Wenn es um das Seniorenzentrum im ehemaligen Mutterhaus des Klosters Neusatzeck geht, kehrt in Neusatz keine Ruhe ein. Der Ortschaftsrat musste am Dienstagabend über die Einsprüche aus der Offenlage des Bebauungsplans entscheiden und erneut kam es zu kontroversen Diskussionen und einer Kampfabstimmung. Bei sechs Ja-Stimmen, drei Gegenstimmen und einer Enthaltung empfahl der Ortschaftsrat dem Gemeinderat, den Bebauungsplan als Satzung zu beschließen. Dieser wird sich am 25. November mit dem Thema beschäftigen.
Ortsvorsteher Hans-Wilhelm Juchem (CDU) hatte das bereits geahnt und sprach vom Top-Punkt der Tagesordnung. Er erinnerte daran, dass der Ortschaftsrat die Offenlage des Bebauungsplans am 21. Juli mehrheitlich beschlossen habe. Inzwischen konnten sich Bürger und Behörden zu dem Planwerk äußern. Lediglich diese Anmerkungen musste der Ortschaftsrat am Dienstagabend bewerten.
Stützmauern dürfen nicht in Sichtbeton ausgeführt werden
Juchem wies auf die Initiative von Stadt- und Ortschaftsrat Franz Fallert (FW) in der nichtöffentlichen Sitzung des Technischen Ausschusses in der vergangenen Woche hin (wir berichteten). Dort hatte Fallert durchgesetzt, dass die Stützmauern auf dem Gelände des Seniorenheims nicht in Sichtbeton ausgeführt, sondern mit Naturstein verkleidet werden. Alternativ sind Gabionen möglich, im Bereich des Landschaftsschutzgebietes nur Trockenmauern.
Die von der Stadt beauftragte Stadtplanerin Brigitte Busch erläuterte, dass der talseitige Baukörper für das betreute Wohnen (auf dem Gelände des jetzigen Wurm-Baus) 65 Zentimeter weiter von der Schwarzwaldstraße abrückt. Der Bürgersteig ist damit an der schmalsten Stelle rund 2,30 Meter breit. Ursprünglich hatten die Neusatzer ein Abrücken des Baukörpers von fünf Meter gewünscht.
Fallert kritisierte, dass das Gebäude im Vergleich zur Präsentation des Entwurfs durch den Projektentwickler um einen halben Meter in der Höhe gewachsen sei. Ulrike Kiewitt, Teamleiterin Stadtplanung im Bühler Rathaus, berichtete, dass die Stadt bei allen Investorenprojekte zur Entwurfsplanung einen Zuschlag von 50 Zentimeter gewähre. Fallert blieb bei seiner ablehnenden Einstellung. „Unsere letzte Hoffnung ist, dass das Projekt nicht finanzierbar ist“, meinte er. Er befürchtet „langfristige Nachteile“ für Neusatz. „Ich würde es mir in einigen Jahren nie verzeihen, wenn ich diesem Vorhaben zustimmen würde“, sagte er.
Mancher Unfug unterbleibt mangels GeldHubert Oberle, Ortschaftsrat (CDU)
Ebenso kritisch äußerte sich Hubert Oberle (CDU). Er zitierte den verstorbenen Bühler Ehrenbürger Karl Hörth: „Mancher Unfug unterbleibt mangels Geld.“ Den geplanten Neubau bezeichnete er im Hinblick auf seine Dimensionen als Fremdkörper. Der Profit eines privaten Investors werde über den Landschaftsschutz gestellt. Oberle kritisierte Stadträte aus anderen Stadtteilen, beispielsweise aus Kappelwindeck, die sich in ihrem Sprengel gegen deutlich kleinere Investorenprojekte einsetzen. „Wo in Bühl finden Sie ein Gebäude mit dieser Länge?“, fragte er das Plenum. „Wir werden vom Projektentwickler an der Nase herumgeführt.“ Oberle wunderte sich, dass dieser den Namen des neuen Investors nicht nennen will, obwohl das in der Branche absolut üblich sei.
Simon Westermann (FW) stellte den einstimmig angenommenen Antrag, die Fassadengestaltung zu konkretisieren. Statt allgemein Holz sollen nur „Vollhölzer in einheimischen, unbehandelten Holzarten wie Douglasie, Lärche, Kastanie, Eiche oder Akazie“ verwendet werden dürfen. Dominik Merz (FW) stellte fest, dass gerade die Fassaden- und Dachgestaltung wichtig für die Anpassung des Seniorenzentrums an das Landschaftsbild seien. Helmut Krampfert (SPD) bedauerte, dass nicht alle Vorstellungen des Ortschaftsrates berücksichtigt wurden. Man werde die Sache im Auge behalten. Juchem wies darauf hin, dass die neue Planung besser sei als die erste und dies das alleinige Verdienst des Ortschaftsrates sei.