Randalierer, die die Feuerwehr bei ihrer Arbeit behindern, gibt es in Bühl nicht. Günter Dußmann, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Bühl, kennt Horrorberichte dieser Art nur aus den Medien.
„Vielleicht ticken die Uhren in der ländlichen Region anders als in der Großstadt“, meint Dußmann. „Vielleicht haben die Berichte und Diskussionen über solche Exzesse den einen oder anderen aber auch zum Nachdenken gebracht. Ich spüre bei den Menschen jedenfalls Verständnis und sogar Hochachtung für das Engagement der Freiwilligen Feuerwehr.“
Probleme gibt es natürlich trotzdem, und die sind zum Teil ziemlich massiv. Dußmann differenziert dabei zwischen den Einsätzen auf der Autobahn und denen in der Kernstadt und den Dörfern. Wenn die Feuerwehrleute zu Unfällen auf der Rheintalautobahn ausrücken, kämpfen sie jedes Mal mit denselben Schwierigkeiten.
Wichtig ist der zweite Pulk
Rund 30 mal im Jahr ist das der Fall. „Es ist immer wieder das Thema Rettungsgasse“, sagt der Feuerwehrchef. Inzwischen haben die meisten Autofahrer offensichtlich begriffen, wie wichtig die freie Rettungsgasse ist.
Wenn der Kommandowagen und der Vorrüstwagen der Bühler Feuerwehr auf der A5 zum Unfallort rasen, ist sie in aller Regel auch frei. „Weil dann minutenlang keine weiteren Einsatzfahrzeuge folgen, glauben viele Verkehrsteilnehmer der Einsatz sei vorbei“, sagt Dußmann. „Schon beginnt sich die Rettungsgasse wieder zu schließen.“
Das ist für die Feuerwehr und andere Hilfsorganisationen eine Katastrophe. „Mit dem zweiten Pulk kommen nämlich unsere großen Feuerwehr-Lastwagen“, berichtet Dußmann. „Die kommen wenige Minuten nach dem Kommandowagen oft nicht mehr durch, weil die Brummifahrer dann längst wieder in Richtung mittlere Spur gezogen sind. Dort läuft der Verkehr meistens ein wenig schneller und man kommt hundert Meter weiter.“
In solchen Situationen fehlt das Zeitgefühl.Günter Dußmann, Feuerwehrkommandant
Die großen Lastwagen der Feuerwehr stecken dann regelmäßig fest und gelangen nicht zum Unfallort. „Wie lange das jedes Mal dauert, kann ich schwer beurteilen“, mein Dußmann.
Filmende Gaffer sind selten
In solchen Situationen fehlt das Zeitgefühl. Jedenfalls kommen meine Leute deutlich später am Unfallort an. Übrigens hat der Abschleppwagen, der erst eine Dreiviertelstunde später anrückt, mit denselben Problemen zu kämpfen. Dieses Verhalten schadet den Verkehrsteilnehmern selbst. Bevor die Unfallfahrzeuge nicht von der Strecke sind, wird die Sperrung nicht aufgehoben.“
Gaffer, die Unfälle mit dem Handy filmen, sind selten. „Die Polizei kontrolliert inzwischen verschärft und auch wir achten darauf“, berichtet Dußmann.
„Gaffer fahren extrem langsam an der Unfallstelle vorbei, während der Beifahrer und manchmal auch der Fahrer ihre Smartphones zücken. Wenn Autos bremsen, um den Unfall besser beobachten können, stellt das ein Risiko dar. Vor allem die großen Sattelschlepper, die bereits wieder Tempo aufgenommen haben, müssen stark abbremsen. Die Fernfahrer hupen dann oft wütend.“
Die Einsätze auf der A5 sind für die Feuerwehrleute nicht ungefährlich. Sie müssen eingeklemmte Unfallopfer aus den Fahrzeugwracks befreien und ausgelaufene Betriebsstoffe binden. „Für uns ist es extrem wichtig, die Unfallstellen gut abzusichern“, sagt Dußmann. „Immer wieder fahren Autos auf unsere Einsatzfahrzeuge auf. Die Brummis rollen auf der freien Spur mit 60 bis 80 Sachen an uns vorbei. Zeit ist für die Geld.“
Wegen falsch parkender Autos kommen wir oft nicht durch.Günter Dußmann, Feuerwehrkommandant
Wenn es in der Stadt und auf dem Dorf brennt und die Floriansjünger schnell ausrücken, stehen sie vor ganz anderen altbekannten Problemen. „Wegen falsch parkender Autos kommen wir oft nicht durch“, berichtet Dußmann.
„Ehrenamtliche Feuerwehrleute sind nun einmal keine Berufskraftfahrer. Enge Stellen, die ein Fernfahrer oder ein Busfahrer noch relativ zügig passieren, werden deshalb für uns zum Hindernis. Da kommen wir nur extrem langsam durch.“
Typische Nadelöhre gibt es in der Oberweierer Straße und im Wasserbett. „Da sind oft beide Straßenseiten zugeparkt“, sagt Dußmann.
Penetrante Störer oder Beleidigungen am Einsatzort gibt es in Bühl aber nicht. Ganz im Gegenteil. Dußmann erzählt gerne vom Engagement der Menschen beim Brand in einer Seniorenwohnanlage in der Kernstadt Ende März.
„Das war toll“, sagt er. „Die Leute haben den Opfern spontan geholfen und als die Einsatzkräfte eintrafen, haben sie das Feld geräumt und sind einfach nach Hause gegangen.“