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Schulbesuch nur mit Test

In Bühl beginnt für alle Klassen der Regelunterricht wieder

Fast ein halbes Jahr lang haben sich ganze Schulklassen nicht mehr gesehen. Jetzt beginnt der Regelunterricht wieder. Darauf freuen sich der Rektor der Realschule Rheinmünster und seine Kollegin von der Bachschloss-Schule Bühl. Der Blick aufs kommende Schuljahr bereitet ihnen aber schon Sorgen.

Schulunterricht
Die Lücken werden gefüllt: An diesem Montag beginnt auch in der Realschule Rheinmünster in Schwarzach der Regelunterricht für alle Klassen wieder. Foto: Nathalie Steimel

Es ist lange her, seit Rolf Schemel ein volles Haus vermelden konnte. Am 15. Dezember, sagt der Rektor der Realschule Rheinmünster, hatten alle Klassen letztmals gemeinsam Präsenzunterricht. Jetzt, fast auf den Tag genau ein halbes Jahr später, beginnt der Regelunterricht wieder. Und auch wenn ein normales Schulleben immer noch ein gutes Stück entfernt ist, sagt Schemel: „Wir freuen uns, dass alle wieder kommen dürfen.“

Die Schülerinnen und Schüler der fünften bis neunten Klassen hätten sich in den vergangenen Monaten nicht im ganzen Klassenverband gesehen, „die siebten bis neunten Klassen waren praktisch bis zu den Osterferien überhaupt nicht da“. Auf die Frage, was das mit den Jugendlichen mache, antwortet Schemel mit einem Verweis auf die jüngste Gemeinderatssitzung: „Wir haben am Montag nicht umsonst die Schulsozialarbeit erweitert.“

Das habe seinen Grund nicht nur, aber eben auch in den Corona-Folgen. „Die zurückhaltenderen Schüler lernten lieber zuhause, schwächere wurden komplett abgehängt“, berichtet der Rektor. „Das benötigt ein ganzes Jahr, bis sie wieder in der Spur sind.“

Der familiäre Hintergrund sei dabei auch von Bedeutung. Manche Kinder hätten in den vergangenen Monaten 14 Stunden täglich am Computer verbracht: „Ohne Corona wären sie zumindest am Morgen in der Schule gewesen.“ Die Abschlussklassen waren dagegen durchgängig da und wurden den ganzen Tag über im Wechsel in Gruppen unterrichtet. Das sei ein erheblicher Mehraufwand für Verwaltung und Lehrer gewesen, manche hätten auch über das Deputat hinaus unterrichtet.

Hohe Wiederholerquote droht

Mit Blick auf das kommende Schuljahr hat Schemel einen Wunsch an das Kultusministerium, auch wenn er es nicht für realistisch hält, dass er erfüllt wird. Die Quote der Wiederholer werde erheblich steigen, auf zehn bis 20 Prozent, schätzt Schemel. Deswegen müsse der Klassenteiler sinken. Sonst drohten Nachteile: Gerade in der neunten Klasse seien mehr Wiederholer zu erwarten, was zu weniger Schülern in der zehnten Klasse führen würde. Ausgerechnet die Abschlussklassen könnten damit deutlich größer werden - ein weiterer Nachteil für die durch Corona schon benachteiligten Jahrgänge.

Auch Constanze Velimvassakis rechnet mit Veränderungen: „Die Versetzungsgefahr hat sich schon im Halbjahreszeugnis angedeutet“, sagt die Rektorin der Bühler Bachschloss-Schule. Zum neuen Schuljahr habe sie vorsorglich für die achte Jahrgangsstufe eine zusätzliche Klasse angemeldet.

Einige Schüler hätten bereits angekündigt, das Schuljahr freiwillig zu wiederholen; auch seien einige freiwillig von der Abschlussprüfung zurückgetreten. Velimvassakis sieht die Schüler in einer sehr schwierigen Situation: „Sie hatten viele Monate nur Fernunterricht. Das kann den Präsenzunterricht auf Dauer nicht ersetzen. Man muss sehen, unter welchen Umständen die Noten zusammengekommen sind, die über Versetzung oder Nichtversetzung entscheiden.“

Wunsch nach mehr Verlässlichkeit

Für das kommende Schuljahr wünscht sie sich von der Politik vor allem Verlässlichkeit: „Die Schulen haben Konzepte entwickelt, die umgesetzt werden können. Aber Planungssicherheit braucht auch eine Planungsgrundlage.“ Daran habe es lange Zeit gemangelt. Die Kopplung der Maßnahmen an die Inzidenzwerte sei gut gewesen, weil damit klar geworden sei, zu welchem Zeitpunkt welche Regeln greifen.

Jetzt freue sie sich aber erst einmal auf die Rückkehr zum Regelunterricht, und nicht nur sie. Eine Grundschülerin habe sie fröhlich angesprochen: „Kommst Du mal wieder zu uns? Wir haben uns lange nicht mehr gesehen.“

Test als Voraussetzung für Schulbesuch

Die Voraussetzung für den Schulbesuch sind zwei Tests pro Woche. Sie gelten jeweils für 60 Stunden. Die Eltern könnten die Tests auch selbst machen und dann die Bescheinigung ausstellen, sagt Schemel. Wer sich dem Test verweigere, müsse zuhause bleiben und erhalte keinen Unterricht: „Wir können nicht morgens normal unterrichten und nachmittags nochmal online.“ Bei drei Fällen an der Schule sei das aber die große Ausnahme.

In der Bachschloss-Schule in Bühl sieht es ähnlich aus. Einige wenige Schüler seien wegen der Testpflicht im Fernunterricht geblieben. Dabei verursachten die Tests gerade in der Grundschule einen erheblichen Verwaltungsaufwand: „Wir versuchen ihn zwar möglichst gering zu halten, aber es bleibt ein Mehraufwand.“ Mit dem Beginn des Regelunterrichts werde er noch zunehmen.

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