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Talkrunde im Bühler Bürgerhaus

Schaeffler und Daimler geben Einblick in die Zukunft der mittelbadischen Automobil-Industrie

Transformation ist die große Herausforderung für Automobilindustrie und Zulieferbetriebe in Mittelbaden. In Bühl gaben Verantwortliche von Schaeffler und Daimler Einblicke in ihre Zukunftsvisionen.

Systementwicklung für die 4in1-E-Achse von Schaeffler.
Neue Konzepte: Nicht nur bei Schaeffler stellen die neuen Antriebsarten, wie hier bei der Achse für den E-Antrieb, eine Herausforderung für die Mitarbeiter dar. Foto: Matthias Zink

Die Stadt Bühl und die gesamte Region profitieren enorm vom Wachstum der Automobilindustrie. Sie leiden aber im gleichen Maß, wenn es bei Bosch und Schaeffler nicht rund läuft. Oberbürgermeister Hubert Schnurr (Freie Wähler) verwies bei einer Gesprächsrunde mit Vertretern der Autoindustrie und der IG Metall im Bürgerhaus Neuer Markt auf die enorme Verflechtung.

„Wir haben hier starke Impulse bei der Elektromobilität, etwa durch das neue Entwicklungszentrum“, ging Schnurr auf die Innovationen von Schaeffler und auch Bosch ein. Er sagte aber auch: „Bühl befindet sich seit Corona und den Umwälzungen in der Zulieferindustrie in einem permanenten Krisenmodus.“

Daimler Truck in Gaggenau: So früh wie möglich bereit sein

Tomas Twork, Werkleiter von Daimler Truck am Standort Gaggenau, sagte: „Früher war ich der Meinung, wer Visionen hat, der soll zum Arzt gehen.“ Heute sei die Situation anders, weil viel komplexer: „Wenn wir Maßstäbe setzen wollen, dann müssen wir für unsere Kunden so früh wie möglich bereit sein, moderne Trucks mit den unterschiedlichsten Antriebsformen weltweit anbieten zu können.“

Im Zentrum stünden neue Produkte, die spätestens 2035 CO2-neutral und autonom unterwegs seien. „Wir müssen so früh wie möglich bereit sein, dem Kunden so ein Fahrzeug anzubieten“, das funktioniere nur über Transformation. Es sei dabei offen, welche Technologie sich durchsetze, ob Brennstoffzelle oder Batterie.

Schaeffler in Bühl: Neue Spielregeln gestalten Produkte

Roland Welter, der bei Schaeffler in Bühl das Projekt E-Mobilität leitet., ergänzte: „Das Thema dreht sich momentan gewaltig.“ Sehr viele Rahmenbedingungen hätten sich stark verändert, „deshalb sprechen wir von Transformation, wobei die neuen Spielregeln auf die neuen Produkte übertragen werden“. Die Unternehmen müssten die Mitarbeiter motivieren und eine Aufbruchstimmung verbreiten.

Dabei verkürzten und veränderten sich bekannte Prozesse. „Die Halbwertszeit des Wissens bekommt immer kürzere Intervalle, das gilt auch für die Produkte“, sagte Roland Barth vom Projektentwickler ITK Engineering in Rülzheim. Er sehe vor allem eine sehr unterschiedliche komplexe Herausforderungen für eine vernetzte Zukunft über Branchen hinweg.

Der aktuelle Arbeitsplatz existiert nur für eine gewisse Zeit.
Claudia Peter, IG Metall

Die Fachleute waren sich bei diesem Forum des Automotive Engineering Network Karlsruhe einig, dass es für die Transformation keinen klaren Weg gebe. Ein zentraler Faktor sei die Belegschaft. Roland Welter sagte: „Wir müssen jeden beim Wissensaufbau in den Betrieben mitnehmen. Dabei geht es um die Bereitschaft das mitzumachen.“ Deshalb seien innerhalb der Betriebe vielfältige Schulungsmaßnahmen notwendig.

Claudia Peter, Geschäftsführerin der IG-Metall-Geschäftsstelle in Gaggenau, sagte: „Das geht aber nicht alles wie in der Schule.“ Von Seiten der Arbeitnehmer bedürfe es einer großen Offenheit für Veränderungen, die sich nur vage abzeichnen. Dabei müsse klar sein: „Der aktuelle Arbeitsplatz existiert nur für eine gewisse Zeit.“

Der Prozess bringe tiefgreifende Veränderungen für die Region mit sich, die sich nicht ohne Weiteres vorhersagen ließen. „Das geht nur, wenn Beschäftigte, Betriebe und die Gewerkschaften eng miteinander arbeiten“, ging Peter auf neue Formen von Tarifverträgen ein. Unterm Strich gehe es darum, durch flexible Gestaltung möglichst viele Beschäftigte mitzunehmen und am Standort zu erhalten. Das gelte auch für den Bereich Ausbildung.

Roland Barth sagte: „Wir haben es hier mit einer gesamtgesellschaftlichen Herausforderung zu tun.“ Dabei gehe es auch um Leistungsbereitschaft und Durchhaltevermögen, wobei für viele Einsteiger mehr die Work-Life-Balance im Vordergrund stehe. „Das ist ein großer Happen für die Automobilindustrie, die Transformation technisch zu schultern sowie die Mitarbeiter bei der Motivation und Ausbildung mitzunehmen. Generell gilt dabei, dass man selbst nur etwas entzünden kann, wenn man dafür brennt.“

Kooperation bringt Vorteile

Einen Ansatz sieht Truck-Chef Twork in Kooperationen zum gegenseitigen Nutzen, die bereits angestoßen seien. Waldemar Epple vom Karlsruher Automotive Engineering Network, fragte : „Was können Unternehmen tun mit Blick auf die Planung von künftigen Produkten?“ Das sei vor allem bei den vielen kleinen und mittleren Zulieferbetrieben wichtig.

Es sei bei dem Prozess wichtig, alle Betroffenen zu beteiligen, um Orientierung in der Veränderung zu geben. Ein Ansprechpartner sei das Automotive Engineering Network, Geschäftsführerin Sieglinde Walz unter sieglinde.wald@ae-network de oder unter (0171) 2 35 87 04.

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