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Sakralbau in Bühl

Neusatzer Pfarrkirche macht Schlagzeilen in der Denkmalstiftung

Die Sanierung der Neusatzer Pfarrkirche ist eine Herkulesaufgabe für das kleine Schwarzwalddorf. Der Zeitschrift der Denkmalstiftung Baden-Württemberg ist das einen Aufmacher wert.

Gesamtkunstwerk: Die Ausstattung und Ausmalung der Pfarrkirche St. Karl Borromäus in Neusatz
Gesamtkunstwerk: Die Ausstattung und Ausmalung der Pfarrkirche St. Karl Borromäus in Neusatz blieb vollständig erhalten. Das ist ungewöhnlich. Foto: Ulrich Coenen

Kleine Dorfkirche ganz groß: St. Karl Borromäus in Neusatz ist Aufmacher in der Zeitschrift der Denkmalstiftung Baden-Württemberg. In der vierten Ausgabe des Jahren 2022 berichtet das Blatt „Bürger retten Denkmale“ auf vier Seiten über den Sakralbau, den Johannes Schroth, Leiter des Erzbischöflichen Bauamtes in Karlsruhe, in den Jahren 1911 bis 1913 gebaut hat.

Die Sanierung der Kirche, die Stilelemente des Jugendstils und der Neuromanik zeigt, ist eine Herkulesaufgabe für das Schwarzwalddorf. Es gilt, die gewaltige Summe von mehr als 1,1 Millionen Euro zu stemmen. Die Arbeiten am Außenbau wurden im Sommer abgeschlossen.

Diese waren notwendig, weil Wasser in den Innenraum eindrang. Insgesamt wurden 50.000 Biberschwänze für die neue Eindeckung verwendet. Dachrinnen und Regenabläufe wurden erneuert, das Quadermauerwerk zum Teil neu verfugt.

Restauratorin aus Freiburg arbeitet an Wandgemälden in Neusatzer Kirche

Die Freiburger Restauratorin Alexandra Winkels und ihr Team restaurieren aktuell die Wandgemälde, die durch das eindringende Wasser und Salzausblühungen beschädigt wurden. Die Gemälde hat der Kirchenmaler Josef Weinbrenner geschaffen.

Es handelt sich um figürliche und ornamentale Wand- und Deckengemälde. Im Zentrum steht das große Chorbogengemälde mit der Heiligen Dreifaltigkeit. Die Gemälde an den Seitenwänden des Langhauses zeigen die 14 Nothelfer.

Die Dorfkirche, die Neusatz überragt und bis weit ins Rheintal wirkt, begeistert über die Grenzen des Dorfes hinaus. Der Sakralbau ist eine der wenigen Kirchen in der Erzdiözese Freiburg, die Elemente des damals hochmodernen Jugendstil zeigen. Dieser war aber in der katholischen Kirche sehr umstritten.

Schroth griff die modernen Tendenzen erstmals beim Bau der Pfarrkirche St. Georg in Hockenheim (1909 bis 1911) auf. Er war im Hinblick auf seine Vorgesetzten in Freiburg konfliktbereit.

Der vielleicht wichtigste Sakralbau im Jugendstil in der Erzdiözese ist zugleich auch der umstrittenste. St. Bernhard entstand 1911 bis 1914 als neue Pfarrkirche für die Baden-Badener Weststadt nach Plänen von Schroth.

Es gibt eine weitere Besonderheit in Neusatz. Die Ausstattung der Kirche mit Altären und Kanzel sowie die großartige Ausmalung von Josef Wagenbrenner aus Rastatt sind vollständig erhalten.

Der Bildersturm der Nachkriegszeit hat in vielen Kirchen in Mittelbaden dazu geführt, dass die Wandgemälde von den Wänden gekratzt wurden und Altäre im Sperrmüll landeten. St. Karl Borromäus ist deshalb eines der wenigen komplett erhaltenen Gesamtkunstwerke des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

Aus diesem Grund widmet Andrea Bachmann der Kirche in der Zeitschrift der Denkmalstiftung aus gutem Grund einen umfangreichen Beitrag. Sie berichtet über die Sanierungsarbeiten und die extrem hohen Kosten, für die es bereits einen Zuschuss in Höhe von 170.000 Euro aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm des Bundes gegeben hat.

In dieser Zeit mit ihren vielen Kirchenaustritten hat die Sanierung der Pfarrkirche St. Borromäus einen nahezu symbolischen Charakter.
Andrea Bachmann, Autorin der Zeitschrift der Denkmalstiftung

Auch die von der Pfarrgemeinde gegründete Fundraising-Gruppe ist ein Thema. „In dieser Zeit mit ihren vielen Kirchenaustritten hat die Sanierung der Pfarrkirche St. Borromäus einen nahezu symbolischen Charakter“, urteilt die Autorin.

Sie zitiert auch Landeskonservatorin Ulrike Plate, die stellvertretende Leiterin des Landesamtes für Denkmalpflege Baden-Württemberg. Die Kunsthistorikerin und Honorarprofessorin am Institut für Architekturgeschichte der Universität Stuttgart, hat der Neusatzer Pfarrkirche einen „architektur- wie kirchenbaugeschichtlich besonderen Stellenwert“ bescheinigt.

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