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20 Projekte verwirklicht

Mitglieder einer Genossenschaft haben in Bühl die Energiewende im Blick

Die Bühler Bürger-Energiegenossenschaft hat seit ihrer Gründung vor zehn Jahren bereits 20 Projekte verwirklicht. Alles im grünen Bereich also? Keineswegs.

Sonnenenergie: Die Bühler Bürger-Energiegenossenschaft sieht in diesem Segment weiterhin signifikantes Potenzial.  Mittlerweile hat sie 18 Photovoltaik-Anlagen verwirklicht. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa
Sonnenenergie: Die vor zehn Jahren gegründete Bühler Bürger-Energiegenossenschaft sieht in diesem Segment weiterhin signifikantes Potenzial. Mittlerweile hat sie 18 Photovoltaik-Anlagen verwirklicht. Foto: Patrick Pleul

Energiegenossenschaften in Bürgerhand sind von elementarer Bedeutung für die Energiewende. Das sagte Roman Glaser (Foto: Wilfried Lienhard) bei der Mitgliederversammlung der vor zehn Jahren gegründeten Bühler Bürger-Energiegenossenschaft (BBEG).

Der Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands merkte an, dass die Politik bei der Energiewende vieles versäumt habe. Die Bürger könnten das ausgleichen und das Steuer herumreißen, „aber es wird ein Kraftakt“, sah Glaser weiterhin hohen Handlungsbedarf.

150 Energiegenossenschaften im Land

Die Bühler Genossenschaft sah er dabei als vorbildlich an. Dem Verband gehörten inzwischen 770 Genossenschaften an, von denen sich 150 mit dem Thema Energie beschäftigten. „Die BBEG ist davon eine der aktivsten und wirtschaftlich erfolgreichsten“, würdigte Glaser die Arbeit für die dezentrale Energiewende.

Damit dies auch so bleibe, brauche es nicht nur Leidenschaft, sondern auch politische Unterstützung. Diese dürfe sich aber nicht auf finanzielle Förderung beschränken, es müssten die großen bürokratischen Hemmnisse abgebaut werden, Genehmigungsverfahren beispielsweise dauerten oft viel zu lange.

Eine Bürgergenossenschaft decke soziale, ökonomische und ökologische Aspekte gleichermaßen ab. Gerade die Energiewende könne nicht eindimensional angegangen werden: „Das hat noch nie zum Erfolg geführt.“ Wichtiger denn je sei die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Partnern: „Kooperation ist das Gebot der Stunde“. Die BBEG habe diesen Weg längst eingeschlagen, ihn gelte es fortzusetzen. Glaser berichtete als Beispiel von Diskussionen über die Zusammenarbeit von Energie- und Agrargenossenschaften, um die Agro-Photovoltaik voranzubringen.

Kooperation ist das Gebot der Stunde.
Roman Glaser Präsident des Genossenschaftsverbands

Derzeit erlebten die Energiegenossenschaften einen starken Mitgliederzuwachs. 46.000 seien es mittlerweile, ein Plus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das gelte es zu nutzen. Gerade im Hinblick auf die Photovoltaik gebe es noch ein erhebliches Potenzial.

Wichtig sei es deshalb, die Verbindung zwischen einzelnen Akteuren herzustellen und Projekte voranzubringen. Dachflächen von Firmen nannte Glaser, er sah aber auch eine Möglichkeit bei kirchlichen Gebäuden. Da stellten sich zwar einige Fragen, aber „wir arbeiten an einem gesellschaftlichen Konsens“.

Groß ist dieser Konsens wohl unter den Bühler Genossenschaftsmitgliedern. Gestartet mit 285 Mitgliedern, sind es heute 447, wie Vorstand Hans Striebel sagte. Das Startkapital von einer Million Euro stieg auf 2,7 Millionen Euro. 18 PV-Anlagen hat sie im Betrieb, dazu kommen das Wasserkraftwerk Immenstein, das Kalt-Wärme-Netz in Gutach (Breisgau) und vier Beteiligungen an Green City Energy. Die erzeugte elektrische Energie reicht aus, um 530 Drei-Personen-Haushalte zu versorgen.

Nicht alles im grünen Bereich

Alles im grünen Bereich also? Keineswegs, wie Striebel mit Blick auf das Grundsätzliche verdeutlichte. Der Ausstieg aus der Atomenergie und der Kohle führe in Süddeutschland zu einer Versorgungslücke von 27 Gigawatt, die durch Importe aus Norddeutschland und den Nachbarländern geschlossen werden müsse. Die Zubauziele der Ampel-Koalition seien nahezu utopisch.

„In Deutschland sind von den sauberen Erneuerbaren Energien nur noch Wind und Solar signifikant ausbaubar“, urteilte Striebel. „Das Potenzial von Wasserkraft ist ausgeschöpft und Geothermie gilt nach wie vor als zu gefährlich, obwohl entlang des Oberrheingrabens nahezu ideale Voraussetzungen gegeben sind.“

Dass sich 2021 die Sonne etwas rarer gemacht hat, gehört zu den üblichen Risiken. Schmerzhafter könnte der Insolvenzantrag der Green City AG vom Januar dieses Jahres werden. Dort war zuletzt eine Anleihe über 50.000 Euro investiert worden. Mittlerweile habe sich ein neuer Eigentümer für die anleihefinanzierten Beteiligungsgesellschaften der Green City AG gefunden.

Wie die Sache finanziell ausgehe, sei noch unklar. Hans Striebel und sein Vorstandskollege Thomas Bauer berichteten von mehreren vergeblichen Anläufen, klare Informationen zu erhalten. Kritik äußerte ein Mitglied, das Rückstellungen für den Fall eines größeren Verlustes vermisste. Darüber werde entschieden, wenn Klarheit herrsche, antworteten Striebel und Bauer.

Weitere Projekte geplant

Klar sei, dass weiter nach möglichen Projekten gefahndet werde. Aktuell erweitere die Genossenschaft eine PV-Anlage auf einem Firmendach. Zudem erhielt sie das Angebot, auf einer 45 Ar großen Freifläche eine PV-Anlage zu installieren. Kein Tabu ist für die BBEG die Windkraft. Hier herrsche in der Region nach wie vor Funkstille, bedauerte Striebel: „Gerne würden wir uns regional engagieren.“

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