Der Klimawandel ist längst in Mittelbaden angekommen – die Sommer werden immer trockener und heißer, die Umgebungsbedingungen verändern sich auch in Bühl, Bühlertal oder in Baden-Baden. Ist unsere Erde eigentlich noch zu retten?
Florian Schmid zeigt sich optimistisch. In den vergangenen drei Jahren „ist extrem viel passiert.“. Allerdings sei es eine sportliche Herausforderung, den Klimawandel und damit die Erderwärmung zu bremsen.
Seit Januar arbeitet der 28-jährige für den Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord. Sein Job: Das Projektmanagement für die Naturpark-Klimakampagne.
Dass am Klimaschutz keiner mehr vorbeikommt, versteht sich von selbst. Der Naturpark hat sich dieses überlebenswichtige Thema längst groß auf seine Fahnen, respektive in seinen Plan zur strategischen Weiterentwicklung bis 2030 geschrieben.
Ein Hauptziel: Den Klimawandel sichtbar machen. Das Leitprojekt: Kompensation von Kohlendioxid.
Florian Schmid ist Impulsgeber und Moderator
Doch wie kommen all diese Intentionen und Ideen zu den Menschen in der Region? Genau da beginnt die Arbeit von Florian Schmid. Der künftige Umweltwissenschaftler soll auf seiner extra geschaffenen 50-Prozent-Stelle in der Naturpark-Geschäftsstelle in Bühlertal vor allem eines: Klimaschutz kommunizieren.
Erfahrung bringt er mit. Bevor in die Dienste des Naturparks berufen wurde, arbeitete der gebürtige Münchener für ein Moderationsbüro an seinem Studienort Freiburg.
Das heißt, praxisnah arbeiten, rausgehen und mit den Leuten reden.Florian Schmid, Projektmanager
Das bringt bei großen, öffentlichen Projekten alle Beteiligten zum Dialog an den Tisch. Das heißt: Mit Menschen zu reden, Themen unter die Leute zu bringen kann er.
Das lernte er bereits im Studium, denn sein Fach beinhaltet auch eine sozialwissenschaftliche Komponente.
Klimaschutz „made in Bühlertal“
Doch zurück zum Klimaschutz „made in Bühlertal“. Seit Februar veröffentlicht der Naturpark jeden Monat einen Klimatipp. Auf seinem Blog sowie auf sozialen Kanälen wie Facebook stellt der Naturpark praktische Möglichkeiten vor, wie jeder Mensch im Alltag seine Emissionen reduzieren kann und wie viel Kohlendioxid sich dadurch einsparen lässt.
„Es gibt immer einen Schwerpunkt und die passenden Handlungsempfehlungen“, so Schmid. Die Themen reichen von effizientem Heizen über regionale und saisonale Ernährung bis hin zur dem großen Thema Mobilität.
Und dass beim Klimaschutz das Handeln das Gebot der Stunde ist, verdeutlicht Schmid an einem Rechenbeispiel. Momentan liege der durchschnittliche Kohlendioxid-Ausstoß bei etwa elf Tonnen pro Person und Jahr.
Naturpark hat mehrere Klimaschutzprojekte auf Agenda
„Wenn wir aber das Zwei-Grad-Ziel einhalten wollen, also eine maximale Erderwärmung von zwei Grad bis 2100, dann darf die Kohlendioxid-Erzeugung bei höchstens zwei Tonnen pro Person und Jahr liegen“.
Dazu müssen viele Beteiligte ins Boot. Solange noch Strom durch das Verheizen fossiler Brennstoffe erzeugt werde, „können wir das Ziel nicht erreichen“. Doch nicht nur die Entscheider in der Politik seien gefordert, jeder Einzelne könne und müsse seinen Beitrag leisten. Dazu hat der Naturpark drei weitere Projekte auf der Agenda.
Zum einen will die Einrichtung Klimabotschafter ausbilden, die den Klimawandel in der Region aufzeigen. Die ersten werden aus den Reihen der Schwarzwaldguides kommen, weitere könnten sich aus der Lehrerschaft oder der Kommunalpolitik rekrutieren.
„Dann geht es uns darum, den Klimawandel sichtbar zu machen. Das heißt, praxisnah arbeiten, rausgehen und mit den Leuten reden.“ Der Naturpark, der den Erhalt der historisch gewachsenen Kulturlandschaften als Kernkompetenz definiert, zielt da auf Landwirte, Winzer und andere Berufssparten die bei ihrer Produktion auf die Natur angewiesen sind.
Was lässt sich in Mittelbaden verwirklichen?
Und nicht zuletzt steht das weite Feld des Kohlendioxid-Kompensationsprojekts auf der Agenda. Da gehe es konkret um die Frage, was sich dazu in der Region verwirklichen lasse.
Und so kommen wieder die Landwirte ins Spiel: Bei den Stichworten Humusaufbau und Pflanzenkohle, will heißen der Bodenverbesserung.
„Die Böden sind unterschätzte Kohlenstoffspeicher“, so Schmid. Das bedeute natürlich einen gewissen Mehraufwand, den man aber über CO2-Zertifikate wieder kompensieren könne.
Langweilig dürfte es dem Münchener – übrigens weder FC Bayern noch 1860-Fan, aber dafür schon längst Liebhaber des Badner Lands – also nicht werden. Laut Schmid, der prinzipiell mit Bahn und Fahrrad zu Arbeit kommt, ist ein „fundamentaler Wandel notwendig“. Es sei eine Chance, „wir haben die Möglichkeit, etwas zu gestalten“.