Von Katrin König
Matthias Lang sitzt auf einem Steg am Erländersee und blickt auf den Nichtschwimmerbereich, wo Kinder toben und Eltern mit dem Nachwuchs spielen. Manchmal lässt der zweite Vorsitzende der DLRG Ortsgruppe Bühl-Bühlertal seinen Blick über den See schweifen. Nicht in jede Badebucht hat er Einsicht; hoch wächst das Schilf am Uferrand.
Nur gut, dass sein Sohn ihn begleitet: Felix (14) paddelt regelmäßig mit dem SUP-Rescue-Board zu den abgeschiedenen Bereichen. Das Board, schwärmt Lang, sei für die Wachdienste an Seen hervorragend geeignet: „Man ist damit schnell, zudem kann sogar ein schmächtiger Helfer einen schweren Menschen problemlos retten.“ Die Ortsgruppe biete inzwischen SUP-Rescue-Kurse an, speziell auf die Bedürfnisse der DLRG ausgerichtet.
DLRG hat bundesweiten Spendenaufruf gestartet
Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft ist die größte ehrenamtlich tätige Wasserrettungsorganisation der Welt. Auf Bundesebene schaltete sie jüngst einen dringenden Spendenaufruf, unter anderem um veraltete, teils gar nicht mehr funktionstüchtige Funkgeräte zu ersetzen.
Darauf angesprochen, seufzt Lang. Das, sagt er, sei nicht das Problem der Ortsgruppe, die nicht so oft wie etwa in Küstengebieten per Funk kommuniziere. „Hier am Erländersee ist die Wache ohnehin in unmittelbarer Nähe. Wenn es Notfälle gibt, zum Beispiel bei Insektenstichen oder Schürf- und Schnittwunden, werden wir sofort informiert.“
In diesem Jahr benennt er als ersten Grund zur Sorge vielmehr die Corona-Pandemie, die zu Minimalbesetzungen beim Wachdienst führe, um das Risiko für das Personal zu verringern und so einen flächendeckenden Ausfall von Mitgliedern zu verhindern. „Hier am Erländersee sind wir normalerweise bis zu fünf Personen, in dieser Saison maximal drei.“
Aktuelle und künftige Personalsituation macht schwer zu schaffen
Das bedeutet, dass der Einsatz noch anstrengender gerät: Pausen sind kaum möglich, zumal auch darauf geachtet wird, ob die Mindestabstände eingehalten werden. „Wenn dies nicht der Fall ist, informieren wir den Betreiber der Mosquito-Bar.
Sollten die Badegäste sich in großer Zahl über die Auflagen hinwegsetzen, kann das Rathaus im Grunde nur eins machen: Den See sperren. Wenn es überfüllt ist, hilft auch keine Polizei.“ Momentan sieht er die Lage zumindest am Erländersee gelassen. „Hierher kommen vor allem Familien. An Seen, die von vielen Jugendlichen frequentiert werden, entstehen schon eher Konflikte.“
Wenn es überfüllt ist, hilft auch keine PolizeiMatthias Lang, zweiter Vorsitzende der DLRG Ortsgruppe Bühl-Bühlertal
Die grundsätzlichste Sorge des Vereins sei indes der Nachwuchsmangel, betont Lang. „Sicher, wir haben teils alte Fahrzeuge und können Spenden gebrauchen. Vor allem benötigen wir aber Ehrenamtliche, und es ist zunehmend schwieriger, Jugendliche auf Dauer für diese lebensrettenden Aufgaben zu gewinnen.“
Spätestens, wenn sie mit Ausbildung oder Studium begönnen, seien die meisten für die Ortsgruppe „verloren“. „Viele scheuen wohl auch den Aufwand: Man muss eine Erste-Hilfe-Schulung, einen Sprechfunklehrgang und eine Fachausbildung Wasserrettungsdienst absolvieren, bevor man sich spezialisiert.“ Ein Tauchkurs etwa dauere dann noch zwei Jahre.
Ein Hoffnungsträger ist Felix, der von klein auf in die Gemeinschaft hineinwuchs. Ihm bereitet das Engagement Spaß, vom Schwimmtraining im Winter bis hin zur Aufsicht. Er hat bereits den Schnorchel-Tauchlehrgang hinter sich und möchte sich weiter fortbilden. Viel Zeit zum Plaudern hat er jetzt gerade nicht: Schon schwingt er sich wieder auf das Board und dreht wachsam eine Runde über den See. Die Gäste können das kühle Nass wahrlich unbesorgt genießen.