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Hohe Beteiligungsquote angestrebt

Statt Heizöl: Option auf saubere Nahwärme in Ottersweier-Unzhurst

Im Quartier rund um die Schule in Ottersweier-Unzhurst herrscht energetisch ein hoher Sanierungsbedarf. Die Energieagentur Mittelbaden berät dort die Hausbesitzer.

Hohe Beteiligungsquote angestrebt:  Eine Heizzentrale auf dem Gelände von Schule,  Kindergarten, Sport- und Festhalle in Unzhurst soll zahlreiche Nachbarn mit Wärme versorgen.
Eine Heizzentrale auf dem Gelände von Schule, Kindergarten, Sport- und Festhalle in Unzhurst soll zahlreiche Nachbarn mit Wärme versorgen. Foto: Bernhard Margull

Mehr als 100 Gebäudeeigentümer aus Unzhurst mit vielfach in die Jahre gekommenen Ölheizungen im Keller macht die Gemeinde Ottersweier ein mittelfristiges Angebot: Ein Wechsel in die Nahwärme-Versorgung. Konkret wird zu diesem Zweck derzeit ein Quartierskonzept erstellt.

Die Idee lautet: Eine Heizzentrale am Standort von Schule, Kindergarten, Sport- und Festhalle soll zahlreiche Nachbarn mit Wärme versorgen.

Für März kündigt Bürgermeister Jürgen Pfetzer (CDU) eine öffentliche Informationsveranstaltung an und geht davon aus, dass die Hausbesitzer vor allem folgende zwei Fragen stellen werden: „Was bringt’s mir? Was kostet es? Darauf müssen wir Antworten geben.“ Argumente, die Hausbesitzer überzeugen können, wie der Wegfall von Heizkessel und Öltank, Versorgungssicherheit über Jahrzehnte und Erfüllung der Richtlinien des Erneuerbare-Wärme-Gesetzes.

Gespräche mit Bewohnern des Viertels

Für das Projekt hat die Gemeinde die Energieagentur Mittelbaden als Koordinator an Bord geholt. Zwei Tage nahmen sich die Fachleute Zeit, um vor Ort die Gebäudestrukturen und den Status quo der energetischen Versorgung zu erkunden. Die Interviewer sprachen mit Bewohnern und verteilten Fragebogen.

Simon Friedmann, Klimamanager des Landkreises Rastatt, berichtete in dieser Woche dem Gemeinderat von einer „sehr guten Rücklaufquote“. Die Mitarbeiter seien mit 69 der insgesamt 119 Hausbesitzern ins Gespräch gekommen, in vier weiteren Anwesen mit Mietern.

Lediglich 28 Gebäude konnten nur von außen betrachtet und eingeschätzt werden, in 18 weiteren Fällen seien die Verhältnisse nach den Grundlagedaten berechnet worden. Fast ausschließlich handele es sich um Wohnhäuser.

Über die Hälfe der Gebäude seien bis zum Jahr 1978 entstanden, noch vor Erlassen der ersten Wärmeschutzverordnung. Der Klimamanager bilanzierte ein mögliches Einsparpotenzial bei einer ganzheitlichen Sanierung von fast der Hälfte des derzeitigen Gesamtwärmebedarfs.

Bei der Frage nach der eingesetzten Heiztechnik gab es nur selten überraschende Antworten. Ermittelt wurde – mangels Gasnetz – eine hohe Dominanz von Erdölbrennern, welche die Umwelt mit entsprechend hohen CO2-Emissionen belasten.

Doch die Anwohner befinden sich in bester Gesellschaft: Auch die Gemeinde setzt (noch) den fossilen Brennstoff ein, um Schule, Kindergarten und Halle mit Wärme zu versorgen. Gut fürs Klima, aber schlecht für die Beteiligungsquote an der Nahwärme-Versorgung ist, dass sich bereits mehrere Hauseigentümer mit Pelletheizungen oder Wärmepumpen neu orientiert haben.

Im Ansatz priorisiert werden zwei Versorgungsvarianten: eine Grundwasserwärme-Nutzung oder eine Hackschnitzel-Heizung mit Solar-Wärmepumpe. Beide Systeme hätten ihre Vorzüge, die Grundwasserwärme sei „etwas flexibler“ in der Handhabung, gab Friedmann zu verstehen.

Beide Varianten ließen sich aufgrund des Energiebedarfs für den Pumpbetrieb gut mit einer Solarstromerzeugung kombinieren.

Wir brauchen eine Nahwärme-Anschlussquote von 60 bis 70 Prozent.
Fabienne Körner, Geschäftsführerin der Energieagentur Mittelbaden

„Wir brauchen eine Nahwärme-Anschlussquote von 60 bis 70 Prozent“, gab Fabienne Körner, Geschäftsführerin der Energieagentur Mittelbaden, das Ziel vor. Zum Zug könnten auch benachbarte Hauseigentümer kommen, die nicht unmittelbar im definierten Quartier (im Viereck von Hornisgrindestraße, Zeller Straße und Engertweg) wohnen.

Je nach Grad der Beteiligungen könnte es eine große, mittlere oder kleine Lösung geben, erklärte Jürgen Pfetzer und kündigte eine zeitnahes, umfängliches Beratungsangebot für die Bürgerinnen und Bürger an. Bis zum ersten Halbjahr 2024 sollte dann feststehen, wie es weitergeht.

Der Gemeinderat ging mit der Verwaltung d’accord, einen Zuschuss für das Sanierungsmanagement im Rahmen des KfW-Programms „Energetische Stadtsanierung“ zu beantragen. Die Kosten der dreijährigen Projektphase, in die auch ein Ingenieurbüro eingebunden ist, belaufen sich auf jährlich 88.000 Euro, wovon die Gemeinde einen Eigenanteil von 22.000 Euro schultern muss.

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