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Ein halbes Jahrhundert voller Gemeinsamkeiten

Jubiläum hoch drei: Drei befreundete Paare aus Lichtenau-Ulm feiern gleichzeitig Goldene Hochzeit

Goldene Hochzeiten sind von Natur aus schon außergewöhnlich. In Lichtenau-Ulm legen drei Freundinnen jedoch noch einmal eine Schippe drauf.

Drei Paare stehen auf einer Wiese.
Durch dick und dünn: Agnes Maier, Romy Zehe und Christa Müller (von rechts) erfuhren fast gleichzeitig, dass sie schwanger sind und heirateten innerhalb von vier Wochen ihre Männer Rudolf, Lothar und Willi (von rechts). Auf eine große Feier der Goldenen Hochzeit müssen sie nun pandemiebedingt zunächst verzichten.Fotos: Ingbert Ruschmann Foto: Ingbert Ruschmann

Es ist eine Geschichte, wie sie nur das Leben schreibt: Vor 50 Jahren erfahren drei Freundinnen aus Ulm fast gleichzeitig, dass sie schwanger sind. Sie heiraten innerhalb von vier Wochen und alle drei sind heute noch mit ihren Männern glücklich verheiratet. In diesen Tagen feiern die drei Paare goldene Hochzeit.

„Wir haben ja auch allen Grund zum Feiern“, sind sich Agnes Maier, Romy Zehe und Christa Müller einig. Es sei ja heute nicht mehr so selbstverständlich, dass man zum einen solch eine lange Freundschaft pflegt und zum anderen 50 Jahre verheiratet ist. Schon seit Kindertagen geht das gleichaltrige Trio zusammen durch Dick und Dünn.

Auf dem Sportplatz hatten sich die drei heute jeweils 68 Jahre alten Rentnerinnen einst kennengelernt. Als echte Ulmer seien sie an Sonntagnachmittagen da eben hingegangen, erklärt Agnes Maier den regelmäßigen Besuch von Heimspielen ihres SV Ulm.

Als Jugendliche zogen sie zusammen um die Häuser

Das sich hieraus ergebende ausgeprägte Geselligkeitsgefühl sollte sich auch im Teenageralter immer stärker entfalten. „Als Jugendliche haben wir drei nicht viel anbrennen lassen“, schmunzelt Christa Müller heute noch über die ausgeprägte abendliche Unternehmungslust, die nicht selten erst in den Morgenstunden beim gemeinsamen Frühstück endete.

Bei Romy und Lothar Zehe war das Pfingstmusikfest in Balzhofen Beginn ihrer bis heute dauernden Partnerschaft. „Ich hab sie erst mal beobachtet, ob sie überhaupt tanzen kann“, erinnert sich der 73-Jährige noch gut an seine prüfenden Blicke hinauf zur Tanzbühne.

Als Romy den „Test“ bestanden hatte, sei der Weg zur Eroberung ihres Herzens endgültig geebnet gewesen, erzählt Lothar Zehe heute. Ein Schmutziger Donnerstag markierte bei Rudolf und Agnes Maier den Zeitpunkt, an dem es gefunkt hat.

Beim Tanzabend in Lichtenau hat es gefunkt

Nach dem abendlichen Training beim FC Rheingold Lichtenau war der seinerzeit auf dem grünen Rasen sehr agile Fußballer ins Gasthaus „Linde“ eingekehrt, in dem an diesem Abend ein Faschingstanzabend stattfand. Zu fortgeschrittener Stunde half die Lindenwirtin dem jungen Glück auf die Sprünge, indem sie den jungen Burschen augenzwinkernd vor die Tür beorderte, wo Agnes bereits auf ihn wartete.

Draußen dann, unter dem heute noch stehenden Lindenbaum, besiegelte kurz darauf der erste Kuss die bis heute andauernde Beziehung. „Ich hab‘ den Willi mit einem Schokokuss geködert“, blickt Christa Müller mit einem schelmischen Grinsen zurück.

Damals brachte man, wenn man Geburtstag hatte, Schokoküsse für die Klassenkameraden mit in die Schule. In der Gewissheit, dass der Willi aus der älteren Jahrgangsstufe auf Schokoküsse steht, marschierte die kesse Schülerin sehr selbstbewusst in Willis Klassenzimmer und drückte ihm einen in die Hand.

„Ich habe einfach nicht widerstehen können“, erinnert sich der völlig unerwartet Beschenkte heute. Ob er damit den Schokokuss oder die Avancen der Überbringerin meinte, lässt er bis heute offen.

Drei positive Schwangerschaftstests, drei Hochzeiten

Dann kamen die Tage, in denen alle drei kurz hintereinander von einem positiven Schwangerschaftstest überrascht wurden. „Ordnung muss sein im katholischen Dorf“, kommentiert Willi Müller heute den trotz der teils gerade erst erreichten Volljährigkeit vorbehaltlos gefassten Entschluss aller drei Paare, den Bund fürs Leben einzugehen.

Es habe, blickt der Friseurmeister, zurück, nicht wenige Dorfbewohner gegeben, die den Neuvermählten eine eher düstere Zukunft prognostizierten. Außerdem hatte die erste ökumenische Hochzeit der Katholikin Agnes mit dem evangelischen Rudolf im konservativ geprägten Ulm für viel Aufsehen gesorgt.

„Es war schon eine kleine Sensation“ erinnert sich der heute 74-jährige Maler. Dass sich der viele Jahre auf den südbadischen Fußballplätzen agierende Schiedsrichter ausgerechnet ein Mädel aus dem benachbarten Ulm schnappte, war wegen der damals bestehenden Rivalität zwischen dem „Städtl“ und dem Dorf nicht wenigen dies- und jenseits der Ortsgrenzen ein Dorn im Auge, fasst Lothar Zehe, der berufsbedingt mit seiner Frau Romy 1974 ins südbadische Rheinfelden zog, zusammen.

Nach der Geburt ihrer drei Buben 1971 und 1978 jeweils eines weiteren Kindes und den Silberhochzeiten, deren Feierlichkeiten in einem Urlaub auf Hawaii gipfelten, markieren die in diesen Tagen stattfindenden goldenen Hochzeiten einen weiteren Meilenstein in der Lebensgeschichte der drei Paare.

Während Romy und Lothar Zehe bereits am 3. April ihr 50-jähriges Hochzeitsjubiläum feierten, bereiten sich Christa und Willi Müller auf ihren großen Tag am 24. April, Agnes und Rudolf Maier am 1. Mai noch vor. Pandemiebedingt halten sich die Feierlichkeiten zwar im ganz engen Rahmen, jedoch soll eine „richtige Feier“ zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.

Auch Kinder sind miteinander befreundet

Ein wenig stolz ist das Pärchen-Trio nicht nur auf seine langjährige Beziehung, sondern auch auf die Weitergabe seiner geselligen Lebenseinstellung an seine Kinder, die ihrerseits untereinander eine intensive Freundschaft pflegen.

„Wir halten zusammen, auch wenn es schlimm wird“, ist sich Christa Müller mit Blick auf die weitere Zukunft sicher. Wir sind schon immer füreinander dagewesen, und so wird es auch bleiben, ergänzt sie.

Wenn Corona vorbei ist, soll auch der Ulmer Sportplatz und das traditionelle Sportfest wieder Treffpunkt für Feiern der drei Paare sein. „Notfalls werden wir dort auch mit dem Rollator tanzen“, erklärt Agnes Maier grinsend.

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