
Ende gut, nicht alles gut, aber doch erheblich besser, als die schlimmsten Erwartungen im zweiten Pandemie-Jahr in Folge hätten befürchten lassen. Ein betriebswirtschaftlich goldener Oktober sorgte auf dem Baden-Airport zum Finale des Sommerflugplans 2021 nochmals für mächtig Rückenwind und bescherte nach einem Stotter-Start mit vielen Turbulenzen zum Saisonbeginn im Frühjahr tief schwarze Umsätze.
Voll im Trend lag die Rennstrecke nach Mallorca mit bis zu drei Verbindungen täglich.
Die am Baden-Airport angesiedelten Reisebüros berichten unisono von einem „hohen Nachholbedarf“ bei Familien. Sie sorgten für „rappelvolle Flugzeuge“ der Carrier Eurowings und Ryanair. Das führte bisweilen zu unliebsamen Begleitumständen aufgrund extremer Überbuchungen.
Airlines setzen Passagiere kurzfristig in größere Maschinen um
Urlauber beklagten gegenüber unserer Redaktion, dass sie bereits nach der Einnahme ihrer Sitzplätze die Maschine wieder verlassen mussten und in einen anderen, größeren Typ des gleichen Herstellers „umquartiert“ wurden. Weil auch das Gepäck komplett umgeladen werden musste, betrug die Verspätung beim Abflug rund zwei Stunden.
Ansonsten aber sorgte das Saisonfinale für reichlich Auftrieb unter den Tragflächen, befeuert auch durch den Beginn der Herbstferien und den Feiertag Allerheiligen.
Jennifer Fontaine sitzt im elften Jahr am Schalter des IT-Reisebüros. Die französische Filialleiterin berichtet von einem „sehr starken Oktober“, der vielleicht die Ausmaße eines Allzeithochs des am 17. Mai 1997 mit dem ersten Charterflug der Fluggesellschaft Spanair nach Palma de Mallorca in Betrieb gegangenen internationalen Flughafens Karlsruhe/Baden-Baden (FKB) haben könnte.
Viele Urlauber reisen aus Frankreich zum Baden-Airport an
Das sei auch wichtig, um die Umsatzdefizite im ersten Quartal zumindest einigermaßen zu kompensieren. Was ihr besonders auffällt und sie freut, ist der hohe Anteil ihrer elsässischen Landsleute am Passagieraufkommen, das sie in den Herbstmonaten auf Dreiviertel des gesamten Gästeaufkommens taxiert. Auf das Jahr gerechnet sind es knapp 50 Prozent.
Die Gründe macht sie an mehreren Parametern fest: So seien die Einreisehürden jenseits des Rheins „weniger kompliziert“, die Franzosen ohnehin „deutlich wagemutiger“ als die östlichen Nachbarn. Außerdem hat der „Heimatflughafen“ Straßburg-Entzheim die Sonnen-Destinationen auf den Balearen und Kanaren in deutlich geringerem Ausmaß, wenn überhaupt im Programm. Stattdessen liegt der Fokus dort eher auf dem Binnenmarkt und französisch-affinen Destinationen.
45 Maschinen mit 6.000 Passagieren an Bord
Mitarbeiterinnen anderer Reisebüros vor Ort, die namentlich nicht genannt werden möchten, bestätigen den Herbst-Boom. Sie argumentieren mit einem „großen Nachholbedarf“ und einer „urlaubstechnisch ausgehungerten Kundschaft“. Und sie berichten von einer weit verbreiteten Verlängerung der Sommer-/Herbstsaison der Hotelbetreiber, die bislang oft schon im September in den Winterschlaf gingen und nun bis weit in den November geöffnet haben, um verlorene, Pandemie bedingte Umsätze auszugleichen.
Am vergangenen verlängerten Ferienwochenende hieß es für rund 45 Maschinen mit etwa 6.000 Passagieren an Bord ab Söllingen: take off. Vor einem Jahr waren zu Ferienbeginn mit 1.018 Personen deutlich weniger Fluggäste am Start.
Immerhin: Ein Chaos im Sicherheitsbereich wegen Personalmangels wie einmal zu Beginn der Sommerferien blieb aus. Staus gab es lediglich zu bestimmten Abflugstoßzeiten in den Vormittagsstunden.
Sommerflugplan für den Baden-Airport mit neuen Zielen tritt am 27. März in Kraft
Die Buchungen des am Sonntag angelaufenen Winterflugplans , heißt es allenthalben, seien vielversprechend. Reine Badeziele werden mit Ägypten (Hurghada), Fuerteventura sowie Gran Canaria jeweils einmal wöchentlich durch Corendon bedient, einer niederländisch-türkischen Airline.
Ryanair fliegt Teneriffa Süd montags und samstags an; außerdem steht Mallorca dreimal pro Woche bis 25. März auf dem Flugplan. Die Lufthansa-Tochter Eurowings, ein Liebling der Söllinger Urlauber, hat für den Winterflugplan kein Angebot abgegeben.
Ansonsten gilt für den am 27. März 2022 in Kraft tretenden Sommerflugplan 2022 das Prinzip Zuversicht. Der Trend geht laut der Reise-Experten vor Ort aufgrund der volatilen Infektionszahlen und Reisebeschränkungen weg von früh- zu kurzfristigen Buchungen.
Erwartet würden eine Verdichtung der Kanaren- und Griechenland-Verbindungen ebenso wie direkt angeflogene Warmwasser-Ziele wie Ibiza oder Menorca. Der übereinstimmende Tenor: Im operativen Geschäft sei noch viel Phantasie gefragt und „jede Menge Luft nach oben“.