Skip to main content

Hohe Kosten und wenig Resonanz

Kaputter Port am Bühler Bahnhof: Pilotprojekt Regiomove mit unglücklichem Start

Das Interesse der Bürger an Regiomove hält sich in Grenzen. An den Ports ist wenig Publikumsverkehr. Der Bühler Port wurde gleich nach dem Start Opfer von Vandalismus.

Regiomove Bühl
Bisher keine Erfolgsgeschichte: Der Regiomove-Port am Bühler Bahnhof wurde bald nach der Eröffnung im November beschädigt. Im Bühler Rathaus spricht man von einem unglücklichen Start des teuren Leuchtturmprojekts. Foto: Ulrich Coenen

Nach der Begeisterung folgt die Ernüchterung. Regiomove sollte in Bühl und einem halben Dutzend weiterer Städte in Nord- und Mittelbaden die Verkehrswende einleiten. Jetzt kommt das Leuchtturmprojekt offensichtlich nicht richtig in die Gänge.

Insgesamt standen 4,9 Millionen Euro Fördermittel des Landes Baden-Württemberg und des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Efre) zur Verfügung. Das machte dem Bühler Gemeinderat 2020 die Entscheidung leicht. Bei nur einer Enthaltung bewarb sich die Stadt gemeinsam mit 17 anderen Kommunen als Pilotgemeinde. Nur sieben wurden ausgewählt. In Bühl freute man sich wie nach einem Lottogewinn.

Bereits im November 2021 kam für die Stadträte das böse Erwachen. Wegen der explodierenden Preise im Bausektor wurden die Baumaßnahmen dramatisch teurer. Aus ursprünglich 90.000 Euro Kostenbeteiligung für die Stadt wurden schließlich 180.000 Euro. Der teure Port am Bahnhof gleicht einer ikonischen Großplastik, ist aber seit Wochen abgesperrt.

Seit dem Beginn der Betriebsphase ist der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) für Regiomove zuständig. In der Projektphase war auch der Regionalverband Mittlerer Oberrhein beteiligt. „Natürlich fühlen wir uns dem Projekt nach wie vor verbunden“, erklärt dessen Pressesprecher Volkmar Baumgärtner gegenüber der Redaktion. Regiomove-Projektleiter Frank Pagel soll deshalb im Februar im Planungsausschuss des Regionalverbands über den Stand der Dinge berichten.

Regiomove kann alles außer beamen.
Werbespruch des KVV auf der Homepage

„Regiomove kann alles außer beamen“, heißt es selbstbewusst auf der Internetpräsenz. Doch ganz so toll sieht es, zumindest in Bühl, nicht aus. Auch über mangelndes Interesse am Port in Rastatt hat diese Zeitung bereits berichtet. „Das Terminal in Bühl konnte zuletzt leider nicht genutzt werden“, räumt KVV-Pressesprecherin Sarah Fricke in ihrer schriftlichen Antwort auf die Fragen der Redaktion ein. „Bereits kurz nach der Inbetriebnahme im November wurde dort eine Glasscheibe zerstört. Die soll diese Woche ausgetauscht werden. Die Fahrradreparaturstation wurde durch Vandalismus beschädigt. Auch dort wird in dieser Woche die Pumpe ersetzt. Wir hoffen, dass nach den Reparaturen dort mehr Traffic sein wird.“

Die Vorwürfe gegen den Port in Rastatt, der von Reisenden angeblich kaum genutzt wird, weist Fricke zurück. „Dass Rastatt nicht funktioniert, können wir seitens des KVV nicht bestätigen“, sagt sie. „Die Leihzahlen von KVV.nextbike nahmen in Rastatt 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 44 Prozent zu. Auch die Stadtmobil-Station in Rastatt wird gut angenommen.“

Die Anwohner am Bühler Bahnhof haben das teure Leuchtturmprojekt mit einer Mischung aus Frust und Argwohn im Blick. „Da sieht man fast niemanden“, berichtet ein Nachbar kopfschüttelnd. „Ab und zu pumpen Kinder dort die Reifen ihrer Fahrräder auf.“

Fricke betont, dass zumindest die Nutzung des Autoverleihsystems Stadtmobil in Bühl gut läuft. „Da lag die Auslastung im dritten Quartal 2022 bei 45 Prozent“, berichtet sie. Auch die neue Regiomove-App mit 170.000 Downloads aus dem Play-Store seit Dezember 2021 habe eine erfreuliche Entwicklung genommen. Diese Zeitung hat aber bereits im September 2021 berichtet, dass die neue App nicht störungsfrei läuft. Die Zufriedenheit der Nutzer ist seitdem nicht größer geworden. Von fünf möglichen Punkten vergaben 727 Kunden lediglich 1,7.

Die Begeisterung im Bühler Rathaus hält sich vor diesem Hintergrund in Grenzen. „Der Start war unglücklich“, findet Pressesprecher Matthias Buschert. „Wir haben uns bereits im Sommer einen offiziellen Eröffnungstermin gewünscht, um das Angebot bei den Bürgern bekannt zu machen. Der KVV hat das nicht weiterverfolgt. Wir hoffen, dass Regiomove nach der Reparatur der Schäden besser läuft.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang