Der Naturraum Wald verfügt über ein schier unerschöpfliches Mythos-, aber auch Leidensfähigkeitspotenzial. In der vorwiegend ökonomischen Nutzung galt er einst bei angemessenen Holzpreisen als „Sparkasse“ der Kommunen. Durchzustehen hatte er aber auch massive Rodungen („Franzosenhiebe“), Orkane (Vivian, Wiebke, Lothar), übersäuerte Böden („Waldsterben“) oder in der jüngeren Zeit anhaltende Dürreperioden und massiven Borkenkäferbefall.
Zusehends pumpt sich heute die „grüne Lunge“ zum Sehnsuchtsort der Menschen auf: für Naturpädagogik oder Gesundheitsprävention. Die Stadtverwaltung Bühl als einer der großen Waldbesitzer im Land und ihre Forstabteilung haben nun den Achtsamkeitspfad bei der Burg Windeck vorgestellt. Er ist die erst zweite Einrichtung dieser Art in Baden-Württemberg und die 13. bundesweit.
Oberbürgermeister Hubert Schnurr (FW) erläuterte die Zielsetzung dieses neuen Pfades im Frauenwald oberhalb des westlichen Jägerwegs. Er ist gedacht für „meditative Einkehr und als Wertschätzung gegenüber der Natur“. Martin Damm, Leiter der städtischen Forstabteilung, erklärte in Anwesenheit des Bühler Bezirksleiters des Rastatter Kreisforstamts, Clemens Erbacher, weitere Details.
Achtsamkeitspfad soll Identifikation zur Natur und Tourismus stärken
Danach nimmt der Achtsamkeitspfad mit Ausgangspunkt beim Parkplatz der Burg Windeck nach einer rund 1,7 Kilometer langen geschotterten Strecke auf dem 1996 angelegten und 2006 überarbeiteten Walderlebnispfad auf dem Jägerweg eine Abzweigung.
Von dort führt er bergwärts auf zum Teil anspruchsvoller Strecke zu mehreren Info-Stationen mit Schautafeln zu unterschiedlichen Themen. Sie erschließen den Wanderern je nach Jahreszeit die Besonderheiten von Bäumen, Kräutern und Wildblumen – nicht nur aus biologischer, sondern auch aus kulturhistorischer und medizinischer Sicht.
Die kurzen Abstände wurden bewusst gewählt, um den Bewegungsfluss zu unterbrechen und eine erlebnisorientierte Wissensvermittlung zu erleichtern. Ziel des Projekts, so Damm, sei es auch, eine stärkere Identifikation mit der Natur und Geschichte in der Region und mit der Heimat zu wecken sowie den regionalen Tourismus zu stärken.
Themen multimedial an acht Stationen
Thematisch werden an den acht Stationen unter anderem folgende Punkte, begleitet und unterstützt durch kurze Audioinfos, behandelt: Jagd/Tiere, Waldfunktion. Elemente sich auch ein Barfußpfad, eine Klangstation und ein „Hörbaum“. Dazwischen sind Sitzgruppen und Hängegliegen gruppiert.
Bei der Einmündung in den Max-Brenzinger-Weg bei Station drei steht ein Baumhaus mit Sitzgruppen und Informationen zur Flößerei, zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Der Achtsamkeitspfad hat eine Länge von 1,4 Kilometern und erfordert, je nach Kondition und jeweiliger Verweildauer, eine Gehzeit von rund einer Stunde.
Achtsamkeit für mehr Gesundheit und Sensibilisierung
Ideengeberin auf der Grundlage eines Konzepts der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und Co-Sponsorin des Pfades ist die CDU-Stadträtin und Ärztin Margret Burget-Behm. Sie betonte: „Achtsamkeit ist die erste Form der Wertschätzung!“ Achtsame Menschen lebten zufriedener, emphatischer und gesundheitsbewusster.
Wald sei ein „Schonklima, das das Immunsystem stärkt“ und unter anderem gegen Depressionen und Bluthochdruck wirksam sei. Wichtig sei auf diesem Weg eine Sensibilisierung der Sinne. Den Wald müsse man riechen, hören, fühlen, streicheln und auch mal umarmen. Ihr Credo: „Der Mensch braucht die Natur!“
In diese Kerbe schlug auch Christian Schütt als Vertreter des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord. Die Sensibilisierung der Sinne sei ein „großes Thema“ dieser Zeit. Es gelte, achtsam gegen sich selbst, den Mitmenschen und der Natur zu sein. An den Gesamtkosten von 125.000 Euro beteiligte sich der Naturpark mit 60 Prozent.
Dies sei gut angelegtes Geld, wie Schnurr und Damm meinten, handle es sich bei dem Projekt schließlich um eine weitere Attraktion im Bühler Stadtwald und ein „Alleinstellungsmerkmal“ in der Region.