
Es ist bereits seine vierte Kandidatur. Bürgermeister Jürgen Pfetzer (CDU) bewirbt sich erneut um den Chefsessel des Rathauses in Ottersweier.

Die Aufgabe sei spannend, herausfordernd und biete viel Gestaltungspotenzial auch in der Zukunft, erklärt der 57-Jährige im BNN-Interview. Gewählt wird am Sonntag, 30. April.
Herr Pfetzer, wie läuft der Wahlkampf?
PfetzerSehr gut, ich erhalte durchweg positive Resonanz auf mein Wahlprogramm, den Internetauftritt und die Wahlbroschüre. Alle Inhalte und Termine habe ich von langer Hand vorbereitet, unbeeinflusst von jeglicher Kandidatenkonstellation.
Welche Themen bewegen die Menschen in Ottersweier vor allem?
PfetzerAn oberster Stelle stehen Themen wie Klimaschutz und Energiewende, Hochwasserschutz, bedarfsgerechte Betreuungsangebote in den Kindergärten, neue Wege in der Seniorenarbeit, aber auch die Schaffung von Tagespflegeplätzen und Betreutem Wohnen.
Ihr einziger Konkurrent hat gegenüber dieser Redaktion geäußert, dass Sie als Bürgermeister eine „sicherlich gute Arbeit“ geleistet haben. Welches Kompliment haben sie im Gegenzug für Herrn Tschany übrig?
PfetzerEs ist mutig, in so vielen Gemeinden und teilweise gleichzeitig zu kandidieren.
Herr Tschany ist der Ansicht, dass 24 Amtsjahre „vielleicht genug“ sein könnten. Warum folgen Sie nicht dem Beispiel Ihres Acherner Kollegen Klaus Muttach, der geäußert hat, man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.
PfetzerDas trifft für mich nicht zu. Die Aufgabe als Bürgermeister in Ottersweier ist spannend, herausfordernd und bietet viel Gestaltungspotenzial auch in der Zukunft. Ich bin in keinster Weise amtsmüde, sondern habe Lust am Gestalten und die Erfahrung zur Lösung schwieriger Zukunftsaufgaben. Das treibt mich an.
Kommen wir zum Inhaltlichen: Ottersweier kann Klimaschutz. Die Ratsfraktion der Grünen hat sich zum Ziel gesetzt, Ottersweier bis 2030 zu einer klimaneutralen Gemeinde zu machen. Was sagen Sie?
PfetzerMan muss sich ehrgeizige Ziele setzen, weil es schon längst Fünf nach Zwölf ist. Es geht im Kern darum, dass alle Akteure, nämlich die Bevölkerung und alle staatlichen Ebenen alles daran setzen, dass die Energiewende gelingt und Klimaschutz nicht nur als Parole vor sich hergetragen wird, sondern jeder seinen Beitrag konkret leistet. Ottersweier wird hier in vielen Sektoren und im Rahmen seiner personellen und finanziellen Möglichkeiten Vollgas geben. Dann werden wir in kurzer Zeit Erfolge erzielen und bilanzieren können.
Also, kein festes Datum für ein klimaneutrales Ottersweier?
PfetzerEs gibt kein vom Gemeinderat beschlossenes festes Datum.
Die Windkraft-Bilanz in Baden-Württemberg ist trotz grün geführter Landesregierung ein Desaster. Ottersweier strebt nach Windkraft im Höhengebiet. Wie aber wollen Sie gegen einen Verhinderungs-Bürokratismus wie im Fall Hornisgrinde ankommen?
PfetzerIch habe bei der Umsetzung unserer Energiewende-Projekte schon einiges erleben und gegen Bürokratismus ankämpfen müssen. Das bringt einen ab und zu an den Rand der Verzweiflung. Das Ziel, die Energiewende zu schaffen und aktiven Klimaschutz zu betreiben, ist es aber wert, nicht aufzugeben, sondern auch gegen Widerstände anzukämpfen. Wenn die Politik wahr macht, was sie propagiert, sehe ich gute Chancen für Windkraftanlagen unterhalb der B500 im Hatzenweierer Wald.
Wie verträgt sich die geplante Ausweitung des Gewerbegebiets Juhnebühn im Hägenich mit den Klimazielen von Ottersweier? Der Gemeinderat hat nur mit knapper Mehrheit zugestimmt. Der Eindruck drängt sich auf, dass im Konfliktfall Wirtschaftsinteressen Vorfahrt haben.
PfetzerDas ist ein falscher Eindruck, weil man mit dieser Sichtweise verschiedene Bereiche gegeneinander ausspielen würde. Wirtschaftliche Entwicklung und Klimaschutz schließen sich nicht aus, im Gegenteil. Und wir brauchen auch Entwicklungsmöglichkeiten für Bestandsbetriebe und Neuansiedlungen, um unsere ökonomische und ökologische Prosperität zu erhalten.
Im konkreten Fall wurden durch einstimmige Gemeinderatsbeschlüsse bereits erhebliche Vorleistungen in den Ausbau der Hägenichstraße mit Wendehammer und den Grunderwerb getätigt mit dem Ziel der Erweiterung des bestehenden Gewerbegebiets Juhnebühn.
Ein großes Neubaugebiet lässt sich nicht mehr aus dem Hut zaubern. Die Innenverdichtung mit dem Bau neuer Wohnungen kommt aber nur punktuell voran. Sehen Sie einen Ausweg, um jungen Ottersweierer Familien den Traum von den eigenen vier Wänden zu ermöglichen, sofern sich diese das überhaupt noch finanziell leisten können?
PfetzerLetzteres kann die Gemeinde nur schwer bis nicht beeinflussen. Wo wir Handlungsspielraum haben, nutzen wir diesen aber auch. Es gibt noch genügend Potenzial für Innenentwicklung in allen Ortsteilen. Wir haben außerdem ein Projekt gestartet zur Überarbeitung alter Bebauungspläne. Anhand von drei exemplarischen Bebauungsplänen werden wir zunächst erproben, wie zusätzlicher Wohnraum durch Aufweitung starrer Baugrenzen, höherer Zahl an Wohneinheiten und der Möglichkeit zum Bauen in zweiter Reihe geschaffen werden kann.
Die Gesellschaft altert, der demografische Wandel ist auch in Ottersweier spürbar. Die Gemeinde ist um entsprechende Seniorenangebote bemüht, doch mangelt es an altersgerechten Wohnmöglichkeiten für die letzte Lebensphase im Ort. Was lässt sich tun?
PfetzerAktuell sind wir dabei, in Workshops mit Vertretern der Bürgerarbeitskreise und des zuständigen Ausschusses des Gemeinderats Vorschläge für eine künftige Nutzung des Sonnenplatzes zu erarbeiten. Integraler Bestandteil unserer Überlegungen ist es, eine neue soziale Mitte zu schaffen, unter anderem auch mit der Bereitstellung betreuter Wohnangebote.
Am Sonnenplatz ist die Kuh noch nicht vom Eis.
PfetzerDie nächsten Schritte sind bereits klar definiert: In einer Einwohnerversammlung im Juni werden die Ergebnisse der Bürger-Workshops präsentiert und diskutiert. Diese basieren auf der Arbeit der Bürgerarbeitskreise aus dem letzten Jahr. Danach will der Gemeinderat noch vor der Sommerpause einen Grundsatzbeschluss zur künftigen Nutzung des Sonnenplatzes fassen. Und dann gibt es einen Arbeitsauftrag an die Verwaltung, die Umsetzung in die Wege zu leiten.
Das Bildungswesen in Ottersweier hat einen guten Ruf. Gleichwohl steht die Haupt- und Werkrealschule als solche im Zusammenhang mit dem Schulsystem im Land immer wieder in der politischen Kritik. Wie ist es um deren Zukunft in Ottersweier bestellt?
PfetzerUnsere Schulen, die Maria-Victoria-Schule Ottersweier und die Grundschule Unzhurst, genießen einen hervorragenden Ruf in der Bevölkerung und der Region. Beide Schulstandorte stehen nicht zur Diskussion. Im Gegenteil, die Werkrealschule Ottersweier hat stabile Klassenstärken und die steigenden Kinderzahlen veranlassen uns, über bauliche Erweiterungen nachzudenken, weil es an Klassenzimmern und Mensakapazität mangelt.
Corona scheint überwunden, die letzten Restriktionen sind gefallen. Hat sich für Sie als Bürgermeister durch die Pandemie etwas wesentlich verändert? Oder geht alles wieder seinen gewohnten Gang?
PfetzerWir sind langsam wieder in einem eingeschwungenen Zustand angekommen, aber das dauerte länger als erwartet. Corona mit allen Begleitumständen hat aber seine Spuren hinterlassen. Gerade die Vereine versuchen nach Kräften, wieder ehrenamtliches Engagement zu aktivieren, das lange brach liegen musste.
Die bisherigen marginalen Wahlergebnisse von Herrn Tschany müssten Sie ruhig schlafen lassen. Oder haben Sie etwa Albträume im Hinblick auf den 30. April?
PfetzerIch habe generell einen guten Schlaf und bin bislang bei allen Wahlen von Albträumen verschont geblieben.
Selten folgt auf einen Wahlsonntag ein Feiertag. Haben Sie schon überlegt, was sie am 1. Mai tun werden?
PfetzerDiese Frage erübrigt sich für mich am Tag der Arbeit, denn am 1. Mai steht die Einweihung des neu gestalteten Vorplatzes der Wallfahrtskirche Maria Linden an und die Unzhurster Feuerwehr hat ihren traditionellen Mai-Hock.