Matthias Mößner ist der neue Schutzgebietsbetreuer für den Waldhägenich. Der 47-Jährige, der mit seiner Familie in Denzlingen lebt, hat seine Arbeit zu Beginn dieses Monats aufgenommen. In der kommenden Woche wird er vom Regierungspräsidium vereidigt. Die Stiftung Waldhägenich, bei der er angestellt ist, ist der Karlsruher Behörde unterstellt.
Oberbürgermeister Hubert Schnurr freute sich, dass ein Experte mit einem „hervorragenden naturschutzfachlichen und ornithologischem Wissen“ die 50-Prozent-Stelle im „Nationalpark im Kleinen“ übernommen habe. Mößner folgt auf Joachim Doll, der Ende März nach 25 Jahren ausgeschieden war. Dass die Stelle wieder besetzt werde, zeigt laut Abteilungsleiterin Stadtentwicklung Barbara Thévenot, welchen Stellenwert der Waldhägenich auch für die Obere Naturschutzbehörde habe.
Großes Interesse an Ornithologie
Das 550 Hektar große Natur- und Landschaftsschutzgebiet habe er schon vor einigen Jahren kennengelernt, als er hier Vogelstimmen aufgenommen habe, sagte Mößner bei seiner Vorstellung. Er sei sofort sehr angetan gewesen. Die Ornithologie interessiere ihn seit Kindesbeinen, und heute könne er die rund 400 europäischen Vogelarten an ihrem Gesang unterscheiden.
Er studierte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg Forstwissenschaften und Naturschutz/Landschaftspflege mit dem Schwerpunkt der Forschung zur ornithologischen und auerhuhnspezifischen Themen. Berufsbegleitend absolviert Mößner derzeit ein Masterstudium Geoinformatik an der Universität Salzburg.
An der Arbeit im Waldhägenich interessierten ihn vor allem die praktische Landespflege, Umweltbildung und das Monitoring. Mößner erwartet eine „spannende und verantwortungsvolle Aufgabe“, da der Schutzgebietsbetreuer in einem integrativen Schutzgebietsmanagement eine zentrale Rolle habe.
Schon bei seinem Studienpraktikum beim Feldberg-Ranger Achim Laber habe er gelernt, wie wichtig diese Arbeit an der Schnittstelle zwischen Gebietsbetreuung und Besucher sei. Alle Beteiligten müssten einbezogen werden, anders ließen sich die Ziele nicht erreichen. Nur mit Verboten zu arbeiten, wie dies im traditionellen Schutzkonzept gewesen sei, „das ist heute nicht mehr aktuell.“
Deshalb sei der Zugang der Menschen zum Schutzgebiet auch sehr wichtig: „Man schützt nur, was man kennt.“ Gleichwohl sei eine funktionierende Besucherlenkung für bestimmte Vogelarten bedeutsam, etwa die Bodenbrüter. In den vergangenen Jahren hatte Mößners Vorgänger immer wieder über frei laufende Hunde, offen gelassene Schranken oder auch wilde Müllablagerungen berichtet.
Potenzial für Großen Brachvogel
Mößner organisiert Führungen durch den Waldhägenich, betreut und berät Landwirte und möchte das Gebiet naturschutzfachlich weiterentwickeln. Potenzial sieht er auch für den Großen Brachvogel, der vor 30 Jahren der Anlass für die Ausweisung zum Schutzgebiet war und auch heute noch nicht (wieder) heimisch geworden ist im Waldhägenich. Das zu ändern, bleibe ein Ziel.
An den Anfang seiner Arbeit stellt Mößner, der für spezifische Bürgerwünsche gerne kontaktiert werden dürfe, zwei Dinge: Er möchte evaluieren, wie die Schutzziele bisher erreicht wurden, und Umweltbildungsangebote entwickeln, die je nach Corona-Lage im ersten Halbjahr 2021 beginnen könnten. Dass ihm die Vermittlung von Naturschutzthemen gelingt, das könnten wohl seine vier Kinder bezeugen: „Sie sind alle schon schlimm infiziert vom Naturschutz“, schmunzelt Mößner.