
Die Zahl der im Revierbereich Bühl verübten Straftaten ist im Jahr 2020 um rund sechs Prozent auf insgesamt 2.523 Fälle gesunken. Allerdings zeigen sie bei manchen Deliktbereichen deutlich nach oben.
Beides, der Rückgang der Gesamtzahlen und das Plus bei einzelnen Delikten, hängt für Revierleiter Rolf Fritz mit der Corona-Pandemie zusammen, wie er bei der Vorstellung der Kriminalstatistik sagte. Auf der einen Seite habe der Lockdown die Menschen stärker an ihre Wohnungen gebunden, was zu einer insgesamt niedrigeren Fallzahl geführt habe; auf der anderen Seite habe mehr Zeit am Computer auch ein größeres Betrugsrisiko mit sich gebracht und die entsprechenden Deliktzahlen steigen lassen.
Und noch an einer anderen Stelle machte Fritz die Pandemie als Ursache einer Entwicklung aus. Seine Kollegen seien zunehmend Gewalt und Beleidigungen ausgesetzt. Gewalt gegen Polizeibeamte habe es in 17 Fällen gegeben, im Vorjahr waren es noch sieben gewesen. Dazu seien 39 Beleidigungen gekommen: „Verletzt wurde glücklicherweise niemand, aber die Beleidigungen waren teilweise weit unter der Gürtellinie.“
Da helfe auch das dicke Fell, das sich die Beamten zugelegt hätten, nicht mehr. Die Corona-Folgen hätten hier einen allgemeinen Trend noch verstärkt: „Wenn die Kollegen jemanden auf die Corona-Regeln ansprechen, werden sie mitunter direkt angegriffen. Das hat mit einer allgemeinen Respektlosigkeit zu tun.“ Vor allem zwei Personengruppen seien hier auffällig: Jugendliche und Asylbewerber. Vergleichsweise problemlos seien dagegen die insgesamt 54 Corona-Versammlungen über die Bühne gegangen, die fast alle in Bühl stattgefunden hatten.
Weniger Fahrraddiebstähle
Fast 30 Prozent aller Straftaten waren Diebstähle, unter die auch Einbrüche fallen. Nachdem in den vergangenen Monaten vergleichsweise wenige Einbrüche verübt worden seien, hat Fritz aktuell den Eindruck: „Es geht wieder los.“
Leicht zurückgegangen sind Körperverletzungsdelikte (von 195 auf 190) und die Gewaltkriminalität (um sechs auf 63). Deutlicher ist der Rückgang bei der Straßenkriminalität, die um fast 28 Prozent auf 428 Fälle gesunken ist – auch das war eine Folge der Corona-Pandemie. Das gilt auch für den Rückgang der Fahrraddiebstähle. Zum einen habe die Polizei viele Überwachungsstreifen losgeschickt, so Fritz, zum anderen aber hätten sich die wegen Corona geschlossenen Schulen ausgewirkt: „Wir hatten immer auch Fahrraddiebstähle gerade an Schulen.“
Steigende Fallzahlen seien bei der Internetkriminalität zu verzeichnen. Die Täter entwickelten permanent neue Vorgehensweisen, sagt der Revierleiter, der aber auch weiterhin eine fehlende oder mangelhafte Medienkompetenz der Geschädigten als Ursache manchen Betrugs sieht: „Oftmals siegt die Schnäppchenmentalität über den gesunden Menschenverstand.“ Das gelte auch für die Anrufe angeblicher Microsoft-Mitarbeiter. Es benötige dringend eine Sensibilisierung der Internet-Nutzer.
Auffällig sei die steigende Zahl von Betrügereien mittels aufwendig gestalteter Webseiten, auf denen Waren aller Art zu auffällig günstigen Preisen angeboten würden – gegen Vorauszahlung oder Zahlung per Kreditkarte. Dass die Täter diese Seiten, deren Qualität immer besser werde, anonym erstellen können, erleichtere ihnen das Handwerk.
Aufklärungsquote ist gestiegen
Insgesamt sieht Fritz Bühl und sein Umland weiter als sicheres Pflaster an. Die Häufigkeitszahl, bei der die Zahl der Straftaten auf 100.000 Einwohner gerechnet wird, liege bei 4.568 und damit deutlich unter der des Polizeipräsidiums Offenburg (5.422) und auch unter dem Fünfjahresschnitt (4.851).
Die Bühler Aufklärungsquote ist von 59,1 Prozent auf 65 Prozent gestiegen: „Damit können wir uns im Landesvergleich sehr gut sehen lassen“, sagte der Revierleiter. Auch hier seien Corona-Auswirkungen zu verzeichnen gewesen. So hätten die Sachbearbeiter etwa bei der Rauschgiftkriminalität weniger Präventionsveranstaltungen anbieten können, dafür aber den Fahndungsdruck verstärken und so die Aufklärungsquote erhöhen können.