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Tarifverhandlungen

Lautstarker Warnstreik am Schaeffler-Standort in Bühl

Hunderte Schaeffler-Mitarbeiter aus Bühl und Lahr sowie Gewerkschafter haben bei einem Warnstreik ihre Forderung nach einer Entgelterhöhung von acht Prozent unterstrichen.

Streikende
Neben Beschäftigten von Schaeffler Bühl protestierten am Freitag auch Gewerkschaftler, Kollegen aus Lahr und Bosch-Mitarbeiter. Foto: Katrin König-Derki

Einem bundesweiten Warnstreik, zu dem die IG Metall aufgerufen hatte, haben sich am Freitag am Schaeffler-Standort in Bühl zahlreiche Beschäftigte angeschlossen. Die Veranstalter sprachen von rund 600 Teilnehmern, unter ihnen auch Kollegen aus Lahr sowie Vertreter der IG Metall Offenburg und der Bosch Bühl.

Mit Transparenten, Trillerpfeifen und Ratschen bekräftigten diese die Forderungen der Redner. Die sechswöchigen Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite blieben aus Sicht der Beschäftigten bisher ergebnislos: Auch in einer dritten Tarifrunde war nicht auf die geforderten acht Prozent Entgelterhöhung für zwölf Monate eingegangen worden.

IG Metall lehnt Inflationsprämie ab

Eine einmalige Sonderzahlung („Inflationsprämie“) von 3.000 Euro, verteilt auf 30 Monate, lehnt die Gewerkschaft ab. Auch bei den Prototyp-Werken, Zell am Harmersbach, legten die Arbeitnehmer eine Stunde vor Feierabend die Arbeit nieder. Bei der Tielmann Ucon in Hausach das gleiche Bild. Zudem gab es dort eine Kundgebung.

Maja Reusch, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Offenburg, machte die Arbeitgeber für den Streit verantwortlich. Sie warf ihnen „eine Provokation nach der anderen, Drohungen und Forderungen aus der Mottenkiste“ vor. „Wozu brauchen wir eine Friedenspflicht, wenn nichts heraus kommt als Schmähungen?“ Die Prämie bezeichnete sie als „Angebötchen“, das zeige: „Sie haben es immer noch nicht kapiert. Was helfen Einmalzahlungen bei strukturellen Problemen wie einer Inflation? Wie sollen sie dazu beitragen, dass unsere Kaufkraft nachhaltig erhalten bleibt?“

Das Argument der Arbeitgeber, dass es einigen Betrieben gegenwärtig nicht gut gehe, ließ sie nicht grundsätzlich gelten: „Wir wären nicht die IG Metall, wenn sich Betriebe, die in einer finanziellen Schieflage sind, nicht an uns wenden könnten. In den meisten brummt aber das Geschäft. Die Auftragsbücher sind voll, es wurden gute Gewinne eingefahren.“

Bei den eigenen Vorstandsgehältern seien die Arbeitgeber nicht so knausrig. Und: „Sie haben eine Rekordsumme an Aktionäre ausgezahlt, während viele Kollegen und Kolleginnen überlegen, wie sie ihre Stromrechnung bezahlen.“ Die Acht-Prozent-Forderung sei gerecht, finanzierbar und solidarisch. Werde nicht darauf eingegangen, „dann machen wir ernst“, so Reusch. „Vielleicht muss es dieses Mal sein, dass wir ihnen zeigen, wo der Hammer hängt!“

Für mehr Geld: Schaeffler-Betriebsratsvorsitzender zerquetscht Zitrone

Werner Schmitt, Betriebsratsvorsitzender bei Schaeffler Bühl, lobte die Beschäftigten für ihre Beteiligung an der Aktion. Zum ersten Mal, unterstrich er, „steht ihr hier für eine Lohnverhandlung“. Er zerquetschte eine Zitrone: „So presst euer Arbeitgeber euch aus. Dann wirft er euch weg. Ihr habt es in der Hand, dass wir mehr kriegen!“

Ähnlich äußerte sich Lars Hummel vom Betriebsrat in Lahr, der zu drastischen Worten griff: Es sei „eine Scheißnummer“, wenn Arbeitgeber und Aktionäre das Hundertfache dessen verdienten, was die Mitarbeiter erhielten. „Wir sind es, die das Geld erwirtschaften, mit dem ihr euch die Taschen vollstopft“, rief er, gen „obere Etage“ des Gebäudes gewandt. Es gebe zu wenig Azubis und junge Arbeitnehmer, „weil ihr euch unattraktiv gemacht habt“.

Wir sind es, die das Geld erwirtschaften, mit dem ihr euch die Taschen vollstopft.
Lars Hummel, Schaeffler-Betriebsrat

Auf die Frage, ob sie sich nicht „verarscht“ fühlten, reagierten die Anwesenden mit lautstarkem Getriller und Gerassel. Etwas abseits fasste ein Mitarbeiter seinen Unmut wie folgt in Worte: „Wir brauchen einen Inflationsausgleich. Die Lebenshaltungskosten gehen ins Unermessliche, die Profite der Unternehmen auch, und wir bleiben auf der Strecke.“ Auch angesichts der Entwicklung des Standorts Bühl hin zur E-Mobilität seien Fachkräfte dringend erforderlich: „Die Leute laufen aber zum Teil davon. Man muss Anreize bieten, damit qualifizierte Mitarbeiter bleiben und neue hinzukommen.“ Sein Fazit: „Acht Prozent müssen rauskommen.“

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