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Schadensersatzklage wird erwogen

PFC-Sanierungskonzept in Bühl: Stadt will nicht auf den Kosten sitzen bleiben

Nach jahrelanger Planung beginnt in Bühl ein PFC-Sanierungsprojekt. Das bedeutet erhöhten Lkw-Verkehr in drei Stadtteilen. 1,5 Millionen Euro muss die Stadt aufbringen. Dieses Geld möchte sie aber wieder haben.

PFC Balzhofen
Besprechung vor Ort: (von links) Markus Benkeser, Thomas Bauer, Hubert Schnurr, Christopher Stengel und Alois Huber im Balzhofener Sanierungsgebiet. Foto: Bernhard Margull

Die Stadt Bühl erwägt eine Schadensersatzklage, um die Kosten für das jetzt anlaufende PFC-Sanierungsprojekt Bußmatten/Balzhofen nicht selbst tragen zu müssen. Bei einem Vor-Ort-Termin beim Wasserwerk in Balzhofen, wo auf fünf Ackerschlägen mit PFC belasteter Boden abgetragen werden soll, sprach der Bühler PFC-Beauftragte Markus Benkeser von einem schwebenden Verfahren.

Die Stadt wolle abwarten, wie die bereits vor Gericht anhängigen Schadensersatzklagen aus Hügelsheim und Rastatt entschieden würden: „Wir wollen sowohl das Gericht als auch die Gegenseite nicht zu sehr belasten.“

Sollten die Kläger erfolgreich sein, würde auch eine Bühler Klage angestrengt werden können, letztlich sogar müssen, wie Thomas Bauer, der Fachbereichsleiter Finanzen - Beteiligungen - Liegenschaften, sagte. „Entscheiden darüber müsste aber der Gemeinderat“, sagte Oberbürgermeister Hubert Schnurr (FW).

PFC-Sanierungsprojekt in Bühl wird nach jahrelanger Vorarbeit umgesetzt

Nach jahrelanger Vorarbeit geht das Sanierungsprojekt jetzt in die Umsetzung. Erstes Gerät ist bereits aufgefahren worden, ein Teil der Halteverbotsschilder entlang der vorgesehenen Transportroute von Balzhofen in die Bußmatten steht.

Alois Huber, der Geschäftsführer des beauftragten Ottenhöfener Unternehmens Huber-Bau, rechnet mit den ersten Fahrten für Dienstag oder Mittwoch nächster Woche. Zunächst müsse die Fläche in den Bußmatten hergerichtet werden. Huber hofft auf trockene Witterung in den kommenden Tagen und rechnet mit „stark drei Wochen“, die für den Transport der insgesamt 14.400 Kubikmeter Erdreich benötigt werden. Sollte es zu nass sein, könne es aber Unterbrechungen geben und die Maßnahme entsprechend länger dauern.

Insgesamt 15 Lkw werden montags bis freitags zwischen 7 und 18 Uhr unterwegs sein. Zwischen 600 und 800 Fahrten werden erwartet. Die Fahrtroute ist als Ringverkehr angeordnet. Die beladenen Lkw biegen beim Wasserwerk auf die Straße Zell-Balzhofen ein, fahren durch Balzhofen nach Vimbuch, biegen dort Richtung B3 ab und steuern auf dieser die Bußmatten an.

Auf dem Rückweg geht es leer durch Oberweier und vor dem Feuerwehrgerätehaus am Balzhofener Ortseingang in Richtung Waldhägenich. Die Streckenführung hat mehrere Vorteile, wie Huber und Benkeser ausführten: Die Lkw müssen nicht wenden, sie können direkt am Weg beladen werden, Begegnungsverkehr ist gerade an den engen Stellen ausgeschlossen.

Ziel ist langfristige Sicherung des Trinkwasserreservoirs

Das Ziel des Projekts ist die langfristige Sicherung des Trinkwasserreservoirs. „PFC sind im Rohwasser des Wasserwerks nachweisbar, aber beherrschbar. Noch“, betont Benkeser, um die Notwendigkeit der Sanierung zu unterstreichen. 2017 sei gemeinsam mit der Karlsruher Arcadis Germany GmbH, einem Beratungsunternehmen für natürliche Schutzgüter, die Planung aufgenommen worden.

Zahlreiche Fachbehörden seien einbezogen worden, bis hoch zum baden-württembergischen Umweltministerium hätten sie sich mit den unterschiedlichsten Fachthemen befasst, ehe im vergangenen Jahr das Sanierungskonzept genehmigt worden sei. Kritik, dass nicht genügend Informationen zur Verfügung gestellt würden, wie sie in Schreiben an die Stadtverwaltung geäußert wurde, lässt Benkeser daher nicht gelten.

Dass die PFC sich nicht in Luft auflösen, sei unbestritten. Das Erdmaterial wird in den in der Region am stärksten belasteten Bußmatten zunächst zwischengelagert und bis 2025 im Untergrund eines geplanten Gewerbegebiets eingebaut. Der dortige lehmartige Boden kann mit einem Kalk-Zement-Gemisch nach unten abgedichtet werden.

Die abzutragenden Flächen bei Balzhofen werden künftig der Landwirtschaft nicht mehr zur Verfügung stehen, das ist Teil des Preises für einen besseren Schutz des Trinkwassers. Es entstehen Mulden, die bei der ersten Fläche ein Meter tief wird (auf weiteren Flächen sind es 60 Zentimeter).

So tief wird abgetragen: „Wir haben etliche Voruntersuchungen gemacht“, sagt Arcadis-Projektleiter Christopher Schenkel, der seit Beginn an dabei ist, „bis in diese Tiefe haben wir Schadstoffe gemessen“. Sobald die Fläche abgetragen ist, werde weiter beprobt - im Zweifel müsste noch mehr abgetragen werden.

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