
Die internationale Fahrsportwelt schaut vom 7. bis 11. Juni mal wieder auf Bühl. Der Reit- und Fahrverein (RFV) St. Leonhard ist Gastgeber eines hochkarätigen Fahrturniers, das Topleute aus aller Welt in die Zwetschgenstadt lockt. Und dass die Bühler, die diesen Wettkampf seit 1999 veranstalten, längst zu einer namhaften Adresse geworden sind, zeigte sich bei den jüngsten Fahrturnieren wie im belgischen Bornem oder in Lähden im Emsland.
Viele der Teilnehmer hätten sich mit den Worten „Wir sehen uns in Bühl“ verabschiedet, berichtet Henning Lemcke, der Vorsitzende des RFV St. Leonhard. Für die Bühler heißt es, in der Turnierwoche klotzen und nicht kleckern. 200 Pferde sind zu Gast und übernachten in Stallzelten, so Lemcke.
Die Stallungen öffnen bereits am Dienstag, 6. Juni. Großeinsatz für die rund 100 Helfer. Die Mehrzahl stammt vom Gastgeberverein, rund 20 kommen von auswärts. Die weiteste Anreise der Externen hat übrigens der Niederländer Henk Veurink.
Zweispänner-Prüfungen auf Drei-Sterne-Schwierigkeitsstufe
2023 hat sich das Organisationskomitee um Vereinsboss Lemcke entschlossen, alle Ein- und Zweispänner-Prüfungen auf Drei-Sterne-Level auszuschreiben. Insgesamt gibt es vier Schwierigkeitsstufen. Vier Sterne haben zum Beispiel Weltmeisterschaften. In zehn Prüfungen für Ein- und Zweispänner werden deutlich über 100 Teilnehmer aus 15 Nationen erwartet.
Bereits angemeldet haben sich neben den Nachbarländern auch Fahrer aus Italien, Spanien, Irland, Großbritannien, Dänemark, Schweden, Ungarn, Kanada und Australien. Prominenteste Teilnehmer sind aktuell die WM-Dritte der Einspänner, Kelly Houtappels-Brother aus Kanada, sowie der mehrfache und amtierende Weltmeister der Zweispänner, Martin Hölle aus Ungarn, sagt Lemcke.
Das Bühler Fahrturnier habe sich aus kleinen Anfängen seit seiner Erstauflage im Jahr 1999 „prächtig entwickelt“, konstatiert Lemcke zufrieden. Durch ständige Verbesserungen an Fahrplätzen, Geländehindernissen und Parkplätzen habe sich Bühl in ganz Europa oder sogar in USA, Kanada und Australien einen hervorragenden Ruf erarbeitet.
Deutsche Fahrer: Sichtung für Pony-WM
Für die deutschen Fahrer findet eine Sichtung für die Pony-WM statt. Die österreichischen Zweispänner haben ihre WM-Sichtungen vom abgesagten Valkenswaard nach Bühl verlegt. Zusätzlich bekommen die Kinder (zwölf bis 14 Jahre) und Junioren (14 bis 18 Jahre) die einzige internationale Startmöglichkeit in Deutschland.
Der wichtigste Offizielle des Turniers ist zweifellos Parcourschef Michael Mayer aus der Schweiz, der für seine anspruchsvollen, aber gut fahrbaren Parcours bekannt ist. Als Präsident der Jury fungiert Ekkehard Freiberg, Deutschland. Chief Steward Marcie Quist (kontrolliert Korrektheit der Ausrüstung und die Pferde) sowie Vet Delegate Rich Forfa (hat das Wohl und die Gesundheitskontrollen der Pferde im Blick) kommen aus den USA nach Bühl.
Höhepunkt ist die Marathon-Prüfung
Das Turnier beginnt am Mittwoch mit dem VetCheck. Mittwochnachmittag, Donnerstag und Freitag finden die Dressuren statt. Von Donnerstag an geht es dann immer morgens ab 8.30 Uhr mit dem Pferdesport los. Höhepunkt ist die Marathon-Prüfung am Samstag auf dem Vereinsgelände am Ehletsee. Sieben Hindernisse, darunter auch ein künstlicher Hügel und eine Wasserdurchfahrt, müssen von den Teilnehmern bewältigt werden. „Die Marathonstrecke ist rund zwölf Kilometer lang“, so Henning Lemcke.
Der Marathon beginnt am Samstag um 8.30 Uhr. Alle 129 Teilnehmer starten hintereinander mit vier Minuten Abstand, erläutert Lemcke. Das Kegelfahren am Sonntag (ab 7.30 Uhr) auf dem Hauptplatz entscheidet dann über die Sieger der Gesamtwertungen. 20 Hindernisse, darunter drei Mehrfachhindernisse und fünf Oxer, müssen möglichst schnell durchfahren werden, ohne dass ein Ball von einem Kegel herunterfällt. „Hierfür braucht es Präzision, Mut und starke Nerven“, sagt der Vereinschef.
Der Pferdesport verbindet über Ländergrenzen hinweg.Henning Lemcke, Vorsitzender RFV St. Leonhard
Neben dem Sport ist auch der internationale Austausch eine Stärke des Bühler Fahrturniers: Beim Fahrerempfang der Affentaler Winzergenossenschaft am Mittwoch bietet sich den Teilnehmern ein erster Eindruck der Bühler Gastfreundschaft. Am Donnerstag findet der beliebte Nationenabend statt. Jede Nation bietet die typischen Gerichte des jeweiligen Landes an und alle sind eingeladen. „Der Pferdesport verbindet über Ländergrenzen“, sagt Lemcke.
Und warum soll man sich unter die bis zu 500 erwarteten Zuschauer gesellen? „Es gibt herrliche Pferde zu sehen, prächtige Kutschen, rasante Fahrten im Marathon mit Wasserdurchquerungen, kurzum hochklassiger Sport“, sagt Lemcke, es sei ein Zusammenspiel von Mensch und Tier als Ergebnis jahrelanger Ausbildung.