt. An ihrer Stellwand sammelten sich Vorschläge und Wünsche, wobei auch ein wenig Kritik herauszulesen war.

Die Palette reichte von trockenen Bushaltestellen und schlaglochfreien Straßen über einen Fahrradverleih und bessere Busverbindungen nach Baden-Baden bis zu einem gemeinsamen Mittagstisch von Jung und Alt („gemeinsam statt einsam“) und einer Gelbe-Bänder-Aktion nicht nur für Obstbäume, sondern auch für Rebstöcke. Viele Mitmach-Aktionen seien dabei, sagte Teichmann.

EU gefördertes Projekt will herausfinden was gut und schlecht läuft

Was gut läuft, wo der Schuh drückt, das möchte der Green-Deals-Radar herausfinden. Green Deals, so erläuterte es Sandra Holzherr, die für die Freiburger Spes (Studiengesellschaft für Projekte zur Erneuerung der Strukturen) den Abend moderierte, das ist ein von der EU gefördertes Projekt mit Partnern in Österreich und Liechtenstein und bei dem Eisental eines von drei deutschen Pilotprojekten gestartet hat.

Der Green-Deals-Radar erkundet den Grad der Zufriedenheit mit verschiedenen Themen im Ort. Die Besucher bewerteten beispielsweise Gemeinschaft sowie Kommunikation und Beteiligung sehr gut, während es bei Dingen wie innovativen Wohnformen oder Mobilität doch sehr viel Luft nach oben gab.

Auf Kritik stieß die Streichung der samstäglichen Citylinie-Verbindung in die Stadt, während unter der Woche der Takt verdichtet worden sei: „Das ist Quatsch“, monierte ein Teilnehmer des Bürgerforums.

Hoher Informationsbedarf bei Energiefragen

Junges Wohnen im Weinberg, Gärtnern mit Kindern, ein Müllenbacher Treff zum „Babble“ am Backhäusel oder auch die Frage nach nachhaltiger Energieversorgung: Die Vielfalt der unterschiedlichsten Themen begeisterte Moderatorin Sandra Holzherr: „Die Mischung macht’s“. Energie und Strom besitzen hohe Aktualität.

Das bemerkte Gerald Peter, der den entsprechenden Stand betreute, am großen Interesse. Es bestehe aber auch ein hoher Informationsbedarf. Dem war an Ort und Stelle schon abzuhelfen, etwa mit Karten, aus denen Haus für Haus abzulesen war, ob sich eine PV-Anlage auf dem Dach lohnen würde. Aktuell sind weniger als 15 Prozent aller Dächer im Ort mit einer solchen Anlage bestückt.

Es findet sich immer ein Topf zur Finanzierung.
Sandra Holzherr, Moderatorin

Die zahlreichen Anregungen werden nun den Ortschaftsrat beschäftigen. Manches sei für diesen nicht neu, sagte Karin Feist und nannte als Beispiel das Carsharing. Was am Ende daraus wird? „Wir haben in Eisental bewiesen, dass wir Projekte realisieren können“, stellte Jürgen Lauten fest.

Er warnte davor, gleich das Thema Finanzen in den Vordergrund zu rücken, besser sei es, sich auf die Suche nach Lösungen zu konzentrieren. „Es findet sich immer ein Topf zur Finanzierung“, stimmte Sandra Holzherr zu. Da war sie wieder, die den Abend prägende Zuversicht.

nach oben Zurück zum Seitenanfang