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„Das Lied vom Tod“ erklingt

Schaeffler-Mitarbeiter demonstrieren bei bundesweitem Aktionstag in Bühl für ihre Jobs

Beim Automobilzulieferer Schaeffler drohen Stellenabbau und Werksschließungen. Dagegen wurde an einem bundesweiten Aktionstag auch am Standort Bühl protestiert. Die Demonstranten spielten Ennio Morricones Melodie aus „Spiel mir das Lied vom Tod“.

Demonstration von Angestellten von Schaeffler in Bühl
Protest gegen Stellenabbau und Werksschließungen: Die Mitarbeiter von Schaeffler demonstrierten an einem bundesweiten Aktionstag an allen Standorten des Konzerns, auch in Bühl. Foto: Ulrich Coenen

Ennio Morricones Musik aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ dröhnt aus zwei riesigen Lautsprecherboxen, die die Gewerkschafter am Heck eines SUV befestigt haben. Die kleine Gruppe setzt sich in der Industriestraße in Bewegung.

Der Marsch, den zwei Polizeifahrzeugen begleiten, führt am gesamten Werksgelände der Firma Schaeffler vorbei. Als die Demonstranten in die Rheinstraße in Richtung Vimbuch abbiegen, hat sich längst ein kleiner Stau hinter ihnen gebildet.

Maja Reusch, die Zweite Bevollmächtigte der IG Metall, ist aus Offenburg angereist. „Das ist ein bundesweiter Aktionstag an allen Schaeffler-Standorten“, erklärt sie gegenüber dieser Redaktion. „Insgesamt will das Unternehmen rund 4.400 Stellen abbauen.“

Demonstration unter dem Motto „Zukunft für unsere Standorte“

Die Werke in Eltmann, Wuppertal und Köln sind sogar von Schließung bedroht. Aus diesem Grund haben der Gesamtbetriebsrat des Konzerns und die IG Metall unter dem Motto „Zukunft für unsere Standorte“ zur Demonstration aufgerufen. „Die Transformation darf nicht zu Lasten der Beschäftigten gehen“, meint Reusch. Sie lobt ausdrücklich die Solidarität der Standorte, die durch den Aktionstag bekräftigt wird. Statt des Stellenabbaus fordert sie eine Qualifikation der Mitarbeiter für die neue Elektromobilität.

David Springmann, Sprecher der IG Metall-Vertrauensleute bei Schaeffler, und Betriebsratsmitglied Werner Schmitt haben einen Dialog zur Krise vorbereitet, den sie in Anlehnung an den Untertitel von Stanley Kubriks filmischem Meisterwerk „2001“ unter dem Motto „A Space Odyssey“ vortragen. Sie verballhornen damit das Restrukturierungsprogramm Space des Konzerns.

„Worum geht’s?“ fragt Schmitt. „Es ist ein Protest gegen Standortschließungen im Rahmen von Space“, entgegnet Springmann. „Auch unser Bühler Standort ist davon betroffen.“ Er betont, dass die von Space betroffenen örtlichen Arbeitnehmervertretungen sich intensiv Gedanken machen, wie es weitergehen könne. „Wir erarbeiten Alternativkonzepte, um Schließungen und Arbeitsplatzabbau zu vermeiden.“

Situation mehrere Standorte ist noch unklar

Werner Schmitt berichtet aber auch von positiven Entwicklungen: „Die ursprünglich ablehnende Haltung des Managements ist inzwischen einem Entgegenkommen gewichen. Mittlerweile ist unklar, ob die geplanten Schließungen der Standorte Eltmann, Wuppertal und Köln beibehalten werden sollen. Die Situation der Standorte Steinhagen, Luckenwalde und Clausthal-Zellerfeld ist wohl immer noch unklar. Wer dort arbeitet, für den steht die Zukunft auf dem Spiel. Der sitzt vermutlich im Space-Shuttle in Richtung Arbeitslosigkeit.“

Wir appellieren an das soziale Gewissen des Familienunternehmens.
David Springmann, Vertrauensmann IG Metall

„Gewinnmaximierung ist nicht alles“, betont Schmitt in seinem Dialog mit Springmann. „Wir appellieren an das soziale Gewissen des Familienunternehmens.“ Es gibt Beifall. „Das Unternehmen trägt nicht nur Verantwortung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern für die ganze Region“, ergänzt Springmann.

Zum Abschluss gibt es ein Gruppenfoto mit dem Schaeffler-Hauptgebäude im Hintergrund. Die Transparente und die roten Fahnen werden noch einmal entrollt. „Jobs für die Zukunft sichern“, steht auf einem.

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