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Ausnahmezustand

Polizeieinsatz am Bahnhof in Bühl: Herrenloser Koffer entpuppt sich als harmlos

Ausnahmezustand im Corona-Ausnahmezustand: Ein herrenloser Koffer am Bühler Bahnhof hat am Mittwochnachmittag zu einer stundenlangen Sperrung des Stationsbereichs geführt. Kurz vor 14 Uhr war der verdächtige Koffer gemeldet worden, drei Stunden später konnte die Bundespolizeidirektion Entwarnung geben.

Spezialkräfte aus Stuttgart näherten sich in speziellen Schutzanzügen dem Koffer.
Spezialkräfte aus Stuttgart näherten sich in speziellen Schutzanzügen dem Koffer. Foto: Margull

Ausnahmezustand im Corona-Ausnahmezustand: Ein herrenloser Koffer am Bühler Bahnhof hat am Mittwochnachmittag zu einer stundenlangen Sperrung des Stationsbereichs geführt.

Kurz vor 14 Uhr war der verdächtige Koffer gemeldet worden, drei Stunden später konnte die Bundespolizeidirektion Entwarnung geben: Vom Inhalt des Koffers ging keine Gefahr aus. Gleichwohl hatte der Vorfall Auswirkungen auf den Bahnverkehr und auch manche Autofahrer mussten sich lange gedulden.

Eine Frau hatte den Koffer entdeckt und ihn an die nördliche Ecke des Empfangsgebäudes gestellt. Die alarmierte Bundespolizei rief ein Bombenentschärfungsteam aus Stuttgart ebenso nach Bühl wie eine Hundeführerin aus Kehl.

Gebäude und Bahnsteig wird geräumt

Derweil galt das erste Anliegen der Bühler Polizei der Räumung des Gebäudes und auch des Bahnsteigs. Die Mitarbeiter einer Bäckerei und des Zeitschriftenladens mussten das Haus verlassen. Rund 15 Reisende mussten den Bahnsteig verlassen, ihre Fahrt verzögerte sich um Stunden.

Als das Areal geräumt war, wurde der gesamte Bereich im Umkreis von 150 Metern gesperrt: Die für den Bahnhof zuständige Bundespolizei ließ niemanden passieren. Der Autoverkehr am Bahnhof entlang war unterbrochen.

Pech hatte, wer sein Fahrzeug auf dem Parkplatz zwischen Bahnhof und Busbahnhof abgestellt hatte. Freundlich aber bestimmt machten Bundespolizei und Polizeirevier deutlich, dass es keinerlei Ausnahmen gebe – und achteten auch auf den notwendigen Corona-Abstand.

Notfallmanager der Bahn vor Ort

Die Deutsche Bahn hatte einen Notfallmanager nach Bühl geschickt, der Fragen von Bahnkunden beantwortete. "Sollte sich der Kofferinhalt als harmlos erweisen, wird der reguläre Zugbetrieb schnell wieder aufgenommen", versicherte der Experte. Gegenüber dem ABB erklärte er das Vorgehen in diesen Fällen: "Wir haben es hier mit einem NZG zu tun, einem nicht zuordenbaren Gegenstand, dessen Besitzer wir ebenso wenig kennen wie den Inhalt."

Sofort nach Eingang der Meldung waren die Gleise der Rheintalbahn in diesem Abschnitt gesperrt worden. Der Regionalverkehr einschließlich der Stadtbahnen wurde aus Süden kommend bei Ottersweier auf die Schnellfahrstrecke umgeleitet und bei Sinzheim wieder zurück auf die "alte" Rheintalbahn (und aus nördlicher Richtung umgekehrt).

Das bedeutete aber auch, dass weder in Bühl noch in Steinbach oder Sinzheim ein Regionalzug halten konnte. Der Fernverkehr und der Güterverkehr waren laut Notfallmanager nicht beeinträchtigt. Da durch die Corona-Einschränkungen die Zahl der Bahnreisenden derzeit deutlich reduziert ist, "sind hier Gott sei Dank nicht so viele Leute betroffen", sagte der Notfallmanager.

Je länger es aber dauerte und Richtung Feierabend ging, desto zahlreicher wurde die Schar der Menschen, die hinter dem rot-weißen Absperrband verharrten und darauf warteten, zum Zug oder zu ihrem Auto zu kommen.

Die Hundeführerin der Bundespolizei – insgesamt gehören der Offenburger Bundespolizeidirektion fünf Hundeführer an – wartete vor Ort auf einen möglichen Einsatz. Ihr Vierbeiner, ein Malinois (Belgischer Schäferhund), ist ein "Dualhund": Er kann sowohl als Schutz- als auch als Sprengstoffspürhund eingesetzt werden. 14 Wochen dauert die Hundeausbildung, die Vorbereitung nicht eingerechnet. Anschließend ist monatlich ein Seminartag.

Spezialkräfte aus Stuttgart rücken an

Um 16.18 Uhr waren schließlich die Spezialkräfte aus Stuttgart eingetroffen. In speziellen Schutzanzügen näherten sie sich mit ihrer Ausrüstung dem Koffer. Er wurde mit einer Kamera "durchleuchtet", der Inhalt auf einem Bildschirm im Fahrzeug eingehend untersucht.

Die Sprengstoffexperten besitzen durch ihre Arbeit am Flughafen in Stuttgart Erfahrung im Umgang mit Koffern. So konnten sie schließlich Entwarnung verkünden, der Sprengstoffspürhunde wurde nicht benötigt. Der Koffer wurde geöffnet, zum Vorschein kamen allerlei Gegenstände, von einer Nikolausmütze über andere Textilien bis hin zu einem Aktenordner. Aber auch eine europäische Gesundheitskarte mit Foto und Namen fanden die Beamten – möglicherweise eine Spur zum Besitzer des Koffers.

Danach ging alles sehr schnell. Die Straßensperrung konnte aufgehoben werden, die Autofahrer durften zu ihren Fahrzeugen und der Bahnverkehr nahm um 17.04 Uhr den regulären Betrieb wieder auf. Der Ausnahmezustand im Ausnahmezustand war nach gut drei Stunden beendet.

Entwarnung in #Bühl : Inhalt des herrenlosen Koffers am #Bahnhof stellt sich als harmlos heraus. Die Sperrungen wurden wieder aufgehoben.

— Bundespolizei Baden-Württemberg (@bpol_bw) April 8, 2020

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