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Handwerkskunst und Heimatliebe

Roland Klöpfer aus Hatzenweier legt über 100 Jahre altes Wallfahrtsbuch neu auf

Es war eine Verkettung von glücklichen Umständen, dass ein historisches Buch zu Maria Linden neu aufgelegt wurde. Die Protagonisten: Eine Jahrhunderte alte Wallfahrt, eine Gruft und ein heimatverbundener Buchbindermeister mit einer guten Spürnase.

Mann mit Büchern
Der Meister und sein Werk: Roland Klöpfer legte ein gut 100 Jahre altes Wallfahrtsbuch von Maria Linden neu auf. Foto: Bernhard Margull

Es gibt manchmal eine Verkettung von glücklichen Umständen, die zu einem wunderbaren Ergebnis führen. Im Mittelpunkt steht die traditionsreiche wie altehrwürdige Wallfahrtskirche Maria Linden in Ottersweier. Dort stieg Buchbindermeister, Schriftsetzer und Drucker Roland Klöpfer, „Haudegen” nennt er sich selber, vor einiger Zeit mal mit Pater Markus in die Mönchsgruft. Was Klöpfer wurmte, es es gab eigentlich keine Informationen zu den dort bestatteten Ordensleuten und ähnlich mau sah es bei der Wallfahrtsgeschichte aus.

Wie durch ein Wunder, kann ja bei einer Wallfahrtskirche mal vorkommen, kam der kunstsinnige Hatzenweierer dann aber zu einem Büchlein, das all seine Fragen beantwortete. Es heißt „Unsere liebe Frau Maria bei den Linden. Ein Wallfahrts- und Gebetbuch.” Verfasst hat es im Jahr 1911 Stephan Müller, Pfarrverweser in Hoppetenzell (heute Stadtteil von Stockach). „Mit Approbation des hochwürdigsten Herrn Erzbischofs von Freiburg”, also mit offiziellem Segen des Chefs der hiesigen Katholiken.

Buchdeckel in Handarbeit

Diesen regionalhistorischen Schatz hob Klöpfer bei einer Haushaltsauflösung im Dorf. „Das war wirklich Zufall”, berichtet der Buchbindermeister. Das 330 Seiten starke Werk lag in einer Truhe. Und für Klöpfer, der mit besonderer Hingabe alte Kochbücher und anderes mehr neu auflegt, war klar, dieses Wallfahrtsbüchlein muss wieder auf den Markt. Gesagt, getan.

Klöpfer, - mit 50 Jahren Berufserfahrung - ging ans Werk und zwar nach dem Motto: „Wenn ich das mache, mache ich es richtig.” Er nahm das Original fachgerecht auseinander, reproduzierte jede einzelne Seite, druckte sie und band das Ganze schließlich nach allen Regeln der Kunst. So erfuhr ein Wallfahrtsbuch nach gut 100 Jahren eine Neuauflage - in derselben Größe natürlich. „Der Buchdeckel ist Handarbeit”, betont Klöpfer.

Blick in Buch
Blick in die Gruft: Das neu aufgelegte Wallfahrtsbuch stellt auch die Jesuitenpatres von Ottersweier vor. Heute betreuen die Brüder vom Gemeinsamen Leben Maria Linden. Foto: Ulrich Coenen

Es ist lesenswert - zumindest für diejenigen, die sich für Maria Linden interessieren. Das Buch gliedert sich insgesamt in drei Teile und einen Anhang.

Im ersten Teil, illustriert mit zehn Bildern, beleuchtet der Autor auf 75 Seiten die „Geschichte der Wallfahrt Maria Linden”. In diesem Abschnitt befasst er sich mit den „frommen Legenden”, informiert über den Ursprung der Wallfahrt ebenso wie über ihre Entstehung und auch über den „Bau der Lindenkirche in ihrer heutigen Gestalt”. Fast schon schwelgerisch erscheint der Einstieg, es ist von „einer der schönsten Ecken unseres badischen Heimatlandes” die Rede, vom „wohlhabenden Dorf Ottersweier mit seiner prächtigen, neuen, gotischen Kirche.”

Dort stehe ein „altehrwürdiges Volksheiligtum”, schreibt Müller, „in der Ferne zeigt der herrliche Turm der Bühler Kirche wie ein Riesenfinger gen Himmel.” Es geht dann um die Wallfahrts-Legende und wird sehr historisch-faktenbetont, wenn der Pfarrverweser, der 1907 bis 1910 in Ottersweier wirkte, die wesentlichen Daten der wechselhaften Maria-Linden-Geschichte aufarbeitet.

Zeitzeuge des Ottersweierer Kirchenbaus

Müller, der den Bau der vom renommierten Kirchenbaumeister Johannes Schroth geplanten Ottersweierer Pfarrkirche St. Johannes der Täufer von 1906 bis 1909 miterlebte, widmet sich ab Seite 37 dann den Jesuiten, die die Wallfahrt über ein Jahrhundert „mit der größten Gewissenhaftigkeit” betreuten. Elf Patres und einen Laienbruder führt er auf - einer der prominentesten ist der am 10. Oktober 1777 in der Gruft beigesetzte Pater Peter Schommartz.

Damit findet Klöpfer auf einen Teil seiner Fragen zu den bestatteten Mönchen eine Antwort. Die Geschichte von Maria Linden hat inzwischen auch Helmut Kopf in einer fünfteiligen Serie im ABB publiziert. „Dafür bin ich ihm dankbar”, sagt der kunstsinnige Buchbindermeister. Das von ihm nun neu aufgelegte Buch lässt sich - zumindest aus Sicht des Wallfahrers - als allumfassend bezeichnen.

Es beleuchtet die Geschichte, beinhaltet jede Menge Tipps und Informationen „Wie man wallfahren soll” im zweiten Teil (mit „tugendhaftem Wandel”) und es gibt, im dritten Part, dann noch „Die gewöhnlichen Andachtsübungen des katholischen Christen” mit Beschreibungen der Messen, der Sakramente und der diversen Andachten. Im Anhang finden sich fünf Wallfahrtslieder. Den bescheidenen Lohn wünscht sich der Autor im Vorwort: Das Wallfahrtsbüchlein möge „all seine Leser mit neuer Liebe, Verehrung und Andacht zur Gottesmutter und Himmelskönigin Maria bei den Linden [...] erfüllen und den Ruhm in immer weitere Kreise unseres Heimatlandes tragen.”

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