Jähes Ende des Bühler Storchenglücks: Die beiden Jungstörche auf dem Kirchplatz sind tot. Storchenbetreuer Josef Günther musste sie am Samstagmorgen mit Unterstützung der Feuerwehr aus dem Nest bergen.
Die Todesursache waren wohl Verletzungen am Hals, die ein fremder Storch den Jungstörchen zugefügt hatte. Auch in Moos musste ein toter Jungstorch registriert werden. Hier war Plastik im Futter der Grund.
Erstmals seit Mitte der 1960er Jahre hatte in der Bühler Stadtmitte wieder ein Storchenpaar gebrütet. Seit zwei Tagen hätten die beiden Jungstörche jedoch regungslos im Nest gelegen.
Diese Beobachtung habe eine Anwohnerin, die von einem Fenster aus auf das Nest blicken kann, der Polizei gemeldet, berichtete Feuerwehrkommandant Günter Dußmann gegenüber bnn.de.
Die Beamten hätten daraufhin sowohl Josef Günther als auch die Feuerwehr verständigt. Günther, erst vor wenigen Tagen für seine mehr als drei Jahrzehnte lange Betreuertätigkeit ausgezeichnet, erkannte rasch die Ursache des Geschehens. „Die beiden Jungstörche waren am Hals verletzt und sind verblutet. Im Nest lagen Federn. Das waren Kampfspuren.“
Die Zeichen seien so klar gewesen, dass auf eine nähere Untersuchung der Todesumstände in einem Freiburger oder Karlsruher Institut verzicht worden sei.
Abwesenheit der Futter suchenden Eltern ausgenutzt
Vermutlich habe ein „Fremdstorch“ die beiden Jungvögel getötet. In seiner Zeit als Storchenbetreuer habe er das selbst noch nie erlebt, aber er wisse von Kollegen um die Möglichkeit solcher Angriffe. Es gebe immer wieder Störche, die nicht brüteten, die Einzelgänger seien und vielleicht schon den Kampf um ein Nest für das nächste Jahr aufnähmen.
Die Bühler Jungstörche seien mittlerweile so groß gewesen, dass ihre Eltern schon gemeinsam auf Futtersuche gegangen seien und den Nachwuchs allein im Nest zurückließen. Das habe sich der Angreifer wohl zunutze gemacht.
Just in dieser Woche hatte Günther die beiden Jungstörche beringen wollen. Die Beringung, die in der Regie der Vogelwarte Radolfzell erfolgt, soll helfen, später das Alter von Störchen und ihren Geburtsort zu dokumentieren.
Keine Chance in Moos
In Moos, wo der Storchenbetreuer zuhause ist, starb der Jungstorch den Erstickungstod. In seinem Futter war ein Plastiknetz dabei, das dem Tier in der Kehle steckenblieb. „Das Plastik war schon ein ordentlicher Klumpen“, berichtet Günther.
Der Jungstorch müsse noch verzweifelt versucht haben, das Plastikteil wieder los zu werden, was der Storchenbetreuer auch daraus schließt, dass ein Fuß in das Plastiknetz verwickelt war.
Doch das Junge habe keine Chance gehabt: „Als wir den Storch am Boden hatten und das Teil entfernen wollten, mussten wir kräftig ziehen, um es aus dem Rachen zu bekommen.“
Damit ist die Zahl der Jungstörche, die in diesem Frühjahr nicht durchgekommen sind, im südlichen Landkreis Rastatt auf neun gestiegen. Laut Josef Günther waren die Bedingungen sehr ungünstig. Die Nester seien schlecht besetzt, das Wetter habe das Brutgeschäft beeinträchtigt, vier Junge im Nest wie auf dem Unzhurster Rathaus seien die Ausnahme.
„Wir hatten im Mai mehr Regen als Sonnenschein, und wenn es dann noch kalt ist, unterkühlen die Jungstörche und sterben vielleicht“, sagt Günther. „In manchen Nächten haben selbst die alten Störche zu kämpfen.“