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Futtermittel wird knapper

Sinkender Wasserspiegel macht Aspichhof in Ottersweier zu schaffen

Die Landwirtschaft hat zunehmend Probleme mit dem sinkenden Grundwasserspiegel. Ein Beispiel dafür ist der Aspichhof in Ottersweier, der mit verschiedenen Maßnahmen darauf reagiert. So ist nach 15 Jahren der Anbau von Saatmais eingestellt worden.

Zukunftspläne: Auf dem Aspichhof in Ottersweier stellt Geschäftsführer Ewald Glaser sowohl  beim Ackerbau als auch der Tierhaltung einiges um.
Zukunftspläne: Auf dem Aspichhof in Ottersweier stellt Geschäftsführer Ewald Glaser sowohl beim Ackerbau als auch der Tierhaltung einiges um. Foto: Wilfried Lienhard

Der nach den zurückliegenden trockenen Sommern sinkende Grundwasserspiegel macht der Landwirtschaft zunehmend zu schaffen. Ewald Glaser, der Geschäftsführer des als gemeinnützige GmbH organisierten Aspichhofs in Ottersweier, hat im Juni zwar genug Regen registriert, „aber er ist buchstäblich verschwunden” und habe keine Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel gehabt. Besonders wirke sich das auf das Viehfutter aus: „Wenn ich zum Hof hoch fahre, kommen mir fast die Tränen. Da wächst nichts.”

Eine Konsequenz daraus: „Wir werden in den nächsten Wochen gezwungen sein, Körnermais zu Futter zu verarbeiten.” Der Mais, der auf zehn Hektar angebaut werde, stehe gut da, da die Pflanze mit Wasser am ökonomischsten umgehe.

Gleichwohl sei zu unterscheiden. Während Glaser mit dem Körnermais zufrieden ist, hat er die Produktion von Saatmais eingestellt: „Das war 15 Jahre ein wichtiges Standbein für den Hof. Doch in den letzten Jahren gab es zunehmend Probleme mit der Wasserversorgung. Die Erträge sind gesunken.” Ohne eine Beregnung sei der Anbau künftig nicht mehr wirtschaftlich genug.

Neue Sorten sind gefragt

Das ist nur eine von mehreren Folgen, die sich für den Aspichhof aus dem sinkenden Grundwasserspiegel ergeben. Eine wasserschonende Bodenbearbeitung sei unabdingbar. Um möglichst wenig Wasser verdunsten zu lassen, müsse der Boden eher weniger als bisher „beackert” werden, die Fruchtfolge sei zu verändern, tiefwurzelnde Luzerne müssten angebaut und überhaupt die Anbausorten ganz genau auf ihren Wasserbedarf hin ausgewählt werden.

Glaser verdeutlicht das am Beispiel des Weizens: Der Anteil begrannten Weizens sei in der Region eher nicht üblich gewesen, jetzt aber nehme er zu, weil die Erträge in trockenen Jahren besser ausfielen als beim unbegrannten: „Mit den Grannen nimmt er noch Tautropfen auf.”

Der Kuhstall auf dem Aspichhof: Während das Jungvieh auf der Weide in Neusatzeck steht, sind für die Milchkühe Großventilatoren installiert worden.
Der Kuhstall auf dem Aspichhof: Während das Jungvieh auf der Weide in Neusatzeck steht, sind für die Milchkühe Großventilatoren installiert worden. Foto: Wilfried Lienhard

Selbst dort, wo die Vegetation gut bis sehr gut ist, gibt es Wermutstropfen. „Die Reben stehen traumhaft da”, sagt Glaser. Das sei ihren bis zu sechs Meter tiefen Wurzeln zu verdanken. An Jung- oder Neuanlagen aber mag Glaser nicht denken: „Da geht ohne Bewässerung gar nichts.” Schon Ende August können möglicherweise die Trauben für den Sektgrundwein gelesen werden. Der Weinbau mit seinen 14 Hektar ist für Glaser ein wichtiges Thema über den Hof hinaus: „Die Ertragslage ist überall angespannt.” Das müsse sich ändern; Preisdumping mache er jedenfalls nicht mit.

Abfüllanlage für Joghurt

Umso mehr freut sich Glaser über positive Entwicklungen in anderen Bereichen des vielfältig aufgestellten Hofs. Von großer Bedeutung ist das Geschäft mit der Milch. Von den jährlich 250.000 Litern werde fast die Hälfte auf dem Hof verarbeitet. Forciert werde der Verkauf von Frischmilch, und längst mehr als ein Geheimtipp ist der Joghurt vom Aspichhof.

Was als Spielerei begonnen habe, laufe mittlerweile so gut, dass die Abfüllung händisch nicht mehr möglich sei. Für 20.000 Euro werde eine vollautomatische Abfüllanlage angeschafft, für die es aus dem Leader-Programm einen 80-prozentigen Zuschuss gebe: „Das ist auch auf Wachstum ausgelegt.” Investiert wurde auch in den Kuhstall: Bei Temperaturen von mehr als 20 Grad schalten sich Großventilatoren ein. Damit beugt Glaser einem Einbruch der Milchleistung vor, der bei Hitze deutlich ausfallen könne.

Derzeit steht ein Großteil des Jungviehs auf der Weide in Neusatzeck. Ein anderes Standbein in der Tierhaltung ist die Schweinemast, die ausschließlich der eigenen Metzgerei dient; etwa 100 Schweine zählt der Hof. Jetzt steht eine Umstellung auf die etwa 250 Jahre alte Rasse Duroc bevor. Sie stammt laut Glaser aus den USA und ist eine Kreuzung aus dem Roten Jerseyschwein und dem Iberico aus Spanien. „Das Fleisch ist etwas marmorierter und hat zusätzlichen Geschmack, die Schweine sind widerstandsfähiger als unser bisheriges Hybridschwein.”

Corona und die Folgen

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie hat der Aspichhof auf verschiedenen Eben zu spüren bekommen. Das von ihm betriebene Café in der Hub habe für sechs Wochen komplett schließen müssen, berichtet Geschäftsführer Ewald Glaser von einem „schweren Schlag”. Auch die Konditorei sei geschlossen geblieben. Seit ein oder zwei Wochen habe das Café wieder die Vor-Corona-Zahlen erreicht: „Wir sind nicht ganz unzufrieden.” Die geringeren Patientenzahlen im Klinikum Mittelbaden hätten sich beim Milchabsatz bemerkbar gemacht. Es sei daher mehr Käse produziert und die Kälbermast intensiviert worden. Abgesagt wurde wie bereits berichtet das traditionelle Hoffest; der „Ersatz” in Form eines Kabarettabends mit Martin Wangler in der Rolle des Fidelius Waldvogel verspreche ein besonderes Ereignis zu werden, sagt Glaser. Von 499 Karten seien bisher rund 440 verkauft. Die Veranstaltung beginnt am Freitag, 7. August, um 19 Uhr.

Gute Nachrichten hat Glaser vom Betreuten Wohnen auf dem Hof. Nachdem in den vergangenen Jahren immer wieder Plätze frei geblieben waren, sei die Nachfrage nun kräftig gestiegen und das Haus mit seinen zehn Plätzen ab Herbst voll belegt; der Altersschnitt sinke auf Mitte 50.

Anderes habe sich nicht verändert: Auszubildende für die Bäckerei und die Metzgerei seien weiterhin kaum zu finden. Und auch der Druck auf die Preise lasse nicht nach. Daran habe auch die Corona-Pandemie nichts geändert: „Wirtschaftlich ist weiterhin Druck auf dem Kessel.”

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