Achtsamkeit im Sinne von Wertschätzung und Respekt – das wünscht sich Martin Damm auch in und gegenüber der Natur. Doch: „Der Sportler will im Wald Sport treiben, Eltern möchten Abwechslung für die Kinder, ein Wanderer vielleicht seine Ruhe. Die Interessen kommen sich da manchmal in die Quere.“
Auch aus diesem Grund hatte der Abteilungsleiter Forst der Stadt Bühl eigentlich schon ein Konzept für einen überarbeiteten Walderlebnispfad an der Burg Windeck und dessen Ergänzung über einen meditativen „Gesundheitspfad“ erarbeitet.
„Um Fördermittel des Naturparks in Anspruch nehmen zu können, müsste das Projekt bis 2023 umgesetzt sein“, informiert er bei einem Pressegespräch. „Wir wollten es 2020 angehen, doch Corona kam dazwischen – und ein Haushalt, der keine großen Sprünge erlaubt. Vorerst haben wir das umfassende Projekt also auf 2024 verschoben.“
Als die Gemeinderätin Margret Burget-Behm (CDU) ihn auf die bundesweit bestehende Initiative der Achtsamkeitspfade hinwies, so Damm, habe sie ihn daher nicht lange drängen müssen, einen solchen auch in Bühl einzurichten. „Ich habe mich eher gefragt, warum ich nicht selbst darauf gekommen war“, sagt er lächelnd.
„Das Konzept steht, es wurde 2018 von jungen Erwachsenen in der European Summer School der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald erarbeitet und wird von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe gefördert. Wir mussten nur andocken, die Kosten betragen für die Stadt lediglich um die 300 Euro.“
Meditation für ein geringeres Stresslevel
Was aber steht hinter der Idee des Achtsamkeitspfades, der in Kürze auch den Bühler Stadtwald im Umfeld der Burg bereichert? Burget-Behm holt ein wenig aus, um dies zu beantworten: „Der Begriff der Achtsamkeit kommt aus dem Buddhismus, sein Pendant im Christentum ist die Kontemplation“, erklärt die Ärztin.
„Ein US-Molekularbiologe hat nachgewiesen, dass Menschen, die achtsam meditieren, einen geringeren Stresslevel aufweisen.“ Den brauche die Gesellschaft mehr denn je, befindet sie. Statt die Natur als reine „Kulisse“ für Aktivitäten zu betrachten, gehe es beim Achtsamkeitspfad um eine bewusste Beziehung zu ihr. „Man beschäftigt sich zugleich mit dem, was sie in uns auslöst.“
Die Kosten betragen für die Stadt lediglich um die 300 Euro.Martin Damm, Abteilungsleiter Forst der Stadt Bühl
Die Praxis der Achtsamkeit sei erlernbar, verweist sie auf die konkrete Umsetzung des Pfades, der vom bestehenden Walderlebnispfad abzweigen wird. „An sechs Stationen gibt es QR-Codes, die Übungen beinhalten“, informiert sie. „Man kann die Audio-Anleitungen auch schon daheim herunterladen und im Wald per Smartphone oder MP3 einfach anhören. Sie helfen dabei, sich auf den Moment und die Besonderheiten im Wald zu konzentrieren.“
Im Fokus stünden Sinne wie Sehen, Hören, Fühlen und Atmen. Anderthalb bis drei Stunden, glaubt sie, könne der Pfad in Anspruch nehmen – je nachdem, wie ruhig und aufmerksam man sich ihm widme. „Natürlich kann man die Übungen auch anderswo machen. Ratsam sind schmale Pfade wie hier.“
Die offizielle Einweihung des Achtsamkeitspfads dürfte spätestens im Frühjahr erfolgen, neun Schilder werden die Richtung weisen. Damm hat einige mitgebracht: Sie greifen auch die Themenschwerpunkte der Stationen auf. „Umarme mich“ oder „fühlen“ steht dort etwa geschrieben. Damm selbst wäre gern häufiger im Wald unterwegs, sagt er seufzend, und beschreibt die Schreibtischarbeit, die ihn in Beschlag nimmt.
Umso intensiver erlebt er die Natur, wenn er Zeit für sie findet. „Die Wärme der Sonne auf der Haut spüren, die frische Brise fühlen, das satte grüne Moos mit den Augen aufsaugen, den starken Baum umfassen, in den weiten blauen Himmel schauen oder den erfrischenden Tau am Morgen unter den Füßen spüren“, so hat er selbst es einmal formuliert. Bei Martin Damm und Margret Burget-Behm ist Achtsamkeit wohl schon immer Teil ihres Wesens.