
Die Gerüste und Abdeckfolien in der Neusatzer Pfarrkirche St. Karl Borromäus sind weitgehend verschwunden und sehr viele Besucher haben am Sonntag das Angebot einer letzten Baustellenführung in der Kirche genutzt. Die Schwindelfreien konnten die verbliebenen Gerüsttreppen an der Chorwand erklimmen, um direkt unter dem Kreuzgewölbe die gereinigten Malereien zu bewundern.
Der Architekt Alfons Burkart und die ausführende diplomierte Restauratorin Alexandra Winkels freuten sich über das rege Interesse. „Dieses Gewölbe haben wir zunächst trocken mit Ziegenhaarpinseln gereinigt und anschließend mit Latex-Schwämmen abgetupft“, erläuterte Winkels. Teilweise seien die Malereien auch mit einem Festigungsmittel behandelt worden.
Auch die Baukunst der damaligen Zeit zeigte sich eindrucksvoll direkt unter dem Gewölbe. „Für das Kreuzgewölbe hat man zuerst eine Holzverschalung gebaut“, erklärte Burkart, danach habe man die Steine von oben daraufgesetzt und verputzt, anschließend die Holzverschalung entfernt und dann die Flächen von der Unterseite verputzt und bemalt.
Neusatzer Kirche ist ein Glücksfall
Der Architekt und die Restauratorin waren sich einig, dass die Neusatzer Kirche ein „Glücksfall“ ist, denn man hat sich bei der ersten Renovierung im Jahr 1981 weitgehend am Originalzustand orientiert. „Obwohl auch Bereiche übermalt worden sind, ist man insgesamt zurückhaltend vorgegangen“, so Winkels.
Ein weiterer Glücksfall war es für sie auch, dass ihr die Nachfahren des damaligen Kirchenmalers Josef Wagenbrenner historische Originalpigmente aus dem Bestand des Kirchenmalers zur Verfügung gestellt hatten. „Diese konnten wir bereichsweise für die Retusche von Fehlstellen innerhalb der Malereien einsetzen“, erklärte Winkels.
Ein Problem war der starke Holzwurmbefall des Antonius-Altars. Mit Injektionen in Ritzen und Ausfluglöchern ist man den Insekten vor Ort zu Leibe gerückt. Auch der großflächige mikrobielle Befall an Wand- und Gewölbeflächen sei eine unangenehme Überraschung gewesen, so Burkart. Die Bereiche seien mit einer kombinierten alkoholischen Feucht- und Dampfreinigung nochmals gereinigt worden, mit einem sehr überzeugenden Ergebnis. Damit das lange so bleibt, rät der Architekt schon jetzt ganz pragmatisch dazu, in der Zukunft rußarme Kerzen zu verwenden.
Orgel wird vom Schimmel befreit
Nun wird in einer Woche der Parkettboden abgeschliffen. Die Orgel muss vom Schimmelbefall befreit und neu gestimmt werden und in den Eingangsbereich kommt ein abgetrennter, verglaster Bereich für Tagesgottesdienste. Dort wird auch ein Smart Tower installiert, in welchem Akku-Heizkissen zur Verfügung für die kalte Jahreszeit zur Verfügung stehen werden.
Die Gesamtkosten für die Renovierung liegen momentan bei 1.330.000 Euro, Spenden sind weiterhin willkommen. Und schon am kommenden Sonntag wird in der fast fertigen Kirche zum Auftakt des Carolusfestes wieder ein „Klappstuhl-Gottesdienst“ abgehalten werden.
Weitere Informationen
Mehr zur Kirchenrenovierung in Neusatz findet sich auf den Seiten der katholischen Kirchengemeinde.