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Umstrittenes Seniorenzentrum

Mutterhaus Neusatzeck: Für Bühls OB Hubert Schnurr steht die Ampel auf Grün

Das Seniorenzentrum im Mutterhaus Neusatzeck hat im Technischen Ausschuss der Stadt Bühl eine weitere Hürde genommen. Das Verhältnis zwischen Makler und Projektentwickler ist allerdings zerrüttet.

Mutterhaus Neusatzeck
Entscheidung in Sicht: Das ehemalige Mutterhaus des Klosters Neusatzeck hat den Technischen Ausschuss beschäftigt. Am Dienstag steht es auf der Tagesordnung im Ortschaftsrat Neusatz. Foto: Ulrich Coenen

„Die Ampel steht auf Grün!“ Oberbürgermeister Hubert Schnurr wirkt erleichtert. Der Technische Ausschuss des Gemeinderates hat sich in nicht öffentlicher Sitzung wieder einmal mit dem ehemaligen Mutterhaus des Klosters Neusatzeck beschäftigt. „Der Ausschuss hat dem Bebauungsplan mehrheitlich zugestimmt“, erklärt Schnurr.

Nun wird sich der Neusatzer Ortschaftsrat am Dienstag um 19.30 Uhr in seiner öffentlichen Sitzung in der Schlossberghalle mit dem Ergebnis der Offenlage beschäftigen. Schnurr geht davon aus, dass der Gemeinderat den Bebauungsplan am 25. November endgültig beschließen wird. Damit wäre nach fast drei Jahren der Unsicherheit und der unliebsamen Überraschungen der Weg für den Neubau des Seniorenzentrums frei.

Betreutes Wohnen rückt näher an die Schwarzwaldstraße

Der OB berichtet, dass in der Sitzung des Technischen Ausschusses über den talseitigen Baukörper für betreutes Wohnen diskutiert wurde. Der soll nun 65 Zentimeter weiter von der Schwarzwaldstraße abrücken, als es Projektenwickler Bernd Matthias (Aurelia Concept, Baden-Baden) ursprünglich geplant hatte. Damit entsteht der Neubau etwa in der Flucht des Altbaus von 1928, der wegen der artengeschützten Fledermäuse im Dachstuhl erhalten werden muss. Er rückt aber näher an die Schwarzwaldstraße als das Bestandsgebäude von 1981 (Wurmbau), das abgerissen wird.

Schnurr schildert, dass die Stadt und der Neusatzer Ortsvorsteher wegen einer Baulast oder eines Flächentauschs Gespräche mit dem Eigentümer des rückwärtigen Grundstücks geführt hätten. Wären diese Verhandlungen erfolgreich gewesen, hätte der geplante Neubau deutlich weiter von der Straße entfernt errichtet werden können.

In den vergangenen Monaten wurden die Differenzen zwischen dem Projektentwickler und der Kölner Immobilienfirma Prosecur, die das ehemalige Mutterhaus im Auftrag der Dominikanerinnen vermarktet hat, offensichtlich. Der in drei Bauabschnitten zwischen 1928 und 1981 entstandene Gebäudekomplex und die zugehörige Ökonomie wurden seit 2010 zum Kauf angeboten, zunächst für 2,5 Millionen Euro.

Jahrelang tat sich nichts, oder die Interessenten waren der katholischen Kirche nicht genehm. In der ersten Jahreshälfte 2018 stellte Bernd Matthias, damals noch mit einem inzwischen ausgeschiedenen Partner, sein Konzept für ein Seniorenzentrum vor. Das musste wegen Fledermäusen im Dachstuhl des Ursprungsbaus von 1928 und Widerständen in der Neusatzer Kommunalpolitik wiederholt überarbeitet werden.

Wir sind nur noch Wirtschaftsberater der Schwestern
Ralf Olbrück, Geschäftsführer Prosecur

Ralf Olbrück, Geschäftsführer von Prosecur, ist inzwischen erkennbar genervt. Das Kölner Unternehmen ist auf kirchliche Immoblien spezialisiert und betreut die Dominikanerinnen in Neusatzeck seit vielen Jahren als Wirtschaftsberater. „Unsere Maklertätigkeit für den Orden endete allerdings mit dem Notarvertrag für das ehemalige Mutterhaus“, betont Olbrück. „Wir sind jetzt nur noch Wirtschafsberater der Schwestern.“

Er fordert nach wie vor, dass Matthias den Namen des Endinvestors nennt. Eine Frist, die zuletzt am 14. Oktober endete, wurde inzwischen erneut verlängert. Olbrück wünscht außerdem Unterlagen im Hinblick auf die Finanzierung des Kaufpreises von einer Million Euro.

Orden untersteht dem Erzbischof in Freiburg

Die Dominikanerinnen sind ein Orden bischöflichen Rechts. Die Erzdiözese Freiburg ist ihre zuständige Aufsichtsbehörde und redet beim Verkauf der Immobilien mit. Das hat sie in der Vergangenheit bereits getan und einen Interessenten für das Mutterhaus aus dem Umfeld der Freikirchen zurückgewiesen.

Projektentwickler Matthias und seine Mandantin wollen das Projekt aus gesundheitlichen Gründen inzwischen nicht mehr selbst realisieren, sondern an einen anderen Investor weiterverkaufen. Dessen Name will Olbrück wissen.

Olbrück bezieht sich bewusst nicht auf den Fall Neusatzeck, berichtet aber, dass bei Immobiliengeschäften grundsätzlich die Gefahr von Strohmänner bestehe. Das will er Matthias ausdrücklich nicht unterstellen. Die Kirche werde aber ihre Gebäude beispielsweise nie an Sekten oder rechtsgerichtete Parteien verkaufen, die solche Immobilien gerne ihr Eigen nennen würden. Olbrück und Matthias sprechen inzwischen nur noch über ihre Anwälte miteinander.

Matthias war bei der für ihn erfolgreichen Sitzung des Technischen Ausschusses dabei und lässt sich aktuell die gute Laune nicht verderben. Er spricht von einem wichtigen Schritt. Nach der Entscheidung des Gemeinderates am 25. November will er den Bauantrag für das Seniorenzentrum nach Möglichkeit noch in diesem Jahr im Bühler Rathaus einreichen. Abriss und Baubeginn stehen wegen des Grauen Langohrs dennoch in den Sternen.

„Zwischen März und September sind wegen der Wochenstube der Fledermäuse kein Abriss- und Bauarbeiten möglich“, sagt Matthias. „Wenn die Zeit für die Abrissarbeiten nach erteilter Baugenehmigung knapp wird, können wir erst im September loslegen.“

Projektentwickler will erst nach Baugenehmigung zahlen

Im Hinblick auf die Zahlung des Kaufpreises bleibt Matthias bei seiner Auffassung. „Der Kaufpreis ist laut Notarvertrag erst drei Wochen nach Vorlage der rechtskräftigen Baugenehmigung fällig“, stellt er fest. Er betont weiterhin, dass er laut notariellem Kaufvertrag nicht verpflichtet sei, den Endinvestor zu benennen. Im Kaufvertrag sei vielmehr das Konzept für das Seniorenzentrum beschrieben.

Die Fronten bleiben also verhärtet. Olbrück hofft aber nach wie vor, dass das Seniorenzentrum im Schwarzwald entsteht. „Ich würde einiges dafür geben, wenn der Projektentwickler das Mutterhaus wie geplant umsetzen kann“, erklärt er.

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