Der Internethandel blüht – seit Corona geradezu gewaltig – und die Fluten von Päckchen und Paketen hinterlassen ihre sichtbaren Spuren: Es sind wohl weit mehr als ein paar Haushalte in Bühl und Umgebung, in denen bisweilen die Grüne Tonne überquillt. Die städtische Abfallwirtschaft schlägt angesichts des Papier-und-Pappe-Overkills Alarm.
Auf jeden Fall sollte man sperrige Pappkartons, beispielsweise vom gerade erworbenen Mega-Flachbildschirm, klein reißen. Dann passt mehr in die Tonne, und für den Entsorger, die Mittelbadische Entsorgungs- und Recyclingbetriebe GmbH (MERB) ist es auch leichter.
Denn auch in dieser Branche geht es um Zeit und Geld. Das Fahrzeug für die Papierentsorgung packt rund zehn Tonnen, so der städtische Pressesprecher Matthias Buschert auf Anfrage der Redaktion, rund ein Fünftel weniger seien es bei zu vielen großen Stücken.
Das hat einen einfachen Grund. In seinem großen Bauch hat der Speziallaster ein Presswerk. Das schiebt Karton und Co zusammen, dann kann der Müllwerker nachladen. Große, unzerkleinerte Kartons – eben der vom Flachbildschirm – fressen aber, trotz Presse, mehr Platz als zerkleinerte.
Gegebenenfalls Zusatzfahrten für Entsorger-Lastwagen
Weniger Kapazität bedeutet, nach Auskunft der Firma MERB in Achern, gegebenenfalls mehr Touren. Im Extremfall, so die Acherner Entsorgungs-Profis, fahre der Laster wegen zwei verbleibender Straßen erst mal nach Bietigheim zum Abladen und kehre dann noch mal zurück.
Und es gibt noch andere Sachen, die die Müllwerker in Stress bringen: Immer öfter stehen große Kartonagen neben der Tonne. Das bedeutet dann mindestens zwei, wenn nicht mehr Wege. „Das summiert sich, nimmt man in jedem Fall nur 20 Sekunden zusätzlich und rechnet das auf 1.000 Behälter hoch“, heißt es seitens der MERB. Diese Vorfälle hätten sich in den vergangenen zwei bis drei Jahren gehäuft.
Deshalb der klare Hinweis der Abfallwirtschaft der Stadt Bühl: Sperrige Papp-Teile wie Kartons und Co sollten prinzipiell so zerkleinert werden, dass sie in die grüne Tonne passen. In Ausnahmefällen könne Altpapier am Tag der Leerung neben die volle grüne Tonne gestellt werden, „allerdings nur kleine Mengen“, heißt es aus dem Rathaus. Die Gesamtmenge dürfe nicht größer sein als die Tonne selbst. Papier und Kartonagen müssten so gebündelt werden, dass sie gut verladen werden können.
Wertstoffhof nimmt Altpapier und Kartonage
Kartonage und Altpapier können zudem kostenlos beim Wertstoffhof in Vimbuch abgegeben werden – auch da sollten die angelieferten Pakete allerdings handlich sein. Sollte die Altpapiermenge regelmäßig die Kapazität der grünen Tonne überschreiten, kann je nach Personenanzahl auf dem Grundstück eine zusätzliche oder größere Tonne bei der städtischen Abfallwirtschaft bestellt werden. Die Nutzung der Altpapiertonne und der Austausch der Behältergröße sind gebührenfrei, heißt es in der städtischen Pressemitteilung weiter.
Das Einsammeln des Altpapiers ist in Regie des Landkreises Rastatt. Und dessen Abfallwirtschaftsbetrieb wartet mit Zahlen auf, die diesen Trend nach oben für die vergangenen zwei Jahre aufzeigen. Über die Grüne Tonne, die Entsorgungsanlage Hintere Dollert in Gaggenau-Oberweier und den Wertstoffhof in Bühl wurden im Landkreis voriges Jahr 17.391 Tonnen Altpapier erfasst.
Das sind rund 247 Tonnen (1,44 Prozent) mehr als noch im Jahr 2019. Blickt man zurück bis ins Jahr 2011, sind es Wellenbewegungen – mal mehr, mal weniger. In der Summe, das zeigt die Statistik der Lagebericht von 2020 der kreiseigenen Abfallwirtschaft, hat die Altpapiermenge binnen zehn Jahren abgenommen.
Waren es 2011 noch 18.183 Tonnen, so sank die Menge bis 2020 auf besagte 17.391 Tonnen. Ein Tiefpunkt war 2014 erreicht, als 17.348 Tonnen eingesammelt wurden. 2016 waren es 17.677 Tonnen, 2017 kamen 17.360 Tonnen zusammen, 2018 dann 17.446. Einzelaufstellungen für Bühl gibt es in Sachen Grüne Tonne nicht, aber für den Wertstoffhof kann die Kreisbehörde Zahlen liefern. Laut Pressesprecher Michael Janke wurden im Jahr 2019 in der Hurststraße 429,76 Tonnen Altpapier angeliefert, voriges Jahr waren es mit 441,79 Tonnen rund zwölf mehr.