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Nach der Ankündigung von Verlagerungsplänen bei Bosch

Kundgebung auf Bühler Europaplatz: Metaller kündigen einen harten Kampf an

Die Stimmung kämpferisch, der Zusammenhalt groß: So präsentierten sich zahlreiche Metaller bei einer Kundgebung unter dem Motto „Solidarität gewinnt” in Bühl. Der Anlass war ein die geplante Ankündigung von Verlagerungsplänen bei Bosch.

Klaus Lorenz, der Betriebsratsvorsitzende von Bosch, war einer von zahlreichen Rednern.
Klaus Lorenz, der Betriebsratsvorsitzende von Bosch, war einer von zahlreichen Rednern. Foto: Bernhard Margull bema

Die Farbe der Stunde ist Rot, sie ziert Fahnen, T-Shirts und Mützen. Eine rote Menschenwoge rollt aus dem Westen in die Innenstadt, von den Standorten von Bosch, Schaeffler und Dormakaba zur Kundgebung der IG Metall auf dem Bühler Europaplatz. Auf Transparenten sind Forderungen zu lesen: „Respekt für gute Arbeit”, Parolen werden skandiert: „Robert Bosch, eins sag’ ich Dir, uns’re Arbeitsplätze bleiben hier”.

Mit 450 Teilnehmern hatte die IG Metall Offenburg gerechnet. Doch schon am Kirchgassgraben, wo sich die Demonstrationszüge von Bosch auf der einen und Schaeffler sowie Dormakaba auf der anderen Seite vereinen, ist klar, dass diese Zahl deutlich überschritten wird.

Auf dem Weg in die Innenstadt: Lautstark machen die Bosch-Beschäftigten ihre Forderungen deutlich.
Auf dem Weg in die Innenstadt: Lautstark machen die Bosch-Beschäftigten ihre Forderungen deutlich. Foto: Wilfried Lienhard

Ob es nun 800 Teilnehmer sind, wie Bosch-Betriebsratsvorsitzender Klaus Lorenz meint, oder gar 1.000, wie Norbert Göbelsmann, der 2. Bevollmächtigte der IG Metall Offenburg, schätzt, ist für die Organisatoren am Ende vielleicht weniger wichtig als das Signal, das vom Europaplatz ausgeht: Kampflos werden die Metaller ihre Arbeitsplätze nicht aufgeben.

1.700 Stellen in Gefahr

Rot mag die Farbe der Stunde sein, das rednerische Stilmittel der Stunde ist die rhetorische Frage. Sie kleidet die Empörung über die Pläne bei Bosch in Worte, Arbeitsplätze nach Serbien verlagern zu wollen, mittlerweile ist von 1.700 Stellen die Rede, was 40 Prozent des Personals bedeutet. Empörung löst auch das Ansinnen aus, bei Dormakaba nach Jahren zweistelliger Ebit-Margen eine konjunkturelle Delle zum umgehenden Arbeitsplatzabbau nutzen zu wollen.

Kreativer Protest: Auf zahlreichen Schildern brachten die Demonstanten ihre Meinung zum Ausdruck.
Kreativer Protest: Auf zahlreichen Schildern brachten die Demonstanten ihre Meinung zum Ausdruck. Foto: Bernhard Margull bema

Dass der Arbeitgeberverband Südwestmetall soziale Errungenschaften zurücknehmen wolle, die die gemeinsam Arbeitnehmer erkämpft hätten, könne nicht angehen, sagt Norbert Göbelsmann.

Der Abschwung der Automobilindustrie, Corona, die Transformation hin zur E-Mobilität: Viele Entwicklungen setzten der Wirtschaft zu, aber, so fragt Schaeffler-Betriebsratsvorsitzender Volker Robl: „Sollen wir die Zeche allein zahlen?” Ein vielstimmiges Nein schallt ihm entgegen.

Forderung nach Verzicht auf Stellenabbau

Barbara Resch von der IG Metall-Bezirksleitung Baden-Württemberg freut sich riesig über das Zeichen für die Beschäftigung in der Region, das hier gesetzt werde. Die Beschäftigten seien hervorragend ausgebildet, „warum verdammt noch mal muss man da was ändern?”

Eine Demo in Corona-Zeiten: Markierungen auf dem Boden sollten helfen, den Abstand zu wahren.
Eine Demo in Corona-Zeiten: Markierungen auf dem Boden sollten helfen, den Abstand zu wahren. Foto: Bernhard Margull bema

Boris Habich, der Betriebsratsvorsitzende von Dormakaba, erinnert an an die vor fünf Jahren erfolgte Fusion: „Da gab es einen Sozialplan, und kaum ist der abgelaufen, soll wieder einer kommen. Das kann doch nicht sein”, schimpft er.

Von den Schlagworten wie Corporate Identity oder sozialer Verantwortung sei plötzlich nichts mehr zu hören. Habich fordert von der Firmenleitung den Verzicht auf den Stellenabbau.

„Tritt in den Hintern”

Vor vier Wochen sei der Betriebsrat über die Pläne zur Verlagerung von Fensterheber-, Sitz- und Schiebedachmotoren nach Serbien informiert worden, sagt Klaus Loenz. Das solle auf dem gleichen Wege wie bei der auch vom Betriebsrat mitgetragenen Verlagerung der Wischermotorenfertigung geschehen.

Das aber könne nicht verglichen werden, weil sich die Bedingungen grundsätzlich verändert hätten. Die Firmenleitung habe damals zugesichert, in Bühl oder Bühlertal einen anderen, gleichwertigen Arbeitsplatz zu stellen. Jetzt aber, da die Mitarbeiter über Jahre hinweg sich mit großem Engagement für den Erfolg des Unternehmens ins Zeug gelegt hätten, gebe es zum Dank einen „Tritt in den Hintern”.

Demo BOSCH Bühl
Im Protestmodus: Die Bühler Bosch-Mitarbeiter vor der Kundgebung im Sommer 2020. Das Thema Standort-Perspektiven bleibt aktuell. Archivfoto: Foto: Bernhard Margull

Dass in der Mitarbeiterinfo von einem alternativlosen Arbeitsplatzabbau gesprochen worden sei, empört Lorenz: „Das haut mir den Spund raus.” Seine Forderung ist die Einhaltung der bis 2025 gültigen Standortsicherungsvereinbarung: „Verträge sind einzuhalten.” Der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Offenburg, Ahmet Karademir, kündigt am Ende einen harten Kampf an: „Die Arbeitgeber müssen wissen, wenn sie Wind säen, werden sie Sturm ernten.”

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