Ohne Trinkwasser kein Leben. Wie selbstverständlich fließt es aus dem Hahn. Kaum jemand verschwendet einen Gedanken an Aufwand und Logistik, die sich dahinter verbergen. Ganz anders die Situation im entferntesten Winkel von Ottersweier: Am Aschenplatz auf rund 700 Metern Höhe ist die Sicherstellung der Wasserversorgung eine existenzielle Frage. Und das, obwohl die dortigen Bewohner paradoxerweise buchstäblich an der Quelle sitzen.
Am östlichsten Zipfel der Gemarkung liegen die Häuser der Siedlung Aschenplatz – an einem Flecken, an dem sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen und es keinen Bebauungsplan gibt. Rechtlich handelt es sich um einen Außenbereich. Die nächsten Nachbarn sind die Einwohner von Hundsbach, die zur Gemeinde Forbach gehören. Wer in dieser Exklave westlich des Greßbachs seinen Hauptwohnsitz hat, ist Bürger oder Bürgerin von Ottersweier.
Die Zeiten der früher reinen Ferienhaus-Siedlung sind vorbei, immer mehr Menschen, vor allem Städter, ziehen dauerhaft in den tiefen Schwarzwald. Doch nicht in allen Fällen genügt die Quelle hinter dem eigenen Haus den amtlichen Hygiene-Anforderungen. Umweltprobleme können dafür die äußere Ursache sein; der Klimawandel und lange Phasen der Trockenheit drücken auf die Schüttung. Im schlimmsten Fall droht die Quelle im Sommer zu versiegen. Unter diesen Umständen bleibt letztlich nur der Anschluss an die öffentliche Wasserversorgung. Doch eine solche gibt es am Aschenplatz nicht. Noch nicht.
Bürgermeister meldet sich zu Wort
Bürgermeister Jürgen Pfetzer (CDU) bestätigte entsprechende Bemühungen, den Aschenplatz von Hundsbach aus, wo die Gemeinde Forbach derzeit ein neues Wasserwerk baut, zu versorgen. Neben einer Zustimmung der Nachbarkommune ist es nötig, eine Leitung von Hundsbach zum Aschenplatz zu verlegen, etwa 500 Meter davon im Bereich von Ottersweier.
Angesichts der nicht unerheblichen Investitionskosten macht die Gemeinde verbindlich zur Vorgabe, dass sich mindestens zwei Drittel der Hauseigentümer in dem Ottersweierer Gemarkungsteil anschließen lassen. Die Quote wird nach letztem Stand geradeso erfüllt. „Für 14 der 21 Grundstücke liegt eine Absichtserklärung vor“, so Pfetzer. Die anderen wollen weiterhin eigene Quellen nutzen.
Wir haben hier eine SondersituationJürgen Pfetzer (CDU), Bürgermeister Ottersweier
Für die Exklave ist im Fall einer Realisierung ein eigenes Versorgungsgebiet mit eigener Wassersatzung vorgesehen. „Wir haben hier eine Sondersituation“, erklärt der Bürgermeister. Soll heißen: Die Sache wird entsprechend teuer – trotz möglicher staatlicher Förderung. So käme die Anschlussgebühr je nach Grundstücksverhältnissen bei durchschnittlich 5.200 Euro zu liegen. Viel Geld im Vergleich zur örtlichen Versorgung unten in Ottersweier. Und das ist noch nicht alles.
Die Wirtschaftlichkeitsberechnung kommt auf einen Wasserpreis von rund elf Euro pro Kubikmeter. Die Einzelbelastung relativiert sich jedoch vor dem Hintergrund der einzigen Alternative, eine bis zu fünfstellige Summe in die eigene Quelle investieren zu müssen, um die vom Gesundheitsamt überwachten Hygiene-Anforderungen zu erfüllen – verbunden mit dem Risiko einer zeitweise unzureichenden Schüttung.
Unterstützung aus Forbach zugesichert
Nachdem 2007 per öffentlich-rechtlicher Vereinbarung mit Forbach eine Abwasserbeseitigung realisiert wurde, welche die Klärgruben ablöste, sieht Pfetzer nun die „historische Chance“ einer zentralen Wasserversorgung für den Aschenplatz. Dazu bedarf es wiederum der Unterstützung aus Forbach. „Technisch sind wir nach Abschluss des Neubaus Wasserwerk Hundsbach und dem Anschluss des Rohwassers der Schmitzbrunnenquelle an das Wasserwerk in der Lage, die notwendige Wassermenge bereitzustellen“, lässt Bürgermeisterin Katrin Buhrke (parteilos) wissen.
Sofern wir den Zuschuss erhalten, könnte 2023/24 die Zuleitung gebaut werden.Katrin Buhrke (parteilos), Bürgermeisterin Forbach
Die staatliche Förderung sei beantragt, mit einer Entscheidung werde in den nächsten Wochen gerechnet. „Sofern wir den Zuschuss erhalten, könnte 2023/24 die Zuleitung gebaut werden.“ Zuvor sei jedoch noch eine Klärung und Vereinbarung mit Ottersweier herbeizuführen, so Buhrke.
Die Angelegenheit betrifft auch auf der Hundsbacher Seite des Aschenplatzes zwölf Anwesen, die zu Forbach gehören. Sieben Gebäudeeigentümer seien an einem Anschluss interessiert, berichtet die Bürgermeisterin. Eine Siedlung, ein Wasser, aber voraussichtlich zwei getrennte kommunale Versorgungseinheiten – das wird in der Konsequenz zu unterschiedlichen Bezugspreisen führen, sollte sich die Wasserversorgung auf den Ottersweierer Teil des Aschenplatzes ausdehnen lassen.
Alternativen liegen in ferner Zukunft
Einen Plan B für den Fall eines Scheiterns gibt es nicht. Bürgermeister Pfetzer berichtet von Überlegungen seitens der Bühler Stadtwerke, entlang der Schwarzwaldhochstraße eine Wasserleitung zu verlegen, um die Versorgungssicherheit für die touristische Infrastruktur im Bühler Höhengebiet herzustellen. Speisen ließe sich dieser Strang mit Brunnenwasser, das aus der Rheinebene hochgepumpt wird. Was wie eine Utopie klingt, sei für die Bühlerhöhe via Bühlertal bereits Realität, woran sich andocken ließe. Ein Leitungsbau an der B500 birgt dann die Option, den Aschenplatz via Hundseck zu bedienen. Irgendwann, in ferner Zukunft.